Montag, 11. Juli 2011

„Kleinigkeit zu reparieren”

Einer meiner Freunde hat sich als Buchsammler auf die Kunst der 60er/70er Jahre kapriziert. Er geht mit seinen Büchern immer sehr sorgfältig um, so dass sich seine Anfragen, ob ich ihm nicht mal - aus alter Freundschaft, versteht sich - ein beschädigtes Buch reparieren könnte, schließlich sei ich ja der Buchreparatur liebevoll zugetan … usw. usw. im engen Rahmen halten.
Neulich schleppte er ein, natürlich, seltenes, signiertes, datiertes, nummeriertes, aber nicht paginiertes Werk von Richard Tuttle an. 91,3 cm breit und 30,5 cm hoch. Der ca. 1,5 cm dicke Buchblock wurde auf einem Papier gedruckt, welches unsereinem die Haare hochstehen lässt: Zeitungsrotationspapier, GSD in der richtigen Laufrichtung. Der ursprüngliche buchbinderische Aufwand hielt sich in Grenzen. Die Rückenbindung bestand aus einem dünnen Streiflein Heissleim und einem selbstklebenden Leinenklebeband, das die beiden 3mm-Graupappen zusammenhielt. Es ist mir bis heute nicht klar, durch welche Heissklebemaschine man ein über 90 cm breites Buch schicken kann.
Egal, den ollen Heißleim habe ich rückstandslos entfernen können und durch eine Lumbeck-Leimung ersetzt. Auch das Wiedereinsetzen in die originale Selbstklebeleinen-3-mm-Pappen-Deckenkonstruktion mit ihrer schönen Gestaltung durch den Künstler ist gelungen. Mit ein bisschen Improvisation und ein paar Leimzwingen aus dem Baumarkt steht das Monsterbuch auf seiner Leimfuge und trocknet nun still und starr, mindestens 8 Stunden.

  
91,3 cm Richard Tuttle müssen noch trocknen

91,3 cm Richard Tuttle sind getrocknet
und von allen Hilfs-Hilfsmitteln befreit