Montag, 24. Juni 2013

» … gute Kameraden …«


Wenn sich, was gelegentlich passiert, Menschen im Gespräch mit mir darüber verwundert zeigen, wie sehr ich mich für die zahlreichen Nebenschauplätze meines erlernten Berufes, Werbefachmann, und meines Hobbys, Buchbinden, interessiere, dann fehlen mir die Worte. Es fällt mir schwer, und das möge man mir verzeihen, zu akzeptieren, dass sich mein Gegenüber nicht fürs Papiermachen, für Bleisatz, Kalligrafie, für Druckverfahren, Farben, Pergament, Papier, Pappe usw. usw. begeistern kann. Also gebe ich verbal mein Bestes und suche nach Worten für diesen uralten Kosmos, für diese eine Grundmauer unserer Geistes- und Kulturgeschichte. 
Nun habe ich beim Stöbern in einem Periodikum von 1965 (philobiblon, Jhrg. IX, Heft 2, S 268) einen schönen Satz gefunden, den ich mir für zukünftige Gespräche merken werde. Er stammt von dem berühmten Künstler, Grafiker, Holzschneider hap grieshaber, der Setzer und Drucker gelernt hatte, bevor er studierte und Künstler wurde.
Montefiascone Project, gegenüber

Zitat: »Wer drucken kann, hat gute Kameraden: Setzer, Ätzer, Papiermacher, Schreiber, Lithographen, Buchbinder und Buchdrucker. Wir sind alle den Meistern des Handwerks verpflichtet. Jeder von uns muß erst verstehen lernen, ehe er die Konvention mit neuem Elan durchbricht. Weil wir soviel beachten müssen, verstehen wir uns aber auch besser. Immer ist unser Metier gefüllt mit berufsfremden Dingen, Gedanken, die uns weitertreiben.« 
Vielleicht ist es das, was mir das grafische Gewerbe (im weitesten Sinne gedacht) so sympathisch macht. Und so erkenne ich mit verbundenen Augen, wo der Eingang zur Druckerei oder zur Buchbinderei ist.