Montag, 25. Oktober 2010

Buchbinden - Rückenbeschriftung mit Tintenstrahler

„Was mach ich bloß mit der Kiste? Eigentlich zu schade zum wegwerfen.” Ewig stand der Tintendrucker neben meinem Scanner, gelegentlich tat er's klaglos, meistens zickte das Teil aber rum und fraß Tinte, Tinte, Tinte.
Kurz vor dem schon geplanten Entsorgen ersteigerte ich mir auf ebay von einem kundigen Menschen für kleines Geld eine Anleitung, wie mit einem Tintendrucker auf BuBi-Leinen zu drucken ist, speziell Rückenschilde. Das hat gut funktioniert und beim nächsten Mal wird auch die Typo besser, sie ist mir diesmal zu groß geraten.
Gestern auf der BuBi-Messe fand ich dann bei Tanja Karipidis das passende Bezugspapier und der Reprint vom alten Adam steht nun stolz und vollständig im Büchereregal (Reprint, ca. 15x22 cm, kollationierte Lagen, fadengeheftet auf 3 Bänder, Japico-Vorsatz, Iris-Leinen und handgef. Kleisterpapier).

Buchbindermesse 2010 - Kurzbericht

Bereits zur Halbzeit, als die weiter angereisten Gäste bei einer Gullaschsuppe, einem Kuchenstückchen oder bei Kaffee und Tee Pause machten, raunte (inoffiziell) eine Stimme, dass schon so viele Besucher Eintritt bezahlt hatten, wie im Jahr zuvor insgesamt.
Die völlig neue Raumsituation in der Palette mit einem gut verdoppelten Raumangebot verwöhnte die etablierten Anbieter mit mehr Platz und die neu dazugekommenen staunten über die Schilderungen der jahrelang erlittenen Schürf- und Kratzwunden wegen des Platzmangels vor den Papierangeboten und der drangvollen Enge in allen Gängen. Und wenn es der Organisation im kommenden Jahr gelingen sollte, den nervtötenden Engpass direkt am Eingang zu entschärfen, dann könnte diese Buchbindermesse sich das Prädikat „bestens” anheften.
Nach wie vor, die BuBi-Messe in Köln hält ein phantastisches Angebot an Buntpapieren und Buchtextilien bereit, das eigentlich keine Wünsche mehr offen lässt. Selbst so etwas seltenes wie „sonst nur in USA zu beschaffendes Irisleinen” in Honan-Opitk und bester Qualität wurde angeboten und ja, gekauft. Es stammt übrigens von einer deutschen Weberei (jaja!). Dieses Material zu entdecken war zwischen den sattsam bekannten Behörden-grau-blau-grün-Muffelfarben eine wahre Freue. Marmor- und Kleisterpapiere mit traditionellen, modernen und avantgardistischen Dessins wurden sehr gut nachgefragt, nicht nur bei den global agierenden MeisterInnen, sondern auch bei   den Neulingen. Das Lederangebot aus Süddeutschland und Frankreich sowie in kleineren Mengen auch bei verschiedenen Kleinteil-Anbietern war völlig ausreichend und nicht zu kritisieren.
Die Buchbindertechnik, sprich Groß- und Klein-Werkzeug sowie Klein-Maschinen (Metall u. Holz) waren in bekannter Quantität und Qualität präsent. Köln ist sicher nicht der Messeplatz, wo über hardware-Investitionen diskutiert wird. Gute Buchungserfolge hatten auch die seltenen Anbieter für Kurse und Seminare.
Alles in allem eine schöne Veranstaltung in einem entspanntem Rahmen mit ordentlich Platz zum Stöbern und Klönen. Vielleicht verirrt sich im nächsten Jahr ein Anbieter von antiquarischem Buchbinderbedarf nach Köln, ähnlich wie in Belgien, mit Prägewerkzeugen, Pressen etc. Das würde der Messe wirklich gut tun.

Immer schön kritisch bleiben

Buntpapiere, traditionell und modern

Hilfreiche Technik in bewährter Qualität