Jetzt spinnt er total, haben Sie gedacht. Stimmts? Tu ich aber nicht, ich habe lediglich einen der (elenden) Skribenten zitiert, der wg. des für seine Zeit brisanten Buches, das er schrieb, im frühen 17. Jahrhundert unter Pseudonym (Democritus Junior) zu Oxford publizieren musste, weil ihn sonst die Obrigkeit malträtiert hätte. Die zitierten Worte stammen von Robert Burton, das weiss man heute, und lassen sich im Vorwort zu seinem famosen, heute vergnüglich zu lesenden „Die Anatomie der Melancholie” finden.
Und jetzt zur Überschrift, geneigter Leser. Dem Vorwort gegenüber finde ich ein zweites Frontispiz mit einem sehr schön übersetzten trivialen Gedicht, das gleich kommt. Vorher muss ich noch das rekapitulieren, was ich gestern 2 jungen, rein digital aufgewachsenen Damen erklärte, die sich im Buchgewerbe so gar nicht auskannten. Sie wiegten gedankenschwer ihre wohlfrisierten Köpfchen, da sie hinter dem Wort Frontispiz eine zweideutige Bedeutung witterten. Also hier noch mal zum nachgrübeln, meine Damen: Das Frontispiz ist meist eine Illustration, die sich auf der zweiten, dem Titelblatt (Seite 3) gegenüberliegenden Seite befindet und in älteren Büchern absolut Standard war. Das Frontispiz ist in der Regel auf die Rückseite des Schmutztitels (Seite 1) gedruckt. Heutzutage wird diese schöne Tradition nur noch selten genutzt, meist sind es querköpfige Buchgestalter, die sich da austoben dürfen. Früher waren es hauptsächlich Autorenportraits in schnieken Rahmen, die abgebildet wurden. (Quelle: wikipedia, adaptiert und gekürzt). Und jetzt das versprochene Gedichtchen:
Hier war ein kleines Plätzchen frei:
Jetzt trägts des Autors Konterfei.
Sein Geist entging dem Zeichenstift:
Ihn triebs nicht (wies sonst üblich ist)
Hierher – wenn Ihr es wissen müßt –
Nur Eitelkeit und dummer Stolz:
Der Drucker hat es so gewollt.
Dazu sage ich nur: Das ist Weltverzweiflung mit Humor, oder?