Verworfener Bucheinband,Original-Muster, Abrieb auf Küchenkrepp |
Wer von uns Liebhaberbuchbindern (die Damen sind nicht ausgeschlossen!) macht schon seine Flops öffentlich? Nein, eigentlich tu ich das auch nicht wirklich gerne. Aber vielleicht hilft's doch. Meine daraus resultierende Frage kommt zum Schluss. Hier also das große ”Lamento furioso.” Meine verstorbene Buchbinder-Freundin Inken und ich haben uns vor gut 12 Jahren bei einer bekannten, nein, bei einer berühmten schottischen Profi-Marmoriererin (mittlerweile auch verstorben) für VIEL Geld einen ordentlichen Packen Marmorpapier bestellt. Ich habe diese herrlichen Papiere schon häufig zum Kaschieren und auch als Vorsatz verwendet, ohne jeden Anlass zum Meckern.
Also habe ich dem Sujet folgend in einer Lederrestekiste ein schönes, hell-gelbes Schafleder gefunden, das bestens mit dem mormorierten Trägerpapier harmonierte. Dazu kam dann der kühle, großflächige Grauton und ein paar minimale braune Ockerspuren, ich war begeistert. Wer's kennt, weiss, dass es nicht ganz einfach ist, Bekleidungsleder zu schärfen. Es ist mir gut gelungen, dank meinem Schärf-fix und einer neuen Klinge. Auch das Aufpappen des Rückens und der Ecken machte keine Probleme.
Beim Ausrichten und Zuschneiden des Bezuges bemerkte ich dann (siehe weisser Schnipsel oben), dass das Papier abfärbte, was für mich eine völlig neue Erfahrung war, schließlich besitze ich Marmorpapier von mindestens einem Dutzend Marmorier-Werkstätten, teilweise noch länger (und sachgerecht!) gelagert als dieses hier. Und keines der anderen Papier färbt ab.
Ich habe also die Zuschnitte - wider besserwisserisches Bauchgrimmen - auf besten 2-mm-Buchbinderkarton (wie immer) kaschiert und war nach dem Abtrocknen entsetzt über das Ergebnis. Dann habe ich noch versucht, mit einem Hauch von Bienenwachs (damit habe ich bisher meine Erfahrungen gemacht) zu retten, was zu retten ich gedachte. Es wurde nur noch schlimmer. Wo die Flecken und die Streifen herkommen, k.A. Das ursprünglich schöne Grau ist verblasst und hat durch die Bienenwachspolitur auch noch das helle Gelb überdeckt, geradezu verdreckt. Wie intensiv das graue Pigment (?) abfärbt, lässt sich auch am Etikett ablesen, das ist ursprünglich handgeschöpft-hellgrau in den Tintendrucker gewandert. Egal: Die Decke muss neu, die ist Schrott. Weil jede Buchdecke doch auch ein Hinterteil hat, habe ich da mit einem Hauch von farblosem, mattem Akryllack den Rettungsversuch gestartet und habe ein ähnliches schlechtes Ergebnis erzielt wie mit den Bienchen.
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Meine abschließende Frage: Weiss jemand da draußen, ob man marmoriertes Papier evtl. nachträglich fixieren kann und, wenn ja, wie?
Ach, ihr würdet mir eine Freude machen, denn was sollte ich sonst mit dem teueren Marmorpapier anstellen?