Samstag, 30. August 2014

Ein Pappband - ein paar werden noch folgen

Siegfried Büge - Der Pappband (Reprint)
Siegfried Büge - Der Pappband - lässt sich ohne weiteres in eine Reihe von Standardwerken für Buchbinder und Buchkünstler einreihen. Meiner wurde als Reprint gekauft. Der Text zeigt ein knackscharfes Druckbild, die fotokopierten SW-Abbildungen der Ur-Ausgabe zum Selbstausschneiden kann man getrost ignorieren, die sind für die Tonne, weil so gut wie nichts zu erkennen ist. Die gefalzten Rohbögen habe ich mir als klassischen Pappband, meinetwegen auch als Millimeterband, eingebunden. Die Etikettchen wurden wischfest auf hellgraues Bütten tintenstrahlgedruckt.
Das Marmorpapier für den Einband stammt von einem Buntpapierkünstler aus Bonn (René M. Salmen), der souverän marmoriert hat sowie hervorragende Kleisterpapiere kreiierte. Leider war schon vor Jahren damit Schluss, was nicht nur ich sehr bedaure. Auf traurige drei Bögen ist der ursprünglicher Bestand geschrumpft.
Schließlich: Leute, macht mehr Pappbände. Nix gegen Leder, Seide, Leinen usw. – Papier ist doch viel geduldiger.

Dienstag, 26. August 2014

Ein paar karge Zeilen über Vorbilder

Wer als Amateur-Buchbinder behauptet, sich alles selbst beigebracht zu haben, dem glaube ich nicht wirklich. Nach ein paar Minuten Fachsimpeln oder nach wenigen bewundernden Blicken auf allfällige Arbeitsproben findet sich oft die/der „Lehrmeister/in”, denn diese hinterlassen ihre Spuren bei ihren Jüngern. Wir alle haben unsere tätigen Vorbilder. Davon habe ich vier, denen ich beim Arbeiten zuschauen und, so bin ich halt gestrickt, richtig was lernen konnte. Ex-cathedra-Verkünder lösen bei mir umgehend einen Schlafreflex aus, wecken Widerstand und Widerwillen.
Heute bekomme ich den Hinweis auf meinen (im zeitlichen Ablauf gesehen) zweiten Lehrmeister, Roger Green in Wuppertal. Dieser Buchbinder ist genau nach meinem Geschmack, denn er ist  unideologisch und lösungsorientiert. In seiner Werkstatt zu arbeiten macht Riesenspass.
https://www.youtube.com/watch?v=y--XPNywx80#t=244
Mein allererster Buchbinde-Instruktor, Karl Heinz Krons, war studierter Pädagoge und Kunsthistoriker, Gewerbelehrer (Jahrgang 1926). Er hat mir und vielen anderen das Buchbinden beigebracht. Von ihm habe ich einige Tricks gelernt, die er, aus der Not der Kriegsjahre heraus, sich selbst erarbeitet hatte. Seine Volkshochschulkurse in Köln waren legendär. Krons dumont-Kunsttaschenbuch „Gestalten mit Papier” sei allen wärmstens empfohlen, die mit Papier kreativ arbeiten wollen. Es sind immer mal wieder sehr günstig antiquarische Exemplare für kleines Geld zu haben.
Und Jeff Peachey aus NYC, von dem ich in Montefiascone lernte, wie vor der französischen Revolution Bücher gebunden wurden, die, ordentlich behandelt, heute noch voll funktionstüchtig und ästhetisch ansprechend sind. Er hat das vielfach verschüttete Wissen dieser Zeit, als von Buchbinde-Maschinen und maschinell hergestelltem Papier noch keiner zu träumen wagte, revitalisiert. Das hat mir imponiert. Ich habe viel von ihm gelernt.
Und schließlich mein Freund Eberhard Maurer, der mir Mut machte, mein Wissen und Können in der von ihm geleiteten Behindertenwerkstatt an seine verwaiste Handbuchbindergruppe weiterzugeben. Von ihm habe ich gelernt, dass man mit Geduld und Respekt den Menschen, die im Alltag und im Umgang mit Anderen ihre Schwierigkeiten und Probleme haben, das Buchbinden nahebringen kann und zwar so nahe, dass ihre Arbeitsergebnisse im Wirtschaftsleben bestehen können.