Montag, 8. Februar 2010

Buchbinden - Unvollständige Notizen zur Entwicklung eines Gedankens

Über den Köpfen der Besucher- u. Besucherinnen der Kölner Buchbindermesse lockt seit 2008 ein kleines rotweisses Wimpelchen in der Kantine der Palette Freunde und Gleichgesinnte an einen reservierten Tisch. Unter diesem Zeichen trafen sich schon zum zweiten Mal einige Buchbindefreunde zum Gedankenaustausch, um sich zwischen zwei Rundgängen zu erfrischen oder nach dem dritten Durchgang die gequälten Füße zu schonen und die Geldbörse zu überprüfen.
Leider habe ich noch kein besseres Bild, um meine Worte  zum Thema „Förderung des Gedankens der Handbuchbinderei in Rheinland” zu illustrieren. Immerhin war und bleibt der „Stammtisch der Falzbeinschubser” ein erster vorsichtiger Versuch in eine neue Richtung. Gebeten, nein liebevoll geschubst, wurde ich, einige meiner Ideen zum Thema zu posten. Das will ich hiermit tun.

1. Ein flaues Empfinden
Ich bin sicher nicht allein, wenn ich sage, dass sich in der deutschen buchbindenden Szene momentan viel zu wenig tut was Qualität, Gestaltung, Ausbildung, Kommunikation, Bild in der Öffentlichkeit etc. angeht. Das hat eine Reihe von Ursachen, die an anderer Stelle einmal aufgezählt und analysiert werden müssen.

2. Fehlende Kommunikation 
Aus der Sicht der Amateur-Buchbinder fehlt es an Möglichkeiten für einen Gedankenaustausch unter Gleichgesinnten, Informationsmöglichkeiten über Technik und Material, Schulung, Übungen Vorführungen etc.
2.1 Wie sieht es da aus der Sicht der Profi-Handwerker aus?
2.2 Wieso sind uns Länder wie die USA oder auch England weit voraus? Liegt das daran, dass dort zwischen Profis und Amateuren weniger Unterschiede gemacht werden? Haben beispielsweise die Amerikaner weniger Berührungsängste als die Deutschen? Die im Internet zu besichtigenden Arbeitsergebnisse sind jedenfalls IMHO ermutigend.

3. Buchbindermesse Köln
3.1 Mein Gedanke ist, um diese Verkaufsmesse herum ein Programm im skizzierten Sinn zu gestalten: Infos, Vorträge, Vorführungen etc. Das nutzt uns allen und bringt der Messe vielleicht neue Kunden. Anm.: Welche Möglichkeiten es in Zukunft räumlich geben wird, entscheidet sich bald, der Umbau der Palette ist in einigen Wochen abgeschlossen.
3.2 Ein Rahmenprogramm könnte auch Anreize für mögliche Besucher schaffen, die von weit(er) her anreisen müssen; der reine Kaufwunsch reicht wohl nicht aus, 400 - 600 km zu überbrücken.

4. Online
Wie nützlich wäre ein eigenes Online-Portal (oder eine ähnliche Aktivität)?
4.1 Wie nützlich ist ein Online-Portal, wenn es nur von 2 oder 3 Aktivisten bestritten wird, und der Rest der Truppe lediglich passiv mitliest? Welche Anreize können da geschaffen werden?
4.2 Wie können wir bereits bestehende Online-Aktivitäten verbessern, weiterentwickeln?
4.3 Face-to-face: Ist es vernünftig, einen regionalen ‚Buchbinder-Jour-fixe’ einzurichten? Wenn ja, wo, wie oft?

5. Sonstiges
Verbindliche Antworten auf alle Fragen fehlen mir ebenso wie eine vollständige Liste aller relevanten Argumente. Dies sind also meine ersten, quasi öffentlich gemachten Notizen zu einem Thema, das mich bewegt. Was daraus wird, k.A., das liegt nicht zuletzt an der Zielgruppe: Freunde und Akteure der Handbuchbinderei. Haben Sie eine bessere Umschreibung der Zielgruppe: Bitte sehr, die Kommentarfunktion steht Ihnen offen - und natürlich auch allen anderen nützlichen Beiträgen.

1 Kommentar:

Peter Verheyen hat gesagt…

Peter,
Die Fragen die Du stellst sind "spot on" wie man bei uns sagt.

Für die USA sprechend liegt wahrscheinlich daran daß uns nicht durch alle die Handwerksordnungen die Hände gebunden wurden. Man konnte (und kann) fast jeden Beruf ausüben und der Markt richtet das ziemlich schnell. Dafür sind wir auch riskobereiter. Da es sehr wenige geregelte Ausbildungsberufe gab/gibt mußte sich jeder selbst helfen oder die Initiative ergreifen. Alle die Book Art Centers in den USA wurden von einzelnen Personen oder kleinen Gruppen gegründet. Mußte sich auch keiner furchten von der Handwerkskammer dicht gemacht zu werden.

Ich glaube auch des es deswegen hier in den USA (und England) eine lange Tradition von amateur Buchbindern gab, angefangen (vielleicht) mit den betuchten Damen die mit Cobden-Sanderson studierten, Es gibt auch Bücher in denen Buchbinden als Therapie oder Beruf für Kriegs-behinderte gepriesen wird. Bei manchen der Sachen brechen sich sogar gelernte Buchbinder einen ab. Vielleicht hat man den Menschen einfach mehr zugetraut.

Alle dies erklärt aber immer noch nicht warum so viele nur schweigen und sich nicht outen. Buchkunst zu lieben und auszuüben ist doch nicht beschämend, oder?

2.2 Wieso sind uns Länder wie die USA oder auch England weit voraus? Liegt das daran, dass dort zwischen Profis und Amateuren weniger Unterschiede gemacht werden? Haben beispielsweise die Amerikaner weniger Berührungsängste als die Deutschen? Die im Internet zu besichtigenden Arbeitsergebnisse sind jedenfalls IMHO ermutigend.