Montag, 9. April 2012

Louets Vertical Plough is in da house

Es ist eigentlich nicht meine Art, mit neu Gekauftem anzugeben. Diesmal mach ich mal die Ausnahme, es geht um eines der fundamentalen Hobby-BuBi-Probleme, den Beschnitt des Buchblocks. Ich hatte mich gelegentlich gefragt, warum von Hobby-BuchbinderInnen lange und qualvoll nach Druckereien oder Copyshops gesucht wird, die die mühsam gehefteten Buchblocks zuschneiden können.
Wollen tun das die wenigsten Profidrucker, diese Erfahrung macht man schnell, der Amateur mit seinem Büchlein stört halt den stressigen Arbeitsablauf in der Weiterverarbeitung. Eine weitere Erfahrung ist die, dass in kleinen Copyshops die Messer der Stapelschneider oft in erbärmlichen Zustand sind. Riefen auf dem Beschnitt sind dann die Folge. Oder die Messer sind abgearbeitet, will sagen nicht geschliffen. Der Beschnitt sieht dann entsprechend unästhetisch aus; schiefgedrückter Beschnitt ist auch nicht selten.
Mein alter Blockschneider im Keller, ein gusseisernes Gerät pharaonischen Ausmaßes von 1905,  schwächelte in letzter Zeit gar sehr, nötige Ersatzteile werden richtig teuer. Und ich bin nicht bereit, dieses Aufwand zu betreiben. Also habe ich nach einer Alternative gesucht und diese gefunden: Louet's Bescheidehobel ist eine solche und bestens für Amateure bzw. Einzelanfertiger geeignet. Die anderen Alternativen aus Frankreich, England und Griechenland (ja, ja!) hab ich mir online angeschaut und nach Erfahrungen bei den Freunden gefragt. Selbst aus den USA kamen nur gute Noten für Louet, auch von anerkannten Profis. Also, Entscheidung gefallen: Osterurlaub adé. Bescheidhobel gekauft.
Heute früh habe ich dann einen richtigen Klotz von Buchblock in Form gebracht: Hans Fürstenbergs 3,6 mm dickes, über 30 cm langes und 23 cm breites Buch, Titel: „Das französische Buch im achtzehnten Jahrhundert und in der Empirezeit”, rein wissenschaftlich aufgemacht (ohne Abbildungen) und edel gedruckt auf Zerkall-Bütten. Gekauft hatte ich mir die Rohbögen (54 Lagen á 8 Seiten) von 1929, zusammengehalten von einem schnellen Aktenstich und ein wenig Knochenleim. Sie kamen in einem einfachen Broschur-Einschlag und bettelten nach einem angemessenen festen Einband. Das Buch selbst war die Jahresgabe eines ehedem legendären Vereins von Buchsammlern und entsprechend edel typografiert. Nun stell ich mir halt in aller Demut vor, wie ein solch großformatiges Buch 1930 ausgesehen haben könnte, Ich möchte es im Stile der Zeit einbinden.
Zurück zum „Hobel”: Der funktioniert hervorragend, wenn man bestimmte, auch in der Bedienungsanleitung kurzgefasste Hinweise wirklich beherzigt. Das wichtigste ist, sage ich, bloß keine Hektik, es herrsche Ruhe und Gemütlichkeit, wenn sich das sichelförmige Messer Blatt-für-Blatt durch den Block frisst und eine ab-so-lut glatte Oberfläche hinterlässt. Da muss nicht mehr viel geschabt oder geschliffen werden, die Fläche kann sofort gefärbt oder gar bemalt werden.  Morgen (oder so) wird gerundet und der  Rücken stabilisiert, usw. usw. Ich werde berichten.


Heftung vorbereiten: „Fäden ziehen” 

Bescheidhobel in Aktion, Teil 3: Kopfschnitt