Donnerstag, 11. Februar 2010

In eigener Sache: Ein Lob für handwerkliche Arbeit

Im letzten Post habe ich, ziemlich schüchtern für meine Verhältnisse und stark rücksichtnehmend auf meine sensiblen & pingeligen Buchbindefreunde, ein paar Gedanken skizziert, wie ‚man’ die unbefriedigende Fortbildungs- u. Kommunikationssituation für Buchbinde-Amateure im Rheinland verbessern könnte. Einen Gedanken, den ich noch ein wenig für mich behalten möchte, wollte ich gleich vom Start an visualisieren. Deshalb habe ich meinen (Internet-)Freund Ralf Zeigermann, einen bekannten Zeichner, Art-director, Musiker, Fotograf und Arno-Schmidt-Kenner gebeten, meinen Einfall zu visualisieren. Als Gegenleistung für sein Arbeit habe ich ihm das hochvornehme Noname-Skizzenbuch mit dem extraschmalen Maroquin-Rücken geschenkt. Und nun hat er das  quadratische Büchlein auf seiner Website präsentiert, was mich doch sehr freut: [ http://zeigermann.com/cartoonist/2010/02/10/a-new-sketchbook/ ]. Auch ich danke herzlich und werde bei passender Gelegenheit das Ergebnis unserer gemeinsamen Hirnung recht bald posten.

Montag, 8. Februar 2010

Buchbinden - Unvollständige Notizen zur Entwicklung eines Gedankens

Über den Köpfen der Besucher- u. Besucherinnen der Kölner Buchbindermesse lockt seit 2008 ein kleines rotweisses Wimpelchen in der Kantine der Palette Freunde und Gleichgesinnte an einen reservierten Tisch. Unter diesem Zeichen trafen sich schon zum zweiten Mal einige Buchbindefreunde zum Gedankenaustausch, um sich zwischen zwei Rundgängen zu erfrischen oder nach dem dritten Durchgang die gequälten Füße zu schonen und die Geldbörse zu überprüfen.
Leider habe ich noch kein besseres Bild, um meine Worte  zum Thema „Förderung des Gedankens der Handbuchbinderei in Rheinland” zu illustrieren. Immerhin war und bleibt der „Stammtisch der Falzbeinschubser” ein erster vorsichtiger Versuch in eine neue Richtung. Gebeten, nein liebevoll geschubst, wurde ich, einige meiner Ideen zum Thema zu posten. Das will ich hiermit tun.

1. Ein flaues Empfinden
Ich bin sicher nicht allein, wenn ich sage, dass sich in der deutschen buchbindenden Szene momentan viel zu wenig tut was Qualität, Gestaltung, Ausbildung, Kommunikation, Bild in der Öffentlichkeit etc. angeht. Das hat eine Reihe von Ursachen, die an anderer Stelle einmal aufgezählt und analysiert werden müssen.

2. Fehlende Kommunikation 
Aus der Sicht der Amateur-Buchbinder fehlt es an Möglichkeiten für einen Gedankenaustausch unter Gleichgesinnten, Informationsmöglichkeiten über Technik und Material, Schulung, Übungen Vorführungen etc.
2.1 Wie sieht es da aus der Sicht der Profi-Handwerker aus?
2.2 Wieso sind uns Länder wie die USA oder auch England weit voraus? Liegt das daran, dass dort zwischen Profis und Amateuren weniger Unterschiede gemacht werden? Haben beispielsweise die Amerikaner weniger Berührungsängste als die Deutschen? Die im Internet zu besichtigenden Arbeitsergebnisse sind jedenfalls IMHO ermutigend.

3. Buchbindermesse Köln
3.1 Mein Gedanke ist, um diese Verkaufsmesse herum ein Programm im skizzierten Sinn zu gestalten: Infos, Vorträge, Vorführungen etc. Das nutzt uns allen und bringt der Messe vielleicht neue Kunden. Anm.: Welche Möglichkeiten es in Zukunft räumlich geben wird, entscheidet sich bald, der Umbau der Palette ist in einigen Wochen abgeschlossen.
3.2 Ein Rahmenprogramm könnte auch Anreize für mögliche Besucher schaffen, die von weit(er) her anreisen müssen; der reine Kaufwunsch reicht wohl nicht aus, 400 - 600 km zu überbrücken.

4. Online
Wie nützlich wäre ein eigenes Online-Portal (oder eine ähnliche Aktivität)?
4.1 Wie nützlich ist ein Online-Portal, wenn es nur von 2 oder 3 Aktivisten bestritten wird, und der Rest der Truppe lediglich passiv mitliest? Welche Anreize können da geschaffen werden?
4.2 Wie können wir bereits bestehende Online-Aktivitäten verbessern, weiterentwickeln?
4.3 Face-to-face: Ist es vernünftig, einen regionalen ‚Buchbinder-Jour-fixe’ einzurichten? Wenn ja, wo, wie oft?

5. Sonstiges
Verbindliche Antworten auf alle Fragen fehlen mir ebenso wie eine vollständige Liste aller relevanten Argumente. Dies sind also meine ersten, quasi öffentlich gemachten Notizen zu einem Thema, das mich bewegt. Was daraus wird, k.A., das liegt nicht zuletzt an der Zielgruppe: Freunde und Akteure der Handbuchbinderei. Haben Sie eine bessere Umschreibung der Zielgruppe: Bitte sehr, die Kommentarfunktion steht Ihnen offen - und natürlich auch allen anderen nützlichen Beiträgen.

Sonntag, 7. Februar 2010

Buchbinders Zitatesammlung : Aus gegebenem Anlass heute neu

Folgendes wird Walt Whitman zugeschrieben: »I cut whatever I find.« Ich finde, das passt gut zum Recycling-Gedanken der Portenios im letzten Post.
Und dieses Zitat, Edgar Mansfield zugeschrieben, möchte ich (mir) noch einmal in Erinnerung rufen: »Think twice cut once!« Ich habs nicht beachtet und muss nun sehen, wie ich einen ganzen Bogen vom granatapfelroten Nepalpapier herbeischaffen kann. Helleres gibt es, dunkleres auch, aber das verschnittene nicht.

Basic Books von der Cooperative Eloisa Cartonera

„Round midnight” kommen die wirklich interessanten Beiträge in der Glotze, der Rest des Tages ist für den Dünn***** der öffentlich rechtlichen Quotenraffer reserviert. Gestern Nacht lief ein bemerkenswerter Arte-Beitrag bei TV5, der sich mit der kulturellen Situation in Argentinien im Zeichen der erschreckenden Massenverarmung beschäftigte. 
Neben anderem wurde über eine Cooperative namens „Eloisa Cartonera” berichtet. Beschäftigt haben mich einige wenige Sätze und erfreut hat mich die Geschicklichkeit und der Mut der betroffenen Menschen: „Ein normales Taschenbuch kostet in Buenos Aires ca. vierzehn Euro. Davon kann ein Mensch 5 Tage leben! Also kann er sich keine Bücher leisten.” 
Weil auch arme Menschen lesen wollen, sagt die Cooperative mit Recht, haben sich ein paar Dutzend Buchaktivisten zusammengetan und machen Bücher, nicht unbedingt nur für Arme, sondern mit allereinfachsten Mitteln zum niedrigstmöglichen Preis. Alle, Autoren, Illustratoren, Drucker, Grafiker, Buchbinder und Distributoren gehören zur Cooperativa Eloisa Cartonera. Für den europäischen Betrachter wirkt das alles sehr malerisch, ist es aber nicht, sondern im allerbesten Sinne ökonomisch (bescheiden) und ökologisch (erfolgreich). 

Bildquelle: flickr
Jedes dieser Bücher kostet ca. 1 €. Wer sich im Buchwesen auskennt, sieht auf Anhieb. leider nicht auf den Fotos, wie sie in mühevoll-kleinteiliger Handarbeit produziert werden: Der Buchblock wird auf A4 quer fotokopiert, einmal gefalzt und in eine Karton-Decke geheftet, die von emsigen Einsammlern morgens früh aus den Containern der Geschäfte gerettet und zugeschnitten werden. 
Also finden sich die neuesten Gedichte des Quartier-Heros in den Zuschnitten aus einem Champagner- und die Werke seiner Kollegin in einem Seifengebinde wieder. Alle Buchdecken werden individuell gestaltet und sind handbemalt. Zusammengefasst: Pappe, Lage, Heftung, hurrah, ein Buch. Ich bin begeistert! Leider ist Buenos Aires zu weit weg, um zu kaufen.
Cooperative: http://www.eloisacartonera.com.ar/ENGversion.html
Flickr: http://www.flickr.com/photos/eloisacartonera/with/3548234023/
google-Bilder: http://tinyurl.com/yzkw9xp