Dienstag, 28. Dezember 2010

Buchbinden : Samuel Pepys als Initialzünder

Ach wie schön ist JEDER Besuch auf Samuel Pepys Website :: http://www.pepysdiary.com/ :: Und ja, ich habe natürlich nach „bookbinding” und anverwandten Stichworten gesucht und diesen Eintrag gefunden. Der ist nicht neu, ziemlich bekannt, aber deshalb nicht weniger motivierend zu lesen: „After that to a Bookseller's and bought for the love of the binding three books.” - Diary, May 15, 1660. Und auch das ist zum alten Pepys bekannt, seine Bibliothek und seine Lesewut müssen uferlos gewesen sein.
Für das neue Jahr habe ich mir vorgenommen, gelegentlich ein wenig nach seinem Diktum „for the love of the …” zu bloggen, wobei die Pünktchen halt von mir frei und intuitiv ersetzt werden. Hier und heute, noch im alten Jahr, der erste Versuch.

No. 0 :  Bound a book for the love of a „Sprenkel-/Kiebitzpapier”.



Genauer gesagt, ich fand Tanja Karipidis Kleisterpapier im Vogelei-Desing „Singdrossel” als Vorsatz so ansprechend, dass ich mir dieses Blank-Buch drumherum gestaltet habe. Den Buchblock habe ich (leider) aus einem Rest von weniger begnadetem Offsetpapier (8 Lagen á 16 Seiten) auf 3 Bänder geheftet. Das Einbandmaterial ist ein amselschwarzes Regentleinen über einer 1,5 mm Graupappe und die handgefummelten Kapitalbändchen sind in Amselschnabel-Gelb-Orange gehalten.

Montag, 27. Dezember 2010

Neujahrsgrüsse : New Years Greetings

Liebe Freundinnen & Freunde!
Fröhliche Neujahrsgrüsse aus Köln:


All the best for the New Year 2011!

Montag, 29. November 2010

Buntpapier : Emil Kretz

Die einigermaßen übersichtliche Zahl aktueller Literatur zum Buchbinden, seiner anverwandten Techniken und begleitenden Materialien betreffend, lässt eine Neuerscheinung eigentlich nicht unentdeckt, sollte man meinen. Mein Freund Eberhard berichtete von einem Büchlein aus dem Buntpapierverlag, Hamburg, das er auf der BuBi-Messe in Köln erworben hatte und das mir völlig unbekannt geblieben war, weil ich wohl nicht zu dem Kreis der Gesalbten gehöre, denen das kleine Werk angeboten worden ist.
Im Laufe der Jahre und des Sammelns, will sagen ‚Aufhäufelns’ einschlägiger Literatur, habe ich nach der Schilderung nicht sofort meinem Habenwollen-Impuls nachgegeben, sondern das Buch ausgeliehen. Alle Verlagsdetails :: hier ::
Das Buch, minimal größer als die bekannten Insel-Bücher, kommt in nummerierter, limitierter Auflage mit 57 (2) S, gedruckt auf feines mattes Offset, erstklassig typografiert, zweisprachig deutsch/englisch, handgebunden, farbiges Vorsatz, vom Stein gedrucktem Bezugspapier, mit Abbildungen und eingeklebten Musterblättchen, usw. usw. Es ist ein sehr schönes Pappbändchen, an dem auch der nörgeligste Beschauer nichts auszusetzen hat, das dem Schaffen des in der Schweiz wohlbekannten Buchbinders, Ausbilders und Buntpapiermachers Emil Kretz gewidmet ist.
Soviel zum Sammelobjekt.
Lese ich mir dann die Wiedergabe seiner Arbeitstechniken zu den „Kleisterbatik-Papieren” durch, die mich zugegeben mehr interessieren als die Verehrung des fast vergessenen Meisters, bin ich auch sehr angetan, denn ich kann seinen komplizierten, Tage dauernden Herstellungsprozess gut nachvollziehen: Bestes Papier, frischen Weizenstärkenkleister, klar oder leicht getönt, Modeln bzw. handgeschnitzte Rollen mit einer einfachen Abrolltechnik, verdünnte Ölfarben und, viel Wasser zum Abwaschen des getrockneten Kleisters und noch mehr Zeit zum trockenen der Farbe. Es fehlt auch nicht der Hinweis auf die alternative Einfärbung mit verdünnter Tusche für jene (wie mich), denen die Verdünnungschemie zuwider ist.
Emil Kretz ist ein weiteres gutes Beispiel dafür, dem in unserem Kulturkreis entstandenen und liebevoll gehegten Pappband mehr Aufmerksamkeit zu schenken und die dafür nötigen Bezugspapiere zeitgemäß zu gestalten und haltbar herzustellen, ohne dem oftmals tümelnden, altmodischen Design-Empfinden der Buchbinder-Generationen der 30er, 40er und 50er Jahre nachzulaufen, bzw. sich aus Bequemlichkeitsgründen fertige Ware aus Italien oder aus Nepal einzukaufen. Für meinen Teil muss ich mir jetzt etwas ausdenken, was ich auch auf ca. 1,2 qm beheiztem Arbeitsplatz und ca. 2 qm unbeheizbarem Arbeitsplatz im Keller umsetzen kann. Das würde spannend, meint meine weitaus bessere Hälfte.

Montag, 22. November 2010

Buchbinden : Sparsam sei der Buchbinder …

… und unerschrocken in der Wahl seiner Mittel
Feines Werkzeug liebe ich sehr, manchmal auch so sehr, dass ich für einzelne Teile ‚Schulden’ gemacht habe. Weil ich, buchbindermäßig gesehen, nahezu alles besitze, was gut, nützlich und, ja, teuer ist, beschränke ich mich in den letzten Jahren darauf, mehr über Werkzeugschätzchen zu lesen als sie zu kaufen. Eine der schon öfter zitierten Quellen meiner geheimen Lüste ist der  blog von Jeff Peachey. Der Mann ist nicht nur ein erstklassiger Buchbinder, akademisch vernetzter Buch-/Papierrestaurator, Werkzeug-Historiker (im tiefen Sinne des Begriffes), sondern auch ein in Fachkreisen bekannter Hersteller von feinen und feinsten Buchbinder-Werkzeugen.
Sein letzter post beschäftigt sich mit klassischen ‚Heftladen’
Er hat die gängigsten, online zu erwerbenden Modelle, recherchiert und die Hinweise mit Links versehen. Dort kann sich der Material-Ästhet richtig austoben; ich sage nur Shaker-Qualität. Es bestätigt sich auch hier mein Vorurteil, dass ich in USA alles, wirklich alles kaufen kann, selbst das, was sich in Deutschland nur noch schwer oder gar nicht beschaffen lässt: Werkzeug der Marken ‚Kaufen und Wegschmeissen’, ‚Bewährte Industrie-Qualität’ und ‚Fantastisch/unübertrefflich Handgemachtes’.
Ich hingegen schäme ich dreifach: Ich nutze meine Heftlade noch nicht einmal als Dekostück, sie lebt staubsicher im Dachgeschoss-Exil. Die beiden wunderschönen Heftladen in der Behindertenwerkstatt palette wurden zu ihrem Schutz in ein Hochregal nach oben verbannt. Und dann finde ich auch noch, ganz im Sinne meines alten Buchbindegurus Karl Heinz Krons, der seine Schüler zur absoluten Sparsamkeit erzog, mit Ausnahme des Werkzeugs, natürlich, den gar putzigen Einfall, einen Stuhl als Heftrahmen zu nutzen.
Quelle: Ruth Zechlin, Werkbuch für Mädchen und für alle, die Freude am Werken haben, S. 274, Bild 1006, 25. Auflage, Otto Maier Verlag Ravensburg, 1961 (Ersterscheinung 1932). (Anmerkung pz: Die alte Zechlin, eine renommierte Professorin für Werkpädagogik, war eine unglaublich rührige ‚Kampfbastlerin’. Sie hatte ihr philosophisches Fundament in der bündisch-/gewerkschaftlich-/sozialistischen Jugendbewegung zu einer Zeit, als es ernsthaft ehrenrührig war, nichts zu wissen bzw. nichts zu können oder, noch schlimmer, nichts lernen zu wollen. Weiteres zu Frau Zechlin bitte ich selbst zu ergoogeln.)


Ein Nach- und Schlusssatz ist nötig, damit kein falscher Eindruck entsteht. Ich bin nicht nur in feines Werkzeug, edles Material und beste Verarbeitung verliebt. Ich liebe Improvisationen, die in einer vorgegebenen Situation mit kleinem oder gar keinem Geld eine solide Lösung bieten.

HinweisKarl Heinz Krons, Gestalten mit Papier, Dumont Taschenbuch, Köln 1976; darin enthalten: zahlreiche Abbildungen und sinnvolle Anleitungen, nicht nur für BastlerInnen, sondern auch für Menschen, die in der Therapie oder an Schulen vielerlei Richtungen arbeiten. Beim Krons finden Sie Anregungen ohne Ende. Das Büchlein ist nur noch antiquarisch zu haben, es wurde leider nicht mehr nachgedruckt.

Donnerstag, 18. November 2010

Buchbinden im Barock – Der sächsisch-coburgsche Amtsrat Hönn warnt (1724)

Betrugs-Lexicon : worinnen die meiste Betrügereyen 
in allen Ständen nebst denen darwider guten Theils dienenden Mitteln
Buchbinder betriegen 1) Wenn sie von guten Büchern Bögen und gantze Lagen verliehren oder zerschlagen / und hernach den Defect entweder gar verschweigen, oder aber von dem Buchhändler fordern. 2) Wenn sie ihren guten Freunden und Kunden ihre Bücher-Defecte aus vollkommenen Exemplarien / so von andern zu binden übergeben worden, ersetzen, und hernach diese um Ersetzung derer Defecte sorgen lassen. 3) Wenn sie mit Fleiß defecte Bücher machen, um nur an denen Buchhändlern, mit welchen sie nicht wohl stehen / ihr Müthlein zu kühlen. 4) Wenn sie aus Unachtsamkeit die Bücher verbinden, ungleich faltzen / oder allzuknapp beschneiden / und hernach, da man sie deßwegen zur Rede setzt / die Schuld auf den Gesellen wältzen. 5) Wenn sie Bücher / so zusammen gehören, trennen, und um ihres Nutzens willen in zwey oder mehrere Bände binden, da solche doch mit mehrerer Commodität in einem Band hätten seyn können. 6) Wenn sie ein Buch in Kalb-Leder oder Pergament binden sollen / statt dessen aber nur schäfenes nehmen, und es gleichwohl vor Kälbernes ausgeben. 7) Wenn sie ihre Kunden / und die ihnen Bücher zu binden bringen / von einer Woche zur andern aufreden, und die Arbeit nicht zu versprochener Zeit befördern. 8) Wenn sie mit den Buch druckern ein heimlich Verständniß haben, und die von ihnen heimlich nachgedruckte Exemplaria von Verlags-Büchern um wolfeiles Geld annehmen, und gebunden verkauffen / dadurch aber dem Verleger mercklichen Schaden thun. 9) Wenn sie metallene Schlösser und Beschläge an Gebet- und Gesang-Büchern übersilbern, und sie hernach unverständigen Käuffern vor pur silberne verkauffen. 10) Wenn sie den Schnitt eines Buchs mit Flisch-Gold vergülden, und es vor gutes Gold ausgeben, auch den Preiß vor den Band darnach anrechnen. 11) Wenn sie unter allerley Prætexten mit neugebundenen Verlags-Büchern handeln /und den privilegirten Buchhändlern selbigen Orts heimlich Eingriff thun. 12) Wenn sie alte beschmutzte Bände von Pergament beschaben / und solche vor neue wiederum verkauffen. 13) Wenn sie die Französische und Englische Bände nicht recht zubereiten /daß die Motten bald hinein kommen, und der Band desto eher verderben müsse. 14) Wenn sie die Bögen nicht völlig mit so vielen Stichen, als sich behöret /einhefften, sondern, um bald davon zu kommen / hier und dar Stiche unterlassen / und zwey Bögen zusammen nehmen. 15) Wenn sie die Bücher-Bögen nicht genugsam schlagen, noch durch ein gutes Leim-Wasser ziehen, und also Arbeit und Leim an Büchern ersparen. 16) Wenn sie unter sich in geheim einen Tax, wie sie die Bibeln / Gesang-Bücher, Calender und dergleichen geben wollen / verabreden / und solche daher muthwillig vertheuren. 17) Wenn sie die silberne Buckel und Gesperre, so ihnen zur Einbindung der Bücher gegeben werden, an denen Orten / wo man es nicht so bald mercket / befeilen und beschneiden.
Mittel: 1) Daß man keinem Buchbinder ein Buch unter die Hände gebe / man habe denn solches zuvor fleißig collationiret / da denn / fals es complet gewesen /der Buchbinder vor allen Schaden und Defect zu stehen / verbunden ist. 2) Daß man zu Vermeidung der übrigen Betriegereyen verständige Leute zu Rath ziehe / und bey Empfang eines Buchs vom Buchbinder solches selbst genau ansehe und durchblättere / da denn gar bald wahrzunehmen seyn wird / ob und wo ein Defect am Buch oder Fehler an dessen Band sich finde / auf deren jeden hernach / wenn er von dem Buchbinder verhehlet worden / in der Buchbinder-Innung eine gewisse Straffe gesetzet werden könte / und 3) daß ihnen der Eingriff in die Profession der Buchhändler / unter was Prætext es sey / von hoher Obrigkeit gäntzlich verbothen / wiedrigenfalls aber an ihren Büchern die Confiscirung und auch an ihnen selbst / nach Befinden der Sache / eine Bestraffung vollzogen werde.
Quelle:
Hoenn, Georg Paul: Betrugs-Lexikon, worinnen die meisten Betrügereyen in allen Staenden nebst denen darwieder guten Theils dienenden Mitteln entdecket von ,-, Dritte Edition, Coburg 1724 [Nachdruck Leipzig 1981], S. 77-80.
Permalink:
Aktualisierung vom 5. Dezember 2010: Peter Verheyen hat mit familiärer Unterstützung den Hönn ins Englische übersetzt. Auch so macht sich der Text prächtig, das ist eine richtig erbauliche Abendlektüre :: hier klicken ::

Samstag, 13. November 2010

Buchbinden - Märchenbuch wie neu

Vor etlichen Monaten half ich einer charmanten Online-Bekannten, hinter einigen ererbten Kunstwerken herzurecherchieren, die ihr Vater bei einem mir geläufigen Galleristen erworben hatte. Als Dankeschön schickte sie mir dies:

Bilder nvb

„Neuer deutscher Märchenschatz. Mit 30 vierfarbigen Bildtafeln. Verlag Scherl Berlin SW 1905.”
Das war ein in Jahrzehnten abendlicher Vorlesearbeit ehrenvoll gealtertes Märchenbuch mit schwer geschädigter Bindung, ohne Rücken, aber vollständig, jedoch auf gedunkeltes, wabbeliges, stark holzhaltiges Papier gedruckt. Die Seiten am Beschnitt brüchig und fehlerhaft. 
Merkwürdige Märchen sind darin zu finden, allesamt wohl Neudichtungen vom Anfang des vorletzten Jahrhunderts und geschrieben von Menschen, die sich kaum noch ergoogeln lassen. Zu einigen Illustratoren konnte ich Infos finden. Typo und Grafik sind eine wüste Mischung aus neualtdeutscher Fraktur und aufkommendem Jugendstil mit flotter Gestaltung und mutiger  Farbgebung, gedruckt auf Kunstdruck-Papier in ganz frühem Offset. 
Die Einbandpappen ließen sich nicht mehr verwenden. Fadenheften war auch nicht, da so gut wie alle Lagen im Bruch defekt waren, anfängliche Klebeversuche mit Japanpapier habe ich schnell aufgegeben. Also schnitt ich den alten Rücken komplett ab, nachdem ich die rostigen Klammern vorher einzeln aufgebröselt und gezogen hatte. Mit Hilfe der Lumbeck'schen Klebebindung bekam die Sache wieder Halt, allerdings sind sämtliche Versuche, den Rücken zu runden, fehlgeschlagen; deshalb dann die gerade Form.


Halbleinen, tintenstrahlbedruckter Rücken, Bezug Zerkallbütten, ebenso das neue Vorsatz. Ein gerettetes Blatt des alten Vorsatzes habe ich als (falschen) Frontispiz eingebunden. Das Füchslein stammt von dem schwer beschädigten zweiten Blatt.


Hat da wer eine Idee, was ich mit dem wiedererstarkten kaiserlichen Märchenbuch tun soll? Sammelt da wer Märchenbücher? Möchte Frau v. B. aus H. das Buch zurückhaben, um daraus den Enkelchen etwas werteerhaltens vorzulesen? Gerne erwarte ich Vorschläge!


Freitag, 12. November 2010

IN MEMORIAM

„Nichts ist wichtig, dazu ist die Welt zu gross.”




Dieses Motto hinterlies uns unser Freund majo, Manfred J. Heinze, der am vergangenen Mittwoch verstarb. Er war ein Blogger der allerersten Stunde, er war ein fundamentaler User-Versteher und meisterhafter Apple-Flüsterer, ein kreativer Mensch, begnadeter Kommunikator und nachdenklicher Optimist. 
Adieux, majo, ruhe in Frieden!

Samstag, 6. November 2010

Buchbinders Neugier: Deutsche Geschichte und die Herstellung von Marmorpapier. Zitate und persönliche Anmerkungen

Der alte Franz Weiße, Prof an der „Hansischen Hochschule für Bildende Künste” in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts und Autor der Schrift „Die Kunst des Marmorierens”, hat mich wirklich neugierig gemacht.
Einerseits: Seine zeigenössisch-deutschtümeligen Begeisterungs-ausbrüche ignoriere ich großmütig, überspiele gelegentlich aufkommenden Lachreiz, und stelle dann fest, der Mann war durch und durch ein begnadeter Handwerker, Künstler, Lehrer. Seine Publikation beweist es. 
Ich kann mir ohne Mühe vorstellen, wie er zusammen mit seinen Lehrlingen/Studenten, Männlein wie Weiblein im weissen Kittel, durch einen mehrtägigen Marmorierkurs ‚gejoggt’ ist. Zurückbleiben galt nicht, das wäre ‚undeutsch’ gewesen.
Das Kapitel „deutsch/undeutsch” schließe ich mit zwei Zitaten ab. Weiße schreibt im Vorwort eine Spitze gegen den „Franzband”, ohne diesen zu nennen: „ … der führende Wille aus diesem Buch [geht] hinein in die Werkstätten der Meister und Künstler und erwirkt dort die seinen Zwecken dienende Schönheitspflege im Bucheinband-gewerbe, in dem der Pappband eine wohlzubeachtende Rolle spielt.”
Auf der Seite 11 kommt eine ‚deutsche’ Breitseite: „… wer Erfinder [des marmorierten Papiers] war, wissen die Götter allein, die es bis jetzt keinem Forscher verrieten. […] In früheren Zeiten wurden die Papiere als „türkische” oder auch „holländische” Papiere gehandelt, seltsamerweise nicht als „deutsche”, obgleich vermutet wird, daß viele davon in Deutschland angefertigt worden sind. Unser Könnertum stand im Hintergrunde und andere taten damit groß. Das wird nun anders; wir sind erwacht! Dieses Buch sorgt dafür, daß unsere Arbeit in der Welt die Achtung erhalte, die ihr zukommt.” Versöhnt hat mich dann schießlich sein ‚Schlußwort’: „Wir sind am Ende, fanget an!”
Andererseits: Marmorieren kann ich nicht, ich bewundere diese Kunst stets aus der Ferne, denn ich habe Probleme mit dem ätzenden Gestank der terpentin- oder verdünnungsgelösten Farben. Das war auch ein Grund, den Weiße zu lesen, denn der lehrte das Marmorieren mit wasserlöslichen Farben, aus Sparsamkeitsgründen in erster Linie. Teigfarben nannten die sich noch bis vor ein paar Jahren und waren bei Buchbindern in Gebrauch, die Farbschnitte machen mussten. Mittlerweile werden sie nach meinen Recherchen nicht mehr hergestellt und die letzten Reste wurde abverkauft. Der Interessierte wird auf die Akrylfarben verwiesen. 
Nächstes Stichwort: „Ochsengalle”. Vielleicht habe ich das bis heute überlesen oder nicht verstanden, aber Weisse setzt seiner verdünnten Teigfarbe Ochsengalle zu. Er empfiehlt auch die Verwendung von „Gallenwasser”, also einer verdünnten Mischung, um die Papierfarbe durchscheinen zu lassen. Das nächste Stichwort, das mich stutzen ließ, war der „Seifenspiritus”, den er pur, verdünnt oder dem Gallenwasser stark verdünnt zusetzt und so ein „Sprenkelwasser” erhält. 
Erfahrene MarmoriererInnen werden frohlocken, dass dies doch alles alte Kamellen seien. Der unerfahrene Fernbeobachter, der ich nun mal bin und der sich bisher wg. seiner allergischen Reaktionen auf die Verdünnungen scheute, einer Marmorierwanne zu nähern, hat jetzt die Fährte aufgenommen. Bis heute glaubte ich den ExpertInnen, dass „das alles richtig nur mit Ölfarben geht und suminagashi ganz was anderes ist.” Ich werde mal im Kleinen Versuche starten, wie das ganze denn mit wasserlöslichen Farben funktioniert. Langsam ahne ich, wie die wunderlich-schönen (Sonnen-)Papiere der alterfahrenen holländischen Buchbindekünstlerin Karli Frigge entstanden sind. 
Franz Weiße beklagt in seinem Text auch, daß so viel von dem alten Wissen unwiederbringlich verschwunden sei. Stimmt, denn im Mittelalter wurde so manche Bundpapiererin auf dem Scheiterhaufen verbrannt, weil die klotzdämlichen Kerle aus Justiz und Kirche sich anmaßten, diese schöne Handwerkskunst als Hexenwerk und Allchemie zu verunglimpfen. Wahrscheinlich haben die blutrünstigen Scharfrichter die Holzstöße mit einem Öltunkpapier entzündet - es brennt halt gut. 


Freitag, 5. November 2010

Buchbinden macht neugierig - Marmorieren

Seit Jahren schlummerte in einer meiner Ablagekisten ein wahrer Schatz, sträflich ignoriert. Weil mich das Häuflein Fotokopien mitleidig ansprach, habe ich ihm aus einem Rest dunkelweinrotem Römerturm Vor- u. Nachsatz angeleimt, gelumbeckt, den Rücken mit 3f-Gaze stabilisiert, beschnitten und mit 2 Stücken durchgefärbter schwarzer 2-mm-Pappe sowie einem Streifen weinrotem Iris eine ‚Steifbroschur’ verpasst. So konvertierte das Häufchen Papier zu einem lesbaren Buch, mit 45 Seiten eher ein ‚Büchlein’, das auch noch aufrecht im Regal stehen kann.
Schnell durchgeblättert fällt mir sofort auf, dass es 1940 erschienen ist. Damit ist auch die gewöhnungsbedürftige Typografie erklärt, die den Text in reiner Fraktur gemäß der damals noch herrschenden Nazi-Ästhetik erscheinen ließ.
Ein wenig hinter dem Titel des Herrn Weiße herrecherchiert, fand ich einen ziemlich hohen Preis im Antiquariat, ca. 70 - 80 € für ein Original in bescheidenen Zustand, einen nur gering reduzierten Preis für handeingebundene Fotokopien (ca. 45 - 50 €) und einen Spitzenpreis für eine englische Übersetzung in den USA (500 $, limitierte Auflage, Hardcover).
Das Original ist zwangsläufig streng limitiert (worden), da lt. amerikanischem Antiquariatstext Most copies of the original Die Kunst des Marmorierens were destroyed in a World War II bombing raid.”
Und nun freue ich mich nicht nur über das hübsche Büchlein in meinem Regal, lese mich demütig durch das altbackene, aber liebevoll formulierte Deutsch des berühmten Professors Weiße (ja, ja!) , der auch ein begnadeter Buchbinder gewesen sein muss, nein, jetzt bin ich auch noch stolz, den ‚Weiße gerettet’ zu haben.



Montag, 25. Oktober 2010

Buchbinden - Rückenbeschriftung mit Tintenstrahler

„Was mach ich bloß mit der Kiste? Eigentlich zu schade zum wegwerfen.” Ewig stand der Tintendrucker neben meinem Scanner, gelegentlich tat er's klaglos, meistens zickte das Teil aber rum und fraß Tinte, Tinte, Tinte.
Kurz vor dem schon geplanten Entsorgen ersteigerte ich mir auf ebay von einem kundigen Menschen für kleines Geld eine Anleitung, wie mit einem Tintendrucker auf BuBi-Leinen zu drucken ist, speziell Rückenschilde. Das hat gut funktioniert und beim nächsten Mal wird auch die Typo besser, sie ist mir diesmal zu groß geraten.
Gestern auf der BuBi-Messe fand ich dann bei Tanja Karipidis das passende Bezugspapier und der Reprint vom alten Adam steht nun stolz und vollständig im Büchereregal (Reprint, ca. 15x22 cm, kollationierte Lagen, fadengeheftet auf 3 Bänder, Japico-Vorsatz, Iris-Leinen und handgef. Kleisterpapier).

Buchbindermesse 2010 - Kurzbericht

Bereits zur Halbzeit, als die weiter angereisten Gäste bei einer Gullaschsuppe, einem Kuchenstückchen oder bei Kaffee und Tee Pause machten, raunte (inoffiziell) eine Stimme, dass schon so viele Besucher Eintritt bezahlt hatten, wie im Jahr zuvor insgesamt.
Die völlig neue Raumsituation in der Palette mit einem gut verdoppelten Raumangebot verwöhnte die etablierten Anbieter mit mehr Platz und die neu dazugekommenen staunten über die Schilderungen der jahrelang erlittenen Schürf- und Kratzwunden wegen des Platzmangels vor den Papierangeboten und der drangvollen Enge in allen Gängen. Und wenn es der Organisation im kommenden Jahr gelingen sollte, den nervtötenden Engpass direkt am Eingang zu entschärfen, dann könnte diese Buchbindermesse sich das Prädikat „bestens” anheften.
Nach wie vor, die BuBi-Messe in Köln hält ein phantastisches Angebot an Buntpapieren und Buchtextilien bereit, das eigentlich keine Wünsche mehr offen lässt. Selbst so etwas seltenes wie „sonst nur in USA zu beschaffendes Irisleinen” in Honan-Opitk und bester Qualität wurde angeboten und ja, gekauft. Es stammt übrigens von einer deutschen Weberei (jaja!). Dieses Material zu entdecken war zwischen den sattsam bekannten Behörden-grau-blau-grün-Muffelfarben eine wahre Freue. Marmor- und Kleisterpapiere mit traditionellen, modernen und avantgardistischen Dessins wurden sehr gut nachgefragt, nicht nur bei den global agierenden MeisterInnen, sondern auch bei   den Neulingen. Das Lederangebot aus Süddeutschland und Frankreich sowie in kleineren Mengen auch bei verschiedenen Kleinteil-Anbietern war völlig ausreichend und nicht zu kritisieren.
Die Buchbindertechnik, sprich Groß- und Klein-Werkzeug sowie Klein-Maschinen (Metall u. Holz) waren in bekannter Quantität und Qualität präsent. Köln ist sicher nicht der Messeplatz, wo über hardware-Investitionen diskutiert wird. Gute Buchungserfolge hatten auch die seltenen Anbieter für Kurse und Seminare.
Alles in allem eine schöne Veranstaltung in einem entspanntem Rahmen mit ordentlich Platz zum Stöbern und Klönen. Vielleicht verirrt sich im nächsten Jahr ein Anbieter von antiquarischem Buchbinderbedarf nach Köln, ähnlich wie in Belgien, mit Prägewerkzeugen, Pressen etc. Das würde der Messe wirklich gut tun.

Immer schön kritisch bleiben

Buntpapiere, traditionell und modern

Hilfreiche Technik in bewährter Qualität

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Noch 1 Tag bis zur 11. Buchbindermesse in Köln

Morgen, Sonntag, 24. November beginnt um 11 h die 11. Buchbindermesse - wie jedes Jahr - in der Gemeinnützigen Werkstatt Palette, Lüderichstrasse 8, 51105 Köln (Stadtteil Kalk/Humboldt-Gremberg) mit insgesamt 40 Ausstellern. Ich bin wirklich gespannt, ob - und was - sich im Vergleich zu den letzten Jahren verändert hat. Ich werde berichten.

Sonntag, 26. September 2010

Buchbinders Flohmarktfund: Sprungrückenbuch

In Buchbinderkreisen, vor allem unter Amateuren, werden einzelne Fachbegriffe mit einer gewissen Ehrfurcht in die Gesprächsrunden eingeworfen. Der „Sprungrücken” ist so einer: Viele wissen, was er bedeutet, wenige haben je einen in der Hand gehabt, kaum jemand hat je einen gebaut. Siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Sprungrückenbuch 
Das schöne daran ist, dass eines der meist massigen Sprungrückenbücher immer flach aufliegt, wenn die Seite umgeklappt wird. Man blättert halt nicht einfach um und hält die Steile mit der flachen Hand unten, nein, die aktuell genutzte Buchhälfte liegt zum Schreiben flach auf.
Ich habe meinen Band auf dem Flohmarkt sehr günstig kaufen können, und ich dachte, dass ich aus dem schönen klangharten, hellblauen Papier mit seiner wunderbar glatten Oberfläche ein paar neue Notizbücher mit Ledereinband binden könnte. 
Doch nach näherer Betrachtung erkannte ich, was ich mir da für ein paar Euros angeschafft hatte: Ein Sprungrückenbuch in fast 4 mm starker Pappe und rotbraunem Buckram eingebunden, Titelseite mit goldgeprägtem, 2-zeiligem Titel „Correspondence Register”, zweifarbigem, doppeltem Vor- und Nachsatz (Heftvorsatz / sewn endsheets), Format ca. 32 x 33 x 2,5 cm), 88 Blatt Maschinenbütten, glatt, Wasserzeichen von Wiggins, Teape & Co, wahrscheinlich frühe 50er Jahre. Alles in bester Verfassung, Titel und Rücken sind ausgeblichen, der gesprenkelte Schnitt ist einwandfrei. Det janze müffelt altersgemäß, aber Katzenstreu wartet schon.



Samstag, 14. August 2010

Paper Art — Papierartisten

Quelle: http://www.boveylee.com/ via: http://www.webdesignerdepot.com 

O.k., o.k., diese(r) oder jene(r) Papierartist ist schon durch die einschlägigen online-Medien gereicht und reichlich bewundert worden. Trotzdem sollten Sie dieser Sammlung feinster Papierarbeiten ein wenig Ihrer Aufmerksamkeit schenken. Zur Erinnerung: Phantasie, Ausdauer, Papier/Pappe, Messer/Schere, Lineal und Kleber, eventuell eine Lupe, das wär's. Die 100 traumhaften Arbeiten sind  hier  zu bestaunen. Die sie umgebende, schnatterige Werbung bitte ich ignorieren zu wollen.

Sonntag, 8. August 2010

BuBis Sommerpause beendet

Zugegeben, buchbinden bei Raumtemperaturen, die den Leim schon vor dem Auftragen abbinden lassen, ist nicht wirklich pläsirlich, aber durch gezieltes Untermischen von BuBi-Kleister und/oder Wasser beherrschbar. Umso mehr freut es mich, eine Arbeit fertiggestellt zu haben, die sich in mehrfacher Hinsicht als ‚interessant’ herausgestellt hat.
Neu einzubinden war da ein Buch, typisch für eine gewisse Art der Billig-Publikation: Grässlicher  Komposer-Satz, im Bund viel zu eng montierte Einzelseiten, gedruckt auf merkwürdig steifem Papier und zusammengehalten von einer völlig unzureichenden Heißleimbindung. Diese war mehrfach gebrochen und einige Seiten waren bereits lose. Das für die Buntpapiererin Tanja Karipidis |: mehr :| wichtige Referenzbuch für die Vogeleiermuster ihres zauberhaften Sprenkelpapiers musste neu und haltbar eingebunden werden.
Ich habe den brüchigen, alten Leim entfernt, den Rücken mehrfach eingesägt, in die Sägefugen Fäden eingelegt und mit gelumbeckt. Den neuen Rücken habe ich mit 3F-Gaze stabilisiert und mit einer Lage Flanell ausgeglichen, denn etwas schief geschnitten war der ursprüngliche Rücken auch. Das Buch bekam handgefertigte Kapitalbändchen.
Den Einband habe ich als schmalen Halblederband mit rotem Schafleder und entsprechenden Lederecken gestaltet. Bezogen wurde das Buch mit Tanjas Sprenkelpapier „Turmfalke”. Das in einer „Blindprägung” eingeleimte Titelschildchen ist ein Digitaldruck auf 180 g/qm Bilderdruck.
Weil das Buch zu einigen Verkaufsveranstaltungen mitreisen wird, musste ein Schuber her. Dieser ist so bemaßt, dass zwecks Schonung des Rückens davon nichts übersteht. Der Schuber wurde mit dem Karipidis-Sprenkelpapier „Wachtel” bezogen.
Bei aller gebotenen Bescheidenheit: Beide Teile sind gelungen und bilden eine schöne Einheit, die den an Tanjas Sprenkelpapier Interessierten die guten gestalterischen sowie buchbinderischen Möglichkeiten demonstriert.

Das Buch wurde mit Motiv „Turmfalke” …
… und der Schuber mit Motiv „Wachtel” bezogen.

Wer sich für Tanja Karipidis Buntpapier interessiert und technische und/oder kaufmännische Informationen benötigt, der schreibe ihr doch eine Mail: studio[at]buntpapier[punkt]eu

Donnerstag, 10. Juni 2010

Buchbinden : Buchreparatur nach den Regeln der Kunst

 

Aus einer Buchruine wieder ein uneingeschränkt nutzbares Buch zu machen, das bringt mir einen ungeheuren Spaß. Doch als mich die Freundin, sie arbeitet an wissenschaftlichen Publikationen, ihren ramponierten, aber unersetzlichen XXL-Webster zeigte, musste ich schlucken. Das war ein Monster mit 32 x 22 cm und einem 10 cm dicken Buchblock mit 2.626 Seiten Bibeldruck (!). Das Buch wurde Anfang der 80er Jahre in Asien als Lizenzausgabe für chinesische Englisch-Studenten erworben und war - so habe ich erfahren, „im Westen” nicht erhältlich.
Nun denn: Ich habe die Schwarte vorsichtig zerlegt, den Rücken gesäubert, ausgeglichen und zwei mal mit dreifädiger Gaze gesichert sowie Kapitalband und Hülse aufgepappt. Wg. der diffizilen Statik des Buches habe ich als Vorsatz hellgraue Elefantenhaut gewählt. Die neue Decke aus 3 mm glatter Bubipappe habe ich mit Naturleinen bezogen und die abgelösten und gereinigten Teile des alten Rückens beschnitten und schließlich aufgeleimt. Nach dem Einhängen kamen dann die sonst unterm Dach schlummernde Klotzpresse (Danke Eberhard!!) und geliehene Einpressbretter (Danke Zimbo!) zum Einsatz.
So, und nun muss das Monstrum (6,2 kg) aus dem Haus!

 

Short abstract: 6,2 kg, 32 x 22 x 10 cm, 2.226 pages bibel paper, new case bound slightly rounded, german book cloth (called Naturleinen), endpaper made of Zander's Elefantenhaut






Sonntag, 30. Mai 2010

Werbegeschenke: Kaufen kann jeder, Buchbinder machen die selbst.

In vielen Grafischen Werkstätten werden an die wenigen verbliebenen Hand-Buchbinder gelegentlich Aufträge erteilt, die sich trotz der beruflichen Anspannung für alle Beteiligten als großer, erfolgreicher Spaß herausstellen. Für die Einweihungsfeierlichkeiten unseres Neubaus am 28. Mai d.J. benötigte die Betriebsleitung Werbegeschenke für die zahlreich eingeladenen Gäste. „Blöckchen machen” lautete die Devise. 
Die Buchbindegruppe hat sich nach freundlicher Diskussion für eine luxuriöse Variante (zum Auf- und Zuklappen) entschieden, die mir noch aus meiner aktiven Zeit als Werbefachmann der Firma Nattermann erinnerlich war. Wir machten schließlich ca. 120 gelumbeckte Blöckchen im Format A 7 aus 90 g/qm „Einfach-Weiss”-Standardpapier, 1,5 mm Maschinenlaufpappe und selbstgestaltetem  Kleisterpapier auf farbigem Japico und Scharnieren aus Kraftpapier. Die fertigen Klappblöckchen haben die Kolleginnen leicht mit Bohnerwachs poliert. Auf den Spiegel innen (aus einem alten Büttenrest geschnitten) haben wir unsere Basisinformationen als vorsichtige Eigenwerbung fotokopiert.

Als nächstes stehen Kraftpapierbezogene Archivmappen mit durchgezogenen Bändern und einige A5-Notizbücher an, aber nur, wenn es das Sommerloch gut mit unseren schönen Sonderaufgaben meint. Vorher müssen wir aber noch ebenso schnell wie präzise 5.000 Schreibblocks A5 produzieren. Da heisst es fleißig den Leimpinsel schwingen.

Dienstag, 11. Mai 2010

Buchbinden & Buntpapier: Tanja Karipidis ist online


Werbung für eine gute BuBi-Freundin und ihre Produkte zu machen, dazu muss ich nicht extra aufgefordert werden, vor allem dann nicht, wenn diese Produkte richtig schön und wirklich gut sind. Tanja arbeitet sich schon seit längerer Zeit intensiv in die Materie „Buntpapier” ein. Heute hatte ich ihre kleine Musterzusammenstellung „Sprenkelpapier mit Vogelei-Dekor” in der Post, die sonst mit Originalmustern üppig dekoriert als Klappkarte für 9,– EURO über die Theke geht und leider momentan ausverkauft ist.
Das sind delikate Papiere, die Tanja Karipidis herstellt! Natürlich bietet sie auch andere klassische Kleisterpapiere etc. an, davon habe ich noch keine Abbildung. Mein Bild von ihrem Stand in St. Niklaas ist leider wenig aussagekräftig.
Zu den Vogelei-Dessins ist noch anzumerken: Die Papiere sind so fein in der Oberfläche, dass ich nicht der einzige und auch nicht der letzte sein werde, der vorsichtig mit der Fingerspitze darüber fährt, um zu prüfen, ob das auch wirklich handgemacht und nicht maschinengedruckt ist. Das ist schlichtweg globale, professionelle Qualität, die nur von wenigen Buntpapiererinnen getroffen wird. Die Bogenpreise variieren, je nach Arbeitsaufwand von 8,– bis 16,– EURO. Immerhin haben einige Papiere, Dessin „Wachtel” beispielsweise, 5 (fünf) verschiedene Farbaufträge.
Wer wissen will, auf welchen Verkaufsausstellungen Tanja Karipidis ihren Stand aufbaut oder wer Muster anfordern will, der klicke hier: http://buntpapier.eu

Donnerstag, 29. April 2010

Buchbinden ohne schweres Gerät

Lange gesucht, oft verpasst oder wg. Wucherpreisen verschmäht, nun aber fündig geworden: Ich habe einen gebrauchten älteren, aber gut funktionierenden Beschneidhobel aus Hartholz, nicht ganz billig, aber angemessen ausgepreist bei dem Wiener Buchbinder Stephan Ortbauer gekauft. (Hinklicken lohnt allemal, empfehle dringend die Besichtigung der Mehlsackbücher (click Navi links auf „Mehlsack”). Ortbauer bietet auf den Buchbindermessen echtes altes Farbpapier der 20er, 30er und 40er Jahre und gelegentlich antiquarisches Buchbindermaterial an.
Weil mich ein anderer, ein amerikanischer Buchbinder davon überzeugt hat, mehr Bücher nach seinem (wiederbelebten) Konzept des vorrevolutionären Buchbindens zu machen, folgt der Rest ihm zuliebe in (meinem) Englisch:
Jeff, don't ask me today when I heard first Emerson, Lake & Palmer's song „Ooooh, what a lucky man he was”. Believe me I was a lucky man last sunday afternoon visiting Bookbinde'rs fair in St. Niklaas near Antwerp, Flanders, Belgium. In the darkest corner near british, french, german, belgian and dutch bookbinding stuff suppliers I found my long time desire „press & plough”: used, some years old, in quite good condition, made of hard wood. After carefully treating with some PTFE-spray this little „maschinery” is on the way to become my favourite tool. The first tests with an old telephon book are promisingly. 18th century bookbinding may come now faster.

Donnerstag, 25. März 2010

Aus Liebe zum Buch: DIY versus WTF

Vor ein paar Jahren bat mich ein Bekannter, eines seiner Lieblingsbücher aus fernen Jugendtagen „so nett einzubinden, dass es in meine Bibliothek passt.” Nu, ich habe zugesagt. Also brachte er mir sein Opus magnus vorbei. Das waren rund 300 Einzelseiten, die er sich mit Sorgfalt und scharfer Klinge aus einem damals gängigen Jungendmagazin über Jahre herausgetrennt, auf Format geschnitten und mit einer mindestens 5 - 6 mm dicken Schicht P****x-Kleber  „gelumbeckt” hatte. Daraus habe ich ihm ein richtiges, schönes  Buch in dunkelgrünem Leder gemacht. Frage nicht!
Auch wurden mir Bücher zum Herrichten vorgelegt, die waren nicht nur mit T***film, Isolierband, Gaffertapes, Kreppband wild „repariert”, zusammengeklatscht worden, nein, ganze Rücken waren durch Wellpappe und Stücke von Pralinenschachteln sowie glatte und strukturierte D***x-Fetzen ersetzt worden. Merke: Alte Bananenkartons stinken nach überreifen Bananen selbst nach Jahren unter schützender Selbstklebefolie.
Auch sehr übel zugerichtet war die dicke Bibelscharteke, aus der ich eine ganze Reihe von liebevoll eingeklebten Baumwollkordeln der Art herausfitzeln musste, mit der man sonst Alben auf japanische Weise zusammenknotet. Die frömmelnde Vorbesitzerin hatte sich mit verschiedenen Farben ihre Lieblingsstellen markiert, also keine Lesebändchen eingeschmuggelt, nein, Kordeln in einzelne Lagen eingeklebt. Mit U*u! Der Horror!


Nun finde ich auf einem Weblog, das ich gelegentlich besuche, weil ich Audras (BuBi-)Arbeit im Wilden Westen sehr schätze, ihr Weblog-Design schön finde, ihre saftige Sprüche goutiere und voller Spannung die Fertigstellung ihrer Buchbinder-Butze (Wespennest genannt) verfolgt habe.
Sie weist auf einen Beitrag bei Instructables, einer der führenden Do-it-yourself-Sites weltweit, hin, wo ein ebenso kreativer wie ahnungsloser Buchbinder-Hobbyist stolz dokumentiert, wie er ein  hübsches Buch im heimischen Bastelkeller hinrichtet und dies „rebinding” nennt. Das muss man, natürlich auch die eingetrudelten Posts, gelesen haben. Der Horror!
Leider besteht bei Instructables die eherne Regel, dass nur „positive” und „konstruktive” Kommentare durchgehen. Solche handwerklichen Affekttäter sollten allerdings so geflamed werden, dass sie ihr Leben lang nie mehr ein Buch anfassen, es sei denn, um zu lernen wie man ein beschädigtes Buch reparieren kann. Lesen Sie, falls es interessiert „Repair an Old Classic Book (rebinding). Der Horror! Lesen Sie auch den ersten Post, der wurde mutig im Wespennest geschrieben. Vielleicht hilft's ja was.

Donnerstag, 25. Februar 2010

Buchbindermesse Köln 2010

Damit ich nicht vergess' Ihnen zu berichten:
Die 11. Buchbinder-Messe Köln findet in diesem Jahr am Sonntag,
24. Oktober 2010,
von 11.00 bis 17.00 Uhr in der Palette, Lüderichstrasse 8, 51105 Köln (Kalk) statt. Auf bestimmte Ereignisse kann nicht früh genug hingewiesen werden, finde ich.

Aktualisierung: Gestern erreichte mich die Information, dass die Veranstalterin der Buchbindermesse die aktualisierten Informationen ins Netz gestellt hat. :: CLICK ::

Sonntag, 14. Februar 2010

Revitalisierung : Stefan Kruckenhauser - Verborgene Schönheit

Gestatte mir, lieber Leser, liebe Leserin, dass ich tief durchatme und trotzdem seufze, denn die Darstellung des heute früh endlich fertiggestellten, revitalisierten Buchs hat eigentümlich viele braune Facetten - historische und technische. Der Autor, Stefan Kruckenhauser, ein in Österreich und Süddeutschland in den 30er Jahren emsig tätiger Fotograf, war auch, ja, Skiläufer. Letzteres ist für mich als Winterunsportling schnell abgehandelt, er gilt als der Erfinder des „Wedelns”.
Als Fotograf gehörte er zu den frühen Leica-Großkönnern. Seine kontraststarken Bilder sind Legende. Weil sie auch in ihrer knallharten, herben Bildauffassung hervorragend in das „Bild” der Nazis passten, die in Österreich, also in der Ostmark, nach dem „Anschluss” ein paar Jahre das Sagen hatten, konnte Kruckenhauser für seine Foto-Publikationen aussergewöhnlich hohe Auflagen verzeichnen: 1937 „Du schöner Winter in Tirol“, 1938 „Das Bergbild mit der Leica“, 1938 - 1964 "Verborgene Schönheit“ (7 Auflagen!), 1938 „Altdeutsche Bildschnitzer der Ostmark“, 1941 „Das Meisterwerk von Kefermarkt“. Seine Nachkriegspublikationen lass ich mal unerwähnt, sie sind mir dann doch zu „braun”.
Mein Exemplar ist eine frühe Ausgabe (1938) des Bestsellers ”Verborgene Schönheit”, die ich in erbärmlichem Zustand vor dem Reisswolf gerettet habe, weil mich die gezeigte Auffassung von Fotografie faszinierte. Der Einband war schwer beschädigt, wellig, hatte Wasserflecken, beide Gelenke waren defekt, zwei Lagen im Inneren gelöst, der Schutzumschlag fehlte. Dennoch, ein solches Buch, mit diesen Fotos, komplett im Tiefdruck, im Sepiaton der ganz alten Meister gedruckt, konnte ich nicht dem Kompost lassen.
Also: Klammern gezogen, vollständig zerlegt, den alten Heisskleber entfernt, vom Rückenschild den Titel abgelöst. Dann: Neue Vorsätze angepappt, auf vier 12mm-Bänder und mit dünnem Garn geheftet. Dabei habe ich alte Tackerlöcher nutzen können und musste nicht neu stechen. Lediglich die Fitzbünde habe ich vorsichtig eingesägt. So wurde die Heftung ein wenig nach aussen verlagert, aber mich stört es nicht. Insgesamt ist das Papier altersbedingt gebräunt, aber das passt ja gut zum Gesamteindruck des Buches (Ahem!). Eingebunden habe ich in ein schönes weinrotes Buchleinen, das mir die Annegret Dick (bei Kumetat) aus der Restekiste herausgekitzelt hatte. Mit dem zwar beschädigten, aber gut lesbaren Rückentitel und den handgemachten Kapitalbändchen ist es nun vollständig und steht selbstbewusst inmitten meiner anderen Fotobücher.



Donnerstag, 11. Februar 2010

In eigener Sache: Ein Lob für handwerkliche Arbeit

Im letzten Post habe ich, ziemlich schüchtern für meine Verhältnisse und stark rücksichtnehmend auf meine sensiblen & pingeligen Buchbindefreunde, ein paar Gedanken skizziert, wie ‚man’ die unbefriedigende Fortbildungs- u. Kommunikationssituation für Buchbinde-Amateure im Rheinland verbessern könnte. Einen Gedanken, den ich noch ein wenig für mich behalten möchte, wollte ich gleich vom Start an visualisieren. Deshalb habe ich meinen (Internet-)Freund Ralf Zeigermann, einen bekannten Zeichner, Art-director, Musiker, Fotograf und Arno-Schmidt-Kenner gebeten, meinen Einfall zu visualisieren. Als Gegenleistung für sein Arbeit habe ich ihm das hochvornehme Noname-Skizzenbuch mit dem extraschmalen Maroquin-Rücken geschenkt. Und nun hat er das  quadratische Büchlein auf seiner Website präsentiert, was mich doch sehr freut: [ http://zeigermann.com/cartoonist/2010/02/10/a-new-sketchbook/ ]. Auch ich danke herzlich und werde bei passender Gelegenheit das Ergebnis unserer gemeinsamen Hirnung recht bald posten.

Montag, 8. Februar 2010

Buchbinden - Unvollständige Notizen zur Entwicklung eines Gedankens

Über den Köpfen der Besucher- u. Besucherinnen der Kölner Buchbindermesse lockt seit 2008 ein kleines rotweisses Wimpelchen in der Kantine der Palette Freunde und Gleichgesinnte an einen reservierten Tisch. Unter diesem Zeichen trafen sich schon zum zweiten Mal einige Buchbindefreunde zum Gedankenaustausch, um sich zwischen zwei Rundgängen zu erfrischen oder nach dem dritten Durchgang die gequälten Füße zu schonen und die Geldbörse zu überprüfen.
Leider habe ich noch kein besseres Bild, um meine Worte  zum Thema „Förderung des Gedankens der Handbuchbinderei in Rheinland” zu illustrieren. Immerhin war und bleibt der „Stammtisch der Falzbeinschubser” ein erster vorsichtiger Versuch in eine neue Richtung. Gebeten, nein liebevoll geschubst, wurde ich, einige meiner Ideen zum Thema zu posten. Das will ich hiermit tun.

1. Ein flaues Empfinden
Ich bin sicher nicht allein, wenn ich sage, dass sich in der deutschen buchbindenden Szene momentan viel zu wenig tut was Qualität, Gestaltung, Ausbildung, Kommunikation, Bild in der Öffentlichkeit etc. angeht. Das hat eine Reihe von Ursachen, die an anderer Stelle einmal aufgezählt und analysiert werden müssen.

2. Fehlende Kommunikation 
Aus der Sicht der Amateur-Buchbinder fehlt es an Möglichkeiten für einen Gedankenaustausch unter Gleichgesinnten, Informationsmöglichkeiten über Technik und Material, Schulung, Übungen Vorführungen etc.
2.1 Wie sieht es da aus der Sicht der Profi-Handwerker aus?
2.2 Wieso sind uns Länder wie die USA oder auch England weit voraus? Liegt das daran, dass dort zwischen Profis und Amateuren weniger Unterschiede gemacht werden? Haben beispielsweise die Amerikaner weniger Berührungsängste als die Deutschen? Die im Internet zu besichtigenden Arbeitsergebnisse sind jedenfalls IMHO ermutigend.

3. Buchbindermesse Köln
3.1 Mein Gedanke ist, um diese Verkaufsmesse herum ein Programm im skizzierten Sinn zu gestalten: Infos, Vorträge, Vorführungen etc. Das nutzt uns allen und bringt der Messe vielleicht neue Kunden. Anm.: Welche Möglichkeiten es in Zukunft räumlich geben wird, entscheidet sich bald, der Umbau der Palette ist in einigen Wochen abgeschlossen.
3.2 Ein Rahmenprogramm könnte auch Anreize für mögliche Besucher schaffen, die von weit(er) her anreisen müssen; der reine Kaufwunsch reicht wohl nicht aus, 400 - 600 km zu überbrücken.

4. Online
Wie nützlich wäre ein eigenes Online-Portal (oder eine ähnliche Aktivität)?
4.1 Wie nützlich ist ein Online-Portal, wenn es nur von 2 oder 3 Aktivisten bestritten wird, und der Rest der Truppe lediglich passiv mitliest? Welche Anreize können da geschaffen werden?
4.2 Wie können wir bereits bestehende Online-Aktivitäten verbessern, weiterentwickeln?
4.3 Face-to-face: Ist es vernünftig, einen regionalen ‚Buchbinder-Jour-fixe’ einzurichten? Wenn ja, wo, wie oft?

5. Sonstiges
Verbindliche Antworten auf alle Fragen fehlen mir ebenso wie eine vollständige Liste aller relevanten Argumente. Dies sind also meine ersten, quasi öffentlich gemachten Notizen zu einem Thema, das mich bewegt. Was daraus wird, k.A., das liegt nicht zuletzt an der Zielgruppe: Freunde und Akteure der Handbuchbinderei. Haben Sie eine bessere Umschreibung der Zielgruppe: Bitte sehr, die Kommentarfunktion steht Ihnen offen - und natürlich auch allen anderen nützlichen Beiträgen.

Sonntag, 7. Februar 2010

Buchbinders Zitatesammlung : Aus gegebenem Anlass heute neu

Folgendes wird Walt Whitman zugeschrieben: »I cut whatever I find.« Ich finde, das passt gut zum Recycling-Gedanken der Portenios im letzten Post.
Und dieses Zitat, Edgar Mansfield zugeschrieben, möchte ich (mir) noch einmal in Erinnerung rufen: »Think twice cut once!« Ich habs nicht beachtet und muss nun sehen, wie ich einen ganzen Bogen vom granatapfelroten Nepalpapier herbeischaffen kann. Helleres gibt es, dunkleres auch, aber das verschnittene nicht.

Basic Books von der Cooperative Eloisa Cartonera

„Round midnight” kommen die wirklich interessanten Beiträge in der Glotze, der Rest des Tages ist für den Dünn***** der öffentlich rechtlichen Quotenraffer reserviert. Gestern Nacht lief ein bemerkenswerter Arte-Beitrag bei TV5, der sich mit der kulturellen Situation in Argentinien im Zeichen der erschreckenden Massenverarmung beschäftigte. 
Neben anderem wurde über eine Cooperative namens „Eloisa Cartonera” berichtet. Beschäftigt haben mich einige wenige Sätze und erfreut hat mich die Geschicklichkeit und der Mut der betroffenen Menschen: „Ein normales Taschenbuch kostet in Buenos Aires ca. vierzehn Euro. Davon kann ein Mensch 5 Tage leben! Also kann er sich keine Bücher leisten.” 
Weil auch arme Menschen lesen wollen, sagt die Cooperative mit Recht, haben sich ein paar Dutzend Buchaktivisten zusammengetan und machen Bücher, nicht unbedingt nur für Arme, sondern mit allereinfachsten Mitteln zum niedrigstmöglichen Preis. Alle, Autoren, Illustratoren, Drucker, Grafiker, Buchbinder und Distributoren gehören zur Cooperativa Eloisa Cartonera. Für den europäischen Betrachter wirkt das alles sehr malerisch, ist es aber nicht, sondern im allerbesten Sinne ökonomisch (bescheiden) und ökologisch (erfolgreich). 

Bildquelle: flickr
Jedes dieser Bücher kostet ca. 1 €. Wer sich im Buchwesen auskennt, sieht auf Anhieb. leider nicht auf den Fotos, wie sie in mühevoll-kleinteiliger Handarbeit produziert werden: Der Buchblock wird auf A4 quer fotokopiert, einmal gefalzt und in eine Karton-Decke geheftet, die von emsigen Einsammlern morgens früh aus den Containern der Geschäfte gerettet und zugeschnitten werden. 
Also finden sich die neuesten Gedichte des Quartier-Heros in den Zuschnitten aus einem Champagner- und die Werke seiner Kollegin in einem Seifengebinde wieder. Alle Buchdecken werden individuell gestaltet und sind handbemalt. Zusammengefasst: Pappe, Lage, Heftung, hurrah, ein Buch. Ich bin begeistert! Leider ist Buenos Aires zu weit weg, um zu kaufen.
Cooperative: http://www.eloisacartonera.com.ar/ENGversion.html
Flickr: http://www.flickr.com/photos/eloisacartonera/with/3548234023/
google-Bilder: http://tinyurl.com/yzkw9xp

Samstag, 6. Februar 2010

Loseblattsammlung : Wolf Vostells Salatkiste

Pic-found-on-a-Card: Wolf Vostells „Salat”, Foto wahrscheinlich 2002 im vorübergehen gemacht, zeigt - glaube ich jedenfalls - das Objekt „1a Salatkopf”, aber genau weiss ich das nicht mehr.

Egal, ein solches Objekt vom Kölner Großmeister (Fluxus, Happening, Performance, Multimedia und Enviroment), könnte ich mir eh nicht leisten. Und ich möchte auch nicht wissen, wie viele dieser herrlichen alten Salatkisten aus dem Vorgebirge bereits einem Feuerchen in Wohnzimmerkamin geopfert wurden – der unübersehbaren Signatur zum Trotze.

Freitag, 29. Januar 2010

Buchbinden : Knopflochseide für Kapitalband

Buchbinderisch Bewegte benötigen dieses kostbare Gut der Fa. Gütermann, in englischen Texten gern auch als Guterman bezeichnet. In den letzten noch verbliebenen Nähgarnschränken der Kaufhäuser, EK-Zentren etc. fristet die schöne dicke Knopflochseide (R 753) ein trauriges Ghettodasein neben grässlichen Lurexfäden und gruseligen Smoggummis. 
Immerhin bekomme ich in dem von handarbeitskundigen türkischen Damen stark frequentierten Laden in der Nähe ein paar Grundfarben, vor allem beige, welches ich verachte. Das aufgeregte Getuschele der Damen, wenn sich ein Kerl durch die fachsimpelnden Damen-Reihen durcharbeitet, um kleine Röllchen genäschig auszusuchen, über die schwachbrüstige Auswahl zu meckern und dann doch zu kaufen, das macht richtig Spass. 
Weil ich nicht für ein-zwei Röllchen  á 1,20 € in die City fahren möchte, habe ich ein paar Versuche gestartet, bei ebay zuzuschlagen. Es ist mir auch gelungen, vor allem habe ich nun 28 antike Röllchen in Knall-Anthrazit, welches in den Kalker Arkaden nie vorrätig ist, mich aber bis an das Ende meiner Tage mit dunklem Kapitalfaden versorgt. Mein spontaner Reisstest sagt: Super Vorkriegsware!
Gestern streifte mich allerdings der Schlag, als ich die Ergebnisse für diese von mir beobachteten Versteigerungen las: Angeboten wurden 4 Konvolute mit je 28 Röllchen Gütermann (Guterman) Knopflochseide.
Nr. 1; grau, anthrazit, silber, ging mit 5 Geboten für dumpingmäßige 5,56 + Versand weg. Schade, ich hatte letzte Woche 80 Cent mehr bezahlen müssen, hatte dafür aber weniger Versandkosten.
Nr. 2; dunkelgrau, schwarz, 10 Gebote, 15,50 + Versand, das ging ja noch, vertretbar.
Jetzt aber, bei Nr. 3;  silbrig, dunkelrot, gold, gab's 13 Gebote und einen sich gewaschen habenden Preis von 42,50 + Versand.
Dieses Preiswunder wurde aber noch getopt, weil die Schachtel mit rot, gelb, gold(ig) mit 17 Geboten einen Preis von 61,00 + Versand brachte. Das ist fast das Doppelte des Ladenpreises. Dafür könnte ich die begehrten Röllekens bei einem der feinsten Buchbinderbedarfslieferanten, Hewitt in London, bestellen und mir per Luftpost liefern lassen. Ich frage nur, was soll's.
Nun habe ich zufällig ergoogelt, dass es auch in Japan buchbindegeeignete Knopflochseide gibt, Kanagawa heisst die Marke und die Firma zeigt sehr schöne Farben. Ich habe mal in meinem allerbesten Schulenglisch hingemailt und hoffe auf Antwort, ob und wo es die kostbaren Fäden in Europa zu kaufen gibt. Wer weiss da evtl. mehr?


Sonntag, 24. Januar 2010

Noname book vom Feinsten

Zu den Zeiten als ich noch wohlbestallter PR-Funktioner in einem mittelständischen Pharma-Unternehmen war, mussten wir den Kostengöttern die Hausdruckerei opfern. Alle Mitarbeiterinnen u. Mitarbeiter, bis auf einen wahrhaft Unvermittelbaren, konnten wir in regionalen Grafischen Betrieben unterbringen! Nachdem alle Menschen vertrieben und die Maschinen demontiert waren, blieben noch der Bleisatz, der sachgerecht entsorgt wurde, weil ihn niemand geschenkt wollte, und das Papierlager übrig. Alle geriesten Papiere hat ein strahlender Mitbewerber aufgekauft. Alle Klein-Reste wurden zwischen einer Kollegin, die auch Bücher band, und mir aufgeteilt. Dabei fand ich einige wenige schöne Raritäten. Aus einem kleinen Stapel Blankobögen habe ich dieses Skizzenbuch gemacht.

Ich nenne es das ‚Namenlose’, denn es könnte auf Wunsch noch eine Titelprägung bekommen. Technische Daten: Buchblock aus 110 g/qm Hammermühle (Wasserzeichen), matt, chamoix, 19 x 19 cm, auf drei Bänder fadengeheftet, extraschmaler, gerader, feingenarbter weinroter Lederrücken, weinrotes Iris als Bezug über 1,5 mm Maschinenlaufpappe, Vorsätze aus mauvefarbenem Fabriano. Das Skizzenbuch lässt sich flach aufschlagen und ist natürlich auch als ‚Reinschreibbuch’ geeignet. Haben Sie schon einmal das besondere Vergnügen genossen, mit einem richtigen Füller und richtiger Tinte auf einem Hammermühlenbogen zu schreiben? Nein? Da fehlt Ihnen etwas.
Wg. allersparsamsten Materialeinsatzes mache ich auch einen günstigen Preis, yavol!
=> Das Skizzenbuch habe ich meinem Online-Freund Ralf reserviert, der mir als Gegenleistung … äh, ja, das wird eine eigene Geschichte, die ich aber erst dann freilassen möchte, wenn sie spruchreif ist. Es hat auf jedenfall etwas mit - Überaschung! - Büchern zu tun.