Die kleinen, echt lockeren Wettbewerbe, book swap genannt, sind jedesmal ein veritabler Spaß, sieht man doch einmal im Jahr, was unter international vernetzten Buchbindefreunden, Profis und Amateuren, an kleinen feinen Bücherlein gefertigt wird. Es gibt immer ein unter den Interessenten vereinbartes Thema, und das lautete diesmal: girdle book, zu deutsch Beutelbuch. Vereinbart war, dass es eine frei interprätierbare Arbeit sein soll, nicht unbedingt eine historisch genaue Kopie. Damit wären viele von uns auch überfordert, denn wer kann schon - Hand aufs Herz - dicke Bretter zu Buchdecken verarbeiten, diese dann mit edlen (teuren) Buchverschlüssen versehen und schließlich in ein großes (mind. 50x70 cm messendes) Rehleder (auch teuer) einbinden. Also wurde beschlossen, dass es ein K.o-Kriterium geben muss: Das girdle book (Beutelbuch) „should have some means of attachment to a belt”.
So mag sich denn der Konservative & Wahrer traditioneller Buchbindekunst abwenden, doch warum sollte nicht eine zeitgemäße Interprätation des mittelalterlichen Vorbilds möglich sein?
Und siehe da: Gestern nun brachte der Postbote die Arbeit von Hilke (buechertiger) ins Haus, ein absolut aktuelles Beutelbuch, komplett für einen der mühevollen Besuche im unmöglichen Möbelhaus konzipiert und nahezu einhundertprozentig aus IKEAS Werbe-, Informations- u. Verpackungsmaterial gefertigt. Eingebunden hat Hilke das ca. 8x11,5x3 cm messende Büchlein in ein Stück von dieser unkaputtbaren blitzeblauen, nylonverstärkten Plastikfolie, aus denen die ach so praktischen und aufnahmefähigen Einkaufstaschen für das Möbeleinkaufsparadies gefertigt werden. Und wieder kann ich meiner anschwellenden Sammlung internationaler Buchpräsziosen ein Exemplar hinzufügen. Als da zu bestaunen wären: ein NagHamadi-Nachbau aus Norwegen, ein Skizzenbuch in asiatisches Wachstuch eingebunden aus NL und nun aus Deutschland nun ein IKEA-Beutelbuch. Ha!
Freitag, 15. Januar 2010
Mittwoch, 13. Januar 2010
Buchbinden ohne Nadel und Faden …
… aber mit guter Haltbarkeit, wie Grafik zeigt. In Jackie's Book Arts Forum gab es einen leisen, milden Streit über das Für und Wider des Lumbeckens, sinnigerweis' im englischen „perfect binding” genannt. Ich finde, dass diese alternative Bindemethode für Zeitschriften, Lose-Blatt-Stapel und ähnliche Schrecknisse des Buchbinderhandwerks - vor allem von Amateuren - gerne mit gerümpfter Nase ignoriert wird. Denn ein mit Sorgfalt gelumbeckter Buchblock ist, richtig aufgebaut, ziemlich unkaputtbar, schnell zu erstellen und mit ein paar klassischen Buchbindertricks (z.B. einem schönen Kapitalband und einem ordentlichen Einband) vom gehefteten Buch so schnell nicht zu unterscheiden.
Oder was soll ich machen, wenn ich, wie bereits im letzten Post erwähnt, eine hammermäßig abgeleimte, fadengeheftete Buchbinderfachbuchruine mit zwei losen Lagen und nicht rechtwinklig geschnittenem Block günstigst kaufen kann? Easy: Rücken weg, lumbecken und weiter wie ein „richtiges” Buch behandeln.
Mehr und fachlich Gutes in dieser Broschüre aus dem Antiquariat: »Percival, G.S.; Graham, R.A.; Unsewn Binding; the Dryad Press, Leicester, erschienen 1959.
Oder was soll ich machen, wenn ich, wie bereits im letzten Post erwähnt, eine hammermäßig abgeleimte, fadengeheftete Buchbinderfachbuchruine mit zwei losen Lagen und nicht rechtwinklig geschnittenem Block günstigst kaufen kann? Easy: Rücken weg, lumbecken und weiter wie ein „richtiges” Buch behandeln.
Mehr und fachlich Gutes in dieser Broschüre aus dem Antiquariat: »Percival, G.S.; Graham, R.A.; Unsewn Binding; the Dryad Press, Leicester, erschienen 1959.
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