Samstag, 20. Juni 2015

Karibari zum Ersten

Ein Karibari ist ein (ur)altes, bestens bewährtes japanisches Arbeitsgerät; stabil und leicht zugleich. Es dient dem glatten Auftrocknen feiner Papiere. Es besteht aus einem Weichholz-Gerüst, im besten Fall aus japanischem Zedernholz. Die von mir mühsam gesucht, gefunden und gekauften Leisten scheinen allerdings nicht von so edler Herkunft zu sein. Mein Schreinerkollege in der alten Messebau-Werkstatt antwortete in solchen Fällen, in denen er gefragt wurde, was das denn da für ein Holz sei: „Das ist ein Vogel-sitz-drauf-Holz!” Schätze ich habe Tanne bekommen. Der Bausatz (120x90cm) kommt auch nicht aus Japan, sondern aus Italien, war aber in der Preisgestaltung sehr japanisch.
Das Zusammenstecken der vorgesägten Leisten zog sich hin, weil ich halt nicht so der ingeniöse Durchblicker bin. Alles was über einen Bucheinband oder auch eine Archivbox hinausgeht, braucht halt seine Zeit. Sehr nützlich und erstaunlich gut funktionierend waren die beigepackten feuergehärteten Splinte aus Bambus, spitz, scharf und stabil. So stabil, dass ich sie mit dem Hammer an die vorgesehenen Stellen fixieren konnte.
Ein Weichholz-Lattengestell
ist das Skelett eines jeden Karibari.

Das Gestell misst 120x90 cm. Entsprechend habe ich das notwendige washi bestellt. Das wird dann mit Kleister unterschiedlicher Viskosität und Klebekraft in fünf Schichten aufgepappt. Jede Schicht muss mindestens 24 Std. trocken. Dann muss Karibari ein paar Wochen im Ganzen trocknen und ruhen. Im Herbst/Winter, wenn ich meine verschiedenen Versuche, Papier nach meinen Vorstellungen zu dekorieren, realisiert habe, kann es, wie man so schön sagt, ‚losgehen’

Mittwoch, 17. Juni 2015

Für Anna : Bücherduft

1960 erschien ein Büchlein des Autors Fridolin Tschudi bei Bertelsmann mit bescheidenen 66 Seiten, welches sich ausschließlich und lt. Titel mit dem „Glück mit Büchern” beschäftigt. Daraus, ungekürzt zitiert, ein Dreistropher, exklusiv dem Geruch von Büchern gewidmet.

Es riecht im Zirkus und im Zoo,
beim Zahnarzt oder Gerber,
im Gaswerk (und auch anderswo)
nicht wie beim Sortimenter so
manierlich, sondern derber.

Zwar im kosmetischen Bereich
riecht's köstlich allenthalben,
doch beispielsweise im Vergleich
mit Wolfskehl, Dehmel, Benn und Eich
statt lyrisch mehr nach Salben.

Der Duft der Druckerschwärze steigt
wie Weihrauch in die Nase,
wobei man Ernst und Würde zeigt
und dennoch schnuppernd schwelgt und schweigt
inmitten der Oase.

Jut wah?!
Frech abgetippt in „Philobiblon - Vierteljahresschrift für Buch- und Graphiksammler, Jahrgang 40, Heft 3, Sept. 1996. Auch von Tschudi noch'n Gedicht, dem juten alten Jöthe nachempfunden, hier: http://reimfein.net/_ggg/gedichte/goethe_tschudi.htm

In einer anderen Publikation fand ich den beim ersten Abtippen eigentlich nicht vermissten Rest, quasi also eine ‚extension‚‘.

Man soll sich deshalb - denkt daran! -
mit Büchern nur befassen,
von denen (siehe Weib und Mann)
man weiß, daß man sich riechen kann
und daß sie zu uns passen.

Vernunft- und Liebesehen sind
verschieden; selbst beim Buch, mein Kind!

Sonntag, 14. Juni 2015

Kastenbau nach Roger Green : hermetisch, praktisch, systematisch

Schachteln verschiedener Art habe ich bereits einige gebaut. Manche sogar mehrfach, solange bis „es” gepasst hat. So ist das halt bei Amateuren. Gestern nun habe ich bei dem von mir sehr geschätzten Wuppertaler Buchbinder Roger Green [ http://www.buchbinderei-green.de/ ] das Bauen von Kästen nach seinem System gelernt. Rogers Kästen schließen dicht, sie sind praktisch, denn sie haben äußerlich keine staubfangende Kante und schließlich systematisch, sie werden exakt nach Plan realisiert. Das war ein schöner workshop. Jetzt muss ich nur noch das Green'sche System verinnerlichen, der Kastenbau nach try-and-error hat ein Ende.

Art=ist Joerg Czischke · Nachlass · Das Werkstattbuch  des Künstlers
ist ein veritables „Hand-Buch”. 
Art=ist Joerg Czischke · Nachlass · Das „Hand-Buch” im Rohbau