Dann fand ich auf einem Hinterhof-Buchflohmarkt die ziemlich zerfledderte Ausgabe der „Legenden” von 1909. Mir hat die dem alten Gutenberg nachempfundene zweispaltige Typografie mit der nachgeschnittenen süddeutschen Fraktur gut gefallen. Das Buch wurde für den Diederichs Verlag von der Offizin Drugolin gedruckt. Daraus habe ich dann mein Buchobjekt gestaltet, schließlich war nichts historisch wertvolles vom Einband mehr da, das ich hätte erhalten können.
Das Papier ist stark gebräunt, aber nicht übersäuert, schön weich und nicht brüchig. Der Band war allseitig berauft. Weil der Kopfschnitt furchtbar gammelig war, habe ich dort fein beschnitten. Hellgraues Leder als schmaler Rücken, ebensolches als Kapital. Weil ich Stichlöcher von der Ur-Broschur (1.600 Auflage) und von einer weiteren Heftung vorfand, habe ich zwischen all den alten Löchern meine Bindung auf 2 drei Zentimeter breite, verstärkte Gazebänder fadengeheftet; doppelten Vor-und Nachsatz aus nachtblauem Zerkallbütten (Danke Eberhard!) angepappt, ebensolches auf die Einbandpappen (1,5mm) kaschiert. Darüber zum Schmuck ein hauchfeines altes Baumwollgewebe geklebt, den mühsam aus Stempelgummi geschnittenen Titel gedruckt und mit einem Spezialrezept von R. Green/Wuppertal „matt lackiert”. Und dann noch einen Schuber konstruiert, passend designed.
Leider finde ich immer seltener Buchruinen,
die ich neu einbinden kann,
auf dass sie aufrecht im Regal stehen und wieder lesbar sind.