Bildquelle: Stadtmuseum Jena
Das Lebenswerk des Dorfner-Schülers Kurt Lusky.
Eine Ausstellung vom 16. Mai bis 19. Juli 2009 im Stadtmuseum Jena.
Nirgendwo fand ich einen Hinweis auf die Ausstellung, kein Poster, keine Presse, kein Garnichts - nur ein stark gestörter Radio-Beitrag im Auto bei Gewitter und Wolkenbruch auf der Landstraße zwischen Halle und Nordhausen. Trotz der theatralischen Kulisse für ein sehr freundlich gemachtes Feature bei NDR-Kultur habe ich immerhin verstanden, dass es um meisterliche Buchbinderarbeiten geht.
Also wurden die Besichtigungspläne erweitert und Jena angefahren. Das Stadtmuseum war schnell gefunden, der Obulus bezahlt und das dürre Flyerchen eingetascht. Einen Katalog gibt es nicht, lediglich der verschämte Hinweis einer der Aufsichtsdamen auf ein einschlägiges Buch aus einer Weimarer Publikationsreihe mit Abbildungen als vielen Jahrhunderten. So weit so sparsam.
Doch dann die Überraschung: Wir fanden eine ausgesprochen luftige, helle und sehr informative Darstellung dessen vor, was sich, ohne Rücksicht auf buchbinderische Vorkenntnisse, der Besucher unter „der Kunst, Bücher zu binden” vorstellen kann.
Die Ausstellung zeigt mehr oder weniger alles, was ein Buchbinder an Werkzeug und Material braucht, um klassische Bücher zu binden und auch, was Buchkünstler brauchen, um makellosen Buchkunstwerke herzustellen. In einigen guten Schwarz-Weiß-Bildern der 20er u. 30er Jahre zeigen die abgebildeten Weimarer Fachschulabsolventen ihre jahrhundertealten handwerklichen Fähigkeiten.
Müßig, hier aufzählen, welche Werkzeuge in natura gezeigt werden. An Hand dieser betagten Stücke mit feiner Patina werden auch unbedarfte Besucher sehr ordentlich durch das Thema geführt. Und ja, die gezeigten Meisterbücher in den Vitrinen, die sind eines wie das andere vom allerfeinsten.
Otto Dorfner, ein Buchkünstler von Weltrang (bitte selber googeln) hatte mit dem Kurt Lusky einen handwerklich und künstlerisch meisterlichen Schüler, dessen sorgfältig durchdachte, gelegentlich aber etwas zeitgeistige Buchgestaltung sehr beeindruckt. All die Einbände, das Einbandmaterial, die Buntpapiere, die Blind- und Goldprägungen - für mich war das ausgesprochen anregend zu sehen.
Leider liegt Jena ein wenig ausserhalb der üblichen touristischen Routen. Sollten Sie in der Nähe sein, bis zum 19. Juli ist noch Gelegenheit, sich umzuschauen. Es lohnt sich, bevor alles wieder in Sammlerschränken dämmert.