Freitag, 24. Juli 2009

Dudin is da house!

1772 schrieb René Martin Dudin sein Buch „L'art du relieur, doreur des livres. De la Description des Arts et Métiers”. Es repräsentiert nichts weniger als das geballte vorrevolutionäre Wissen und Können der Pariser Buchbinder, die wohl damals weltweit die besten ihrer Zunft waren. Da meine Französischkenntnisse nicht über das Verstehen der Speisekarte eines mittelmäßigen Restaurants hinausgehen und ich meiner Frau, die dies könnte, die mühevolle Übersetzung eines fachsprachlichen Buches nicht zumuten möchte, war ich schlussendlich froh, dass Richard Atkinson dieses Werk bereits vor 1977 ins Englische übersetzt hat:„ The Art of the Bookbinder and Gilder”, so der Titel in getreuer Übertragung.
Und genau auf diese Übersetzung berufen sich mittlerweile eine Reihe von englischen und amerikanischen Buchbindern, die klassisches Buchbinden, also Franzband nebst seinen einfacheren Verwandten, z.B. Bradel, propagieren. Ich habe wochenlang nach einem Exemplar dieses in limitierter Auflage erschienene Buches gesucht. Leicht war das nicht, vor allem weil das Folioformat halt elend hohe Verpackungs- und Versandkosten bedeutet.
Gnädige Tippfehler in Namen und Titel bescherten mir dann den eigentlich naheliegenden Fundort. Den gebe ich aber nicht eher preis, bis ich dort alles brauchbare durchgesiebt habe und mein buchgieriges Ego befriedigen konnte. Meine Freunde kennen das, denn ich kaufe nur noch „Bücher über Bücher”! Alles andere wird geliehen oder geschnorrt. Unter unserer - soeben montierten - neuen, augenschonenden Sonnenmarkise beginne ich noch heute mit dem Lesen dieses Halblederbandes. Webster und Oxford Dictionary habe ich auch schon entstaubt. Die Anfertigung eines Schubers muss bis nächste Woche warten.