Ganz kurz nur - es geht um den Steindruck und um die Druckformherstellung der Lithografen, die die Aufgabe hatten, das Motiv vom Originalstein auf einen größeren Maschinenstein (zwecks schnellen Massendrucks) zu, äh, ja, zaubern. Abgesehen von dem eigentlichen, überaus diffizilen Druckvorgang, der eher ein Reibevorgang war, wurden sog. Umdruckpapiere zwingend benötigt. Die sind heute nahezu unbekannt, weil sie niemand mehr braucht: Graufeuchtes oder gelbes feucht bleibendes (immerfeuchtes) Umdruckpapier mit einer Schicht aus Weizenstärke, Wasser, Gummiarabicum, Chromgelb und Glyzerin; Berliner Umdruckpapier mit einer Kreideschicht, transparentes Umdruckpapier, Florpostpapier mit einer Eiweißschicht, Kornpapier, Autografisches Umdruckpapier. Dies ist alles verschwunden und muss heute vom Liebhaberdrucker selbst hergestellt werden.
Nun, für die Herstellung der Umdruckabzüge muss der Originalstein mit einer stark fettigen Umdruckfarbe eingewalzt werden, bei dem die Beimischung von tierischen Fetten wohl das wichtigste ist. Hier zitiere ich mal locker und mengenangabefrei die Inhaltsstoffe des berühmten ‚Pariser Rezepts’: venetianische Seife, Hirschtalg, gelbes Wachs, Walrat, also Wachs aus den Kopfhöhlen des Pottwals, Mastix, venetianisches Terpentin, Karbolineum, Kolophonium, sxrischer Asphalt, Storax/Styrax (orientalisches Gummiharz). Und damit der Drucker nicht allein schon vom Geruch der Ingredienzien ohnmächtig wurde, viel Lavendelöl. Diese Mischung wurde zu bestimmten Teilen mit Federfarbe, einer strengen (trennstarken), körperreichen schwarzen Druckfarbe speziell für den Druck von Federzeichnungen gemischt.
Der Abzug, der mit diesem, heute eher allchemistisch anmutenden Mixtum hergestellt wurde, konnte dann endlich auf das Auflagemedium Großstein, Alu-Platte (Offsetvorläufer) oder Zinko übertragen werden. Ich staune beim Lesen und werde versuchen, gelegentlich mal einem der letzten Liebhaberdrucker von Ferne über die Schulter zu schauen.