Bilder nvb
„Neuer deutscher Märchenschatz. Mit 30 vierfarbigen Bildtafeln. Verlag Scherl Berlin SW 1905.”
Das war ein in Jahrzehnten abendlicher Vorlesearbeit ehrenvoll gealtertes Märchenbuch mit schwer geschädigter Bindung, ohne Rücken, aber vollständig, jedoch auf gedunkeltes, wabbeliges, stark holzhaltiges Papier gedruckt. Die Seiten am Beschnitt brüchig und fehlerhaft.
Merkwürdige Märchen sind darin zu finden, allesamt wohl Neudichtungen vom Anfang des vorletzten Jahrhunderts und geschrieben von Menschen, die sich kaum noch ergoogeln lassen. Zu einigen Illustratoren konnte ich Infos finden. Typo und Grafik sind eine wüste Mischung aus neualtdeutscher Fraktur und aufkommendem Jugendstil mit flotter Gestaltung und mutiger Farbgebung, gedruckt auf Kunstdruck-Papier in ganz frühem Offset.
Die Einbandpappen ließen sich nicht mehr verwenden. Fadenheften war auch nicht, da so gut wie alle Lagen im Bruch defekt waren, anfängliche Klebeversuche mit Japanpapier habe ich schnell aufgegeben. Also schnitt ich den alten Rücken komplett ab, nachdem ich die rostigen Klammern vorher einzeln aufgebröselt und gezogen hatte. Mit Hilfe der Lumbeck'schen Klebebindung bekam die Sache wieder Halt, allerdings sind sämtliche Versuche, den Rücken zu runden, fehlgeschlagen; deshalb dann die gerade Form.
Halbleinen, tintenstrahlbedruckter Rücken, Bezug Zerkallbütten, ebenso das neue Vorsatz. Ein gerettetes Blatt des alten Vorsatzes habe ich als (falschen) Frontispiz eingebunden. Das Füchslein stammt von dem schwer beschädigten zweiten Blatt.
Hat da wer eine Idee, was ich mit dem wiedererstarkten kaiserlichen Märchenbuch tun soll? Sammelt da wer Märchenbücher? Möchte Frau v. B. aus H. das Buch zurückhaben, um daraus den Enkelchen etwas werteerhaltens vorzulesen? Gerne erwarte ich Vorschläge!