Die einigermaßen übersichtliche Zahl aktueller Literatur zum Buchbinden, seiner anverwandten Techniken und begleitenden Materialien betreffend, lässt eine Neuerscheinung eigentlich nicht unentdeckt, sollte man meinen. Mein Freund Eberhard berichtete von einem Büchlein aus dem Buntpapierverlag, Hamburg, das er auf der BuBi-Messe in Köln erworben hatte und das mir völlig unbekannt geblieben war, weil ich wohl nicht zu dem Kreis der Gesalbten gehöre, denen das kleine Werk angeboten worden ist.
Im Laufe der Jahre und des Sammelns, will sagen ‚Aufhäufelns’ einschlägiger Literatur, habe ich nach der Schilderung nicht sofort meinem Habenwollen-Impuls nachgegeben, sondern das Buch ausgeliehen. Alle Verlagsdetails :: hier ::
Das Buch, minimal größer als die bekannten Insel-Bücher, kommt in nummerierter, limitierter Auflage mit 57 (2) S, gedruckt auf feines mattes Offset, erstklassig typografiert, zweisprachig deutsch/englisch, handgebunden, farbiges Vorsatz, vom Stein gedrucktem Bezugspapier, mit Abbildungen und eingeklebten Musterblättchen, usw. usw. Es ist ein sehr schönes Pappbändchen, an dem auch der nörgeligste Beschauer nichts auszusetzen hat, das dem Schaffen des in der Schweiz wohlbekannten Buchbinders, Ausbilders und Buntpapiermachers Emil Kretz gewidmet ist.
Soviel zum Sammelobjekt.
Lese ich mir dann die Wiedergabe seiner Arbeitstechniken zu den „Kleisterbatik-Papieren” durch, die mich zugegeben mehr interessieren als die Verehrung des fast vergessenen Meisters, bin ich auch sehr angetan, denn ich kann seinen komplizierten, Tage dauernden Herstellungsprozess gut nachvollziehen: Bestes Papier, frischen Weizenstärkenkleister, klar oder leicht getönt, Modeln bzw. handgeschnitzte Rollen mit einer einfachen Abrolltechnik, verdünnte Ölfarben und, viel Wasser zum Abwaschen des getrockneten Kleisters und noch mehr Zeit zum trockenen der Farbe. Es fehlt auch nicht der Hinweis auf die alternative Einfärbung mit verdünnter Tusche für jene (wie mich), denen die Verdünnungschemie zuwider ist.
Emil Kretz ist ein weiteres gutes Beispiel dafür, dem in unserem Kulturkreis entstandenen und liebevoll gehegten Pappband mehr Aufmerksamkeit zu schenken und die dafür nötigen Bezugspapiere zeitgemäß zu gestalten und haltbar herzustellen, ohne dem oftmals tümelnden, altmodischen Design-Empfinden der Buchbinder-Generationen der 30er, 40er und 50er Jahre nachzulaufen, bzw. sich aus Bequemlichkeitsgründen fertige Ware aus Italien oder aus Nepal einzukaufen. Für meinen Teil muss ich mir jetzt etwas ausdenken, was ich auch auf ca. 1,2 qm beheiztem Arbeitsplatz und ca. 2 qm unbeheizbarem Arbeitsplatz im Keller umsetzen kann. Das würde spannend, meint meine weitaus bessere Hälfte.
Montag, 29. November 2010
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