Sonntag, 13. Dezember 2009

IN MEMORIAM




Meine Mutter:
Petronella Karoline Zillig, geb. Leonhard 
»Nelli« 
28. Februar 1915 — 30. November 2009


Mein Freund:
Anton Willem ter Mors 
»Toon« 
19. Mai 1944 — 6. Dezember 2009


Ruhet in Frieden!

Sonntag, 15. November 2009

Schreibbuch sucht Wohlgesinnte(n)


Dieser Tage habe ich großes, daumendickes Schreibbuch fertiggestellt. Den Block habe ich aus einem feinen, glatten 110 g/qm schweren, unlinierten chamoixfarbenem Schreibpapier mit 1,5fachem Volumen auf 3 Bänder handgeheftet. Es öffnet sich leicht und liegt schön plan auf. Die Kapitalbändchen sind handgefertigt. Der gerade Rücken ist mit 4f-Gaze verstärkt und mit hellgrauem Iris bezogen. Das Bezugspapier ist wohl ein japanischer Handsiebdruck in Silber und Grüntönen, das ich auf der Buchbindermesse gekauft habe. Sollten Sie Interesse haben, dieses Buch zu kaufen UND seiner Qualität wohlgesonnen sind, schicken Sie mir bitte eine eMail. Der Preis kommt umgehend ::hier::

Mittwoch, 4. November 2009

F. Morf. Papparbeit und Bucheinband - Zurück im Bücherregal



Für ein paar Euros habe ich mir diese hübsche Buchruine (ca. A5, 130 S., viele SW-Abb.) auf ebay ‚geschossen’. Der Verkäufer hatte die Beschreibung kräftig geschönt. Sie hat nur gestimmt, wenn das Büchlein geschlossen im Regal stand. Geöffnet fielen mir die Einzelteile entgegen. Ebenso hing der sog. amerikanische Schutzumschlag in Fetzen an der Einbandpappe herunter. Dieses Buch von Friethold (!) Morf, erschienen im Verlag Otto Maier Ravensburg, wurde zwischen den 20er und den 50 Jahren einige Male wiederaufgelegt: Mal in expressionistischer, mal in nazifreundlicher und meines in klassizistischer Typographie mit hochmoderner Umschlaggestaltung. 
Nach einem amerikanischen Vorbild habe ich einen besonders schmalen Halbleinenrücken gewählt und passende kleine Leinenecken, was ungeheuer Material spart und sehr elegant wirkt. (Das werde ich mal mit Leder versuchen - bei den aktuellen Preisen lohnt sich das sicher.) Die Vorsätze sind  passend zum leicht gilben Kunstdruckpapier des neu auf Bänder gehefteten Buchblocks gewählt. Die vorhandenen Heftlöcher habe ich nach Möglichkeit wieder verwendet. Eingebunden ist das Schätzchen in eine alte Nato-Karte, die mir Buchbindefreund Uwe generös geschenkt hatte. Mir gefällt's so, schließlich bin ich nicht wg. meiner filigranen Einbände bekannt.

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Klebebinden - Buchbinders Alltag


Wenn ein Block aus Bögen oder schrecklicherweise aus Einzelnblättern besteht und diese nicht mit Zwirn, Draht, Bändern oder Kordeln sondern mit Klebstoff zusammengehalten werden, dann nennt man das Klebebinden. Bereits im 19. Jahrhundert (wahrscheinlich sogar früher) haben Buchbinder damit experimentiert, das mühevolle, zeitraubende Heften durch andere Techniken zu ersetzten. Sie nannten ihre innovative Klebetechnik „patentieren”.
Andererseits verwendete man schon vor 1850 für die immer größer werdenden Buchauflagen gerne verzinkte oder auch Reineisen-Heftklammern unterschiedlicher Größe in maschinell betriebenen Heftautomaten. Von den Folgen, wenn säurehaltiges Papier mit Gazestreifen zusammengetackert wurde und der Rücken aus dicken Schichten von Buchbinder- oder Tierleim und Shirting bestand, können diejenigen von uns ihr Klagelied singen, die versucht haben, ihre altersschwachen Meyers oder Brockhaus-Bände mit den herrlichen Illustrationen neu einzubinden.
Es soll auch Versuche noch vor 1900 gegeben haben, Klebebindungen aus Kautschukverbindungen herzustellen. Kurzfristig waren diese Experimente erfolgreich, langfristig sind jedoch kaum Beispiele überlieferter Bindungen erhalten, da sie die unangenehme Eigenschaft hatten auszuhärten und vollständig und irreparabel zu zerbröseln.
Nach der Erfindung durch Emil Lumbeck (1886–1979), der seine Klebebindung aus einer Kombination von Hart- und Weichleimen herstellte, nennt man seit dem den gesamten Vorgang „lumbecken” (im englischen nennt sich das „best bind”). Die Feinheiten dieser Bindetechnik sind Manchem suspekt, dabei ist das wichtigste schnell dargestellt (siehe Abb. oben). Nicht im Bild ist das sorgfältige Abpressen des geleimten Rückens und das Hinterkleben der Bindung mit Gaze oder Papier.
Ob das Aufrauhen des trockenen oder eingepappten Papierstapels mittels Ahle oder Raspel die Bindung verstärkt, dazu hat jeder Buchbinder seine eigene Meinung und seine Erfahrungen gemacht. Ich habe bei meinem Buchbinde-Guru Krons auch eine Klebebindetechnik gelernt, bei der wir den Papierstapel vorsichtig 1-1,5 mm eingesägt haben und dann in den Riefen durch den Leimauftrag Heftfäden eingezogen haben.
Krons, der in Zeiten größter wirtschaftlicher Not Gewerbelehrer in Köln war, hat uns auch eine erfolgreiche Lumbeck-Technik gelehrt, die ohne Gaze oder andere geeignete Textilien zum Hinterkleben auskommt. Ein laufrichtungskorrekter Streifen Kraftpapier wird pitschenass gemacht und kräftig ausgepresst. Das so völlig verschrinkelte Stück Packpapier wird noch feucht auf die Leimung aufgerieben. Getrocknet hält das bombenfest und ist ebenso flexibel wie Gaze.

Kästen bauen - Buchbinders Gesellenstück




Dieses amerikanische Manuskript „Boxes for the Protection of Rare Books: Their Design and Construction”** geistert bereits seit längerem durch die Diskussionen der BuBi-Freunde. Es hat einen Ruf wie Donnerhall. Manche jedoch sehen es ausgesprochen ‚kritisch’. „Das ist mir zu akademisch, viel zu abstrakt.” So oder so ähnlich lauten die Kommentare. Nun hätte ich hier ein Beispiel, wie man auf Basis der Thesen und Arbeitsanweisungen des Autors seine ganz persönlichen Projekte realisieren kann.
Zugeben, der ‚Macher’ der Beispiele ist Profi, aber dafür hat unsereiner doch alle Zeit der Welt, um eine solche textilkaschierte Box zu bauen. Und was den englischen Text anlangt, der ist ‚akademisch’, ja, dafür aber präzise und mit einem ordentlichen Wörterbuch sauber zu übersetzen. Auch Peachey's Text enthält einige nützliche Fingerzeige für mutige Käschtlesbauer.

**
Ordnung muss sein, deshalb hier der vollständige Innentitel: Compiled by Lage Carlson, John Bertonaschi, Margot Healey, Lynn Kidder, Nancy Lev, Bob Muens, Carol Paulson, Carrie Beyer. Die Illustrationen stammen von Margaret Brown. Vorwort von Kenneth E. Harris. Einführung von Peter Waters. Preservation Directorate. Collections Services. Library of Congress. Washington. 1994. 7 Kapitel. 1 Index. Insgesamt NN Seiten; jedes einzelne Kapitel wird neu angezählt.
Bildquelle: Jeff Peachey

Montag, 19. Oktober 2009

Leder schärfen – Buchbinderstress



Hurra, es ist ein Zwilling, sagt mir das eingepunzte Logo. Dieses hübsche Lederschärfmesser fand ich für sage und schreibe 3 Euro auf einem Flohmarkt. Die 2 mm starke Stahlklinge sitzt, von einer Messinghülse geschützt, in einem gedrechselten Holzgriff. Alle Teile sind, abgesehen von ein paar bescheidene Korrisionsnarben, in bester Verfassung. Die Schneide habe ich schön vorsichtig über einen nassen Abrichtestahl und meinen (selbstgefertigten) Streichriemen gezogen. Alles bestens (siehe großes Foto). Das Messer arbeitet hervorragend - für einen Linkshänder. Hm, da fällt mir ein, ich bin ja Rechtshänder. Also muss ich von oben nach unten schärfen. Oder einfach nur diese Klinge bewundern, die so aussieht, als ob sie aus antiken Samurai-Schwertern gefertigt worden wäre. Wann dieses edle Werkzeug entstanden ist, können mir vielleicht die ExpertInnen vom Solinger Klingenmuseum sagen, die ich bald besuchen werde. Ich schätze, dass es noch aus Kaisers Zeiten stammt.

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Günter Brus „ZERREISSPROBE” bei Werner Clemens



Mein Freund Werner Clemens [ buch-und-kunst.de ] hat einen schlichten, schönen Katalog zu frühen Arbeiten des Mitglieds der Wiener Gruppe, Günter Brus, in Kleinstauflage vorgestellt. Er zeigt Arbeiten aus den frühen 70er Jahren, darunter hervorragende Zeichnungen, die lange im Verborgenen schlummerten. Clemens untertitelt seine Dokumentation früher Brus-Arbeiten so: Dokumente, Entwürfe, Siebdrucke, Zeichnungen. Es sind Original-Arbeiten, Zeichnungen vor allem, altmeisterliche Radierungen, Siebdrucke, Entwürfe etc., mit denen ‚damals’ in den wilden 70er Jahren der legendäre Galerist Hundertmark (Berlin/Köln) in der Welt der avantgardistischen Kunst erfolgreich war.
Wenn Sie sich beeilen und freundlich „Bitte?!” sagen, dann könnten Sie vielleicht noch eines der sehr raren Exemplare ergattern.

Augenweide Bibliodyssey


Wenn garnichts mehr geht, dann geh' ich gerne mal hier hin [ http://bibliodyssey.blogspot.com/2009/10/outer-space.html ]. Da lässt sich IMHO eine der schönsten (digitalen) Büchersammlungen weltweit bestaunen, ohne dass man gezwungen wird, durch spiegelndes Panzerglas zu schielen oder durch mürrische Wärter weitergescheucht wird. Das ist eine frei zugängliche Augenweide! Lang lebe das Internet!

Sonntag, 30. August 2009

Capronnier de Gauffecourt - Traité de la Relieure des Livres

„Expand your bookshelf”, das ist eines der Dauerthemen im quicklebendigen, globalen Buchbindeforum namens Book Arts Forum. Dort kann ich, bis auf ein paar ältere, englischsprachige Must-have-Bücher von legendärer Qualität nur wenig beitragen, da mich viele der in den letzten Jahren liebevoll angepriesenen Bücher zum Thema Buchbinden entweder langweilen oder bereits in meinem Regal stehen.
Heute möchte ich auf das Buch in der Überschrift hinweisen, nicht zuletzt wegen der gelegentlich skurilen Geschichte, mir ein Exemplar zu beschaffen. «
Traité de la Relieure des Livres by Jean-Vincent Capronnier de Gauffecourt. A Bilingual Treatise on Bookbinding. Translated from the French by Claude Benaiteau. With an Introduction by John P. Chalmers. Edited by Elaine B. Smyth. Verlag W. Thomas Taylor, Austin, 1987.»

Das Büchlein ist seiner inhaltlichen Bedeutung entsprechend bibliophil in einer Auflage von 300 Kopien mit einer Van Dijck Type auf einem mir unbekannten traumschönen Hadern-Papier namens ‚Frankfurt White’ gedruckt. Das Papier ist natürlich handgeschöpft, elfenbeinfarben, edel strukturiert. Das Buch wurde sehr hübsch halbleinen von Hand eingebunden.

Der Inhalt ist schnell skizziert: Es ist die kürzestmögliche Schilderung der französischen (pariser) Buchbindekunst der vorrevolutionären, der maschinenfreien Zeit. Einer Zeit, die nicht nur politisch und sozial vor gravierenden Umstellungen stand. Auch im Buchbinde-Millieu deuteten sich mit dem Einsatz von Maschinen wie der Säulenpresse als Ersatz für die Balkenpresse oder auch der Papier-Guillotine (sic) aka Blockschneider als Ersatz für Beschneidhobel, starke, ja aufsehenerregende Umstellungen an.

Hier sah der Autor, Capronnier des Gauffecourt, Freund und Weggefährte von Rousseau und Voltaire, das Ziel seiner Publikation. Er wollte allen an gut gemachter, klassischer Buchbindearbeit interessierten Menschen zeigen, worauf sie zu achten haben, um nicht dem schnell umsichgreifenden Dilettantismus und den vielen Betrügereien auf den Leim zu gehen. Die Herrscher des Buchwesens dieser Zeit müssen unseren aktuellen „Heuschrecken” nicht unähnlich gewesen sein.

Ein Seminar-Angebot des New-Yorker Buchbinders und Papier-Restaurateurs Jeff Peachey und die ebenso launigen wie reich bebilderten Berichte zum Workshop [ hier ] [ hier ] [ hier ] interessierte mich sehr und brachte mich auf die Spur des Gauffecourt-Textes.

Seine Beschaffung war dann schon ein wenig mühevoll - kein Wunder bei der geringen Auflage. Erstaunt hat mich allerdings, und da bin ich mit meinen Recherchen noch nicht fertig, dass dieser (unbebilderte)Text in Deutschland so gut wie unbekannt ist. Es existiert keine öffentlich zugängliche Übersetzung. Das ist nicht weiter schlimm, da die englische Sprache des Übersetzers Benaiteau - einschließlich der notwendigen Fachausdrücke - klar und unmissverständlich ist. Er weist auch auf gewisse Brüche hin, bei der er sich Klärung durch einen modernen Buchbinder wünschte.

Was habe ich bei Herrn Gauffecourt gelernt? Beispielsweise adaptierte Ich seine Lösung für mein Problem, den geliebten dickleibigen Bütten-Papieren die Steigung in den Brüchen, Falzen und Lagen mit zahlreichen gezielten, liebevoll-druckvollen Hammerschlägen und stunden- bzw. tagelangen Pressungen auszutreiben. Das ‚Niederhalten’ der deutschen Buchbinder ist nur ein schwacher Ersatz für die ‚Prügleorgien’, die ich nach G's. Anweisungen (und Peacheys Empfehlungen) veranstaltet habe und die mir die Leimdosen aus dem Regal trieben. Auch Gs. Vorschläge zu feinen, gezielten Leimaufträgen an den Schwachstellen der ersten und letzten Lagen (mit den Vor- und Nachsätzen) haben mir schon geholfen - auch bei der von mir bevorzugten Bradel-Technik.

Das nächste, nachgedruckte Buchbinde-Dokument aus vorrevolutionärer Zeit steht wartend im schützenden Schuber: Halbleder, Folioformat, um die 150 Seiten dick mit einigen Illustrationen in Diderot-Qualität: Dudin. The Art of the Bookbinder and Gilder. Doch davon später im Jahr.

Sonntag, 9. August 2009

Messer, Gabel, Scher' & Licht …


… sind für kleine Kinder nicht! Nun ja, wer wüsste das nicht. Aber wie wäre es denn heute mal mit einer selbst (oder vom talentierten Papi/Bruder/LAP/Onkel) gebauten Blockschneidemaschine, woanders auch paper guilltotine genannt? Eben fand ich im Rahmen meiner traditionellen Sonntagmorgenbloglektüre in dem spanischsprachigen Blog „Hispanoamérica. Artes del Libro - Blog dedicado a las Artes des Libro en espanol.” einen Beitrag mit Bezug auf ein Hobby-Heft von 1948, der mir unglaublichen Spass gemacht hat. Nicht zuletzt, weil ich dieser Tage lange mit einer Buchbindefreundin über den Wert eines alten, bzw. eines gebrauchten professionellen Blockschneiders diskutiert habe. Den Bau in Eigenregie einer adäquaten Schneidemaschine allerdings, der wäre uns als Alternative nie in den Sinn gekommen. Aber sehen Sie doch selbst :: Papierschneidemaschine für die Buchbinderei :: Ein Bild habe ich mir auch mal aus der gleichen Quelle geliehen. Also, frisch ans Werk und: Achten Sie stets auf Ihren Daumen!

Freitag, 24. Juli 2009

Dudin is da house!

1772 schrieb René Martin Dudin sein Buch „L'art du relieur, doreur des livres. De la Description des Arts et Métiers”. Es repräsentiert nichts weniger als das geballte vorrevolutionäre Wissen und Können der Pariser Buchbinder, die wohl damals weltweit die besten ihrer Zunft waren. Da meine Französischkenntnisse nicht über das Verstehen der Speisekarte eines mittelmäßigen Restaurants hinausgehen und ich meiner Frau, die dies könnte, die mühevolle Übersetzung eines fachsprachlichen Buches nicht zumuten möchte, war ich schlussendlich froh, dass Richard Atkinson dieses Werk bereits vor 1977 ins Englische übersetzt hat:„ The Art of the Bookbinder and Gilder”, so der Titel in getreuer Übertragung.
Und genau auf diese Übersetzung berufen sich mittlerweile eine Reihe von englischen und amerikanischen Buchbindern, die klassisches Buchbinden, also Franzband nebst seinen einfacheren Verwandten, z.B. Bradel, propagieren. Ich habe wochenlang nach einem Exemplar dieses in limitierter Auflage erschienene Buches gesucht. Leicht war das nicht, vor allem weil das Folioformat halt elend hohe Verpackungs- und Versandkosten bedeutet.
Gnädige Tippfehler in Namen und Titel bescherten mir dann den eigentlich naheliegenden Fundort. Den gebe ich aber nicht eher preis, bis ich dort alles brauchbare durchgesiebt habe und mein buchgieriges Ego befriedigen konnte. Meine Freunde kennen das, denn ich kaufe nur noch „Bücher über Bücher”! Alles andere wird geliehen oder geschnorrt. Unter unserer - soeben montierten - neuen, augenschonenden Sonnenmarkise beginne ich noch heute mit dem Lesen dieses Halblederbandes. Webster und Oxford Dictionary habe ich auch schon entstaubt. Die Anfertigung eines Schubers muss bis nächste Woche warten.

Montag, 6. Juli 2009

Best Bind, dein Name sei Lumbeck


Das passiert, wenn einen die Jahre zurückliegende Zusage plötzlich einholt: Irgendwas gegen 40 Stück heimatforscherischer Ergebnisse, fein auf 120 g Offset gedruckt, müssen nun vom Hobbyisten eingebunden werden, obwohl damals nur von „ein paar Stück” die Rede war: Fluch der guten Tat, äh, der ehrenamtlichen Aktivität. Also werde ich diese Woche immer schön fünf Blöcke lumbecken, im improvisierten Gestänge trocknen lassen, wieder fünf Blöcke lumbecken, trocknen lassen, fünf Blöcke lumbecken, im impr … .
Stichwort trocknen: Der BB (Lumbeck-Leim) stockt schon auf dem Pinsel, was bei einer Aussentemperatur von über 30 Grad im Schatten kein Wunder ist. Allerdings ist die Dispersion im Inneren auch nach 3 Stunden noch schön weich und super empfindlich. Egal, da muss der Hobbyist durch, und zwar schnell, denn es wartet ja noch die Herstellung der Rohdecken, das Beziehen und das Einhängen. Also: Schöne Woche Ihnen allen!

Samstag, 27. Juni 2009

Klickeradoms - Astrid hat zugeschlagen: Comic Notes


Schöne Idee das, ich hab noch keines in der Hand gehabt, sorry, aber die Dingerchen sehen ‚echt cool’ aus, auch dank des heldenhaften Einsatzes einer gut geschärften Stanze für (ge)runde(te) Ecken :
:: tulibri ::
Um diesem post einen erweiterten Comic-Pfad zu eröffnen, klicken Sie bitte auch mal da hin, da gibt es richtig was zum Thema Comics zu lesen. Auch echt cool:

Freitag, 26. Juni 2009

Viktorianische Buchbindemaschinen



Leider weiss ich nicht wohin, sonst hätte mich schon längst auf den Weg nach Südfrankreich gemacht, um diese viktorianische Pappschere vor dem Schrotthändler zu bewahren. Eine einmalige, nie wiederkehrende Chance. Doch leider ist kein Platz im Hause Zillig.
Beide Maschinen waren noch vor kurzem bei einem verstorbenen bekannten Buchbinder in Betrieb und sind in technischer Bestform. Ursprünglich waren sie für ein Museum gedacht, das aber seine Ausrichtung geändert hat, sagte man dort dem Erben. Wer also Interesse an einem der beiden Schätzchen hat, melde ich bitte per eMail.

Freitag, 19. Juni 2009

Von der Kunst, Bücher zu binden

Bildquelle: Stadtmuseum Jena

Das Lebenswerk des Dorfner-Schülers Kurt Lusky.
Eine Ausstellung vom 16. Mai bis 19. Juli 2009 im Stadtmuseum Jena.

Nirgendwo fand ich einen Hinweis auf die Ausstellung, kein Poster, keine Presse, kein Garnichts - nur ein stark gestörter Radio-Beitrag im Auto bei Gewitter und Wolkenbruch auf der Landstraße zwischen Halle und Nordhausen. Trotz der theatralischen Kulisse für ein sehr freundlich gemachtes Feature bei NDR-Kultur habe ich immerhin verstanden, dass es um meisterliche Buchbinderarbeiten geht.
Also wurden die Besichtigungspläne erweitert und Jena angefahren. Das Stadtmuseum war schnell gefunden, der Obulus bezahlt und das dürre Flyerchen eingetascht. Einen Katalog gibt es nicht, lediglich der verschämte Hinweis einer der Aufsichtsdamen auf ein einschlägiges Buch aus einer Weimarer Publikationsreihe mit Abbildungen als vielen Jahrhunderten. So weit so sparsam.
Doch dann die Überraschung: Wir fanden eine ausgesprochen luftige, helle und sehr informative Darstellung dessen vor, was sich, ohne Rücksicht auf buchbinderische Vorkenntnisse, der Besucher unter „der Kunst, Bücher zu binden” vorstellen kann.
Die Ausstellung zeigt mehr oder weniger alles, was ein Buchbinder an Werkzeug und Material braucht, um klassische Bücher zu binden und auch, was Buchkünstler brauchen, um makellosen Buchkunstwerke herzustellen. In einigen guten Schwarz-Weiß-Bildern der 20er u. 30er Jahre zeigen die abgebildeten Weimarer Fachschulabsolventen ihre jahrhundertealten handwerklichen Fähigkeiten.
Müßig, hier aufzählen, welche Werkzeuge in natura gezeigt werden. An Hand dieser betagten Stücke mit feiner Patina werden auch unbedarfte Besucher sehr ordentlich durch das Thema geführt. Und ja, die gezeigten Meisterbücher in den Vitrinen, die sind eines wie das andere vom allerfeinsten.
Otto Dorfner, ein Buchkünstler von Weltrang (bitte selber googeln) hatte mit dem Kurt Lusky einen handwerklich und künstlerisch meisterlichen Schüler, dessen sorgfältig durchdachte, gelegentlich aber etwas zeitgeistige Buchgestaltung sehr beeindruckt. All die Einbände, das Einbandmaterial, die Buntpapiere, die Blind- und Goldprägungen - für mich war das ausgesprochen anregend zu sehen.
Leider liegt Jena ein wenig ausserhalb der üblichen touristischen Routen. Sollten Sie in der Nähe sein, bis zum 19. Juli ist noch Gelegenheit, sich umzuschauen. Es lohnt sich, bevor alles wieder in Sammlerschränken dämmert.

Donnerstag, 4. Juni 2009

GARDEN:MEMORY:GARDEN - Book Swap Frühjahr/Sommer 2009


Dies ist ein Album mit ca. 50 Seiten, das viele Garten-Bilder, -Texte, -Artefakte, -Was-weiss-ich-denn-alles aufnehmen kann. Es ist, bis auf die Dekoration der Buchdeckel, traditionell als Album gefertigt und wird von (m)einer persönlichen japanischen Bindetechnik zusammengehalten. Es wiegt ca. 1 kg und misst 24 x 24 x 10 cm, einschließlich der pflegeleichten Blumenwiesen vorne und hinten.
Hintergrund: Zwischen den aktiveren Mitgliedern von „The Book Arts Forum” gibt es alle paar Monate einen lockeren Austausch von selbstgemachten Büchern oder Buchobjekten. Der Horizont ist dabei weit gespannt - liebevoll geprepelt bis semiprofessionell, erzkonservativ bis avantgardistisch; in jedem Fall ist es immer eine Freude für beide, Macher und Empfänger. 
Weil ich bisher eine eher herbe, coole Old-Europe-Linie verfolgt habe während die im Forum vertretenen zahlreichen angelsächsisch edukierten BuchbinderInnen lieber eine sonnige, blümelige Linie mit putzigen Seiden-Schleifchen bevorzugen, habe ich mir diesmal gedacht, ich dreh den Spieß um und blümele auch ein bisschen, aber richtig protzig. 
Ich hatte im Deko-Bedarf zufällig diese Kunstwiesendekoplatten gefunden, an denen ich das Motto dieses Frühjahrs abarbeiten konnte: „Mach ein Buch mit Material, das du noch nicht verwendet hast!” Super, Kunstrasten hatte ich noch nie. Hier ist also mein voluminöses Garten-Album. Nun bin ich mal auf die Kommentare im Forum gespannt. Natürlich auch auf die Kommentare hier.
P.S.: Quasi als „Abfall” des „Noch-nie-benutzt-Gedankens” habe ich mir 2, 3 Ideen/Versuche/Experiment zurückgelegt. Diese Ideen sind halt noch nicht reif, aber im Ansatz schon ziemlich punkig. 
Colophon für »Garden:Memory:Garden«
Albumblätter — Munken Print, 120 g/qm, Volumen 1,5 (Druckereiabschnitte)

Zanders T 200‚ Transparentpapier, 90 g/qm (Druckereiabschnitte)

Munken Tonpapier, 90 g/qm, Volumen 1,8 (Druckereiabschnitte)

Albumdecke — Graupappe, maschinenlauffähig, 65% Recycling (Druckereiabschnitte)

Dekorasen/Blümchenwiese

Verschiedenes — Irish Linen Bindegarn, Planatol 94/5 B + BB

Haben Sie 2 kleine ‚binder clips’, dann haben Sie …

… auch zwei Manschettenknöpfe für den Notfall.
How-to-do-Anweisung gleich hier :: Link::
Cool wah?

Donnerstag, 21. Mai 2009

Hipster PDA - I mean its wireless …


Oh dear me, nicht dass irgendwer glaubt, ich würde nun glocal kommunizieren. Nein, dies Thema ist mir per Zufall, searchend zugefallen. Und ich habe lange nicht mehr so gelacht. Eine Buchbindefreundin vom anderen Ende der Welt, Rachel/New Zeeland, hat aktuell einen „Hipster PDA” designed und bietet diesen nun auch zum Kauf an. Hipster-PDA? Äh, ja, das ist faktisch betrachtet ein schmales, jedoch genauestens abgezähltes Bündelchen Karteikärtchen, teilweise bedruckt, die durch eine dieser wunderbaren Bulldog-Klammern zusammengehalten werden. Aber, lesen Sie doch selbst.
Das Dingelchen ist ‚wireless’, hat natürlich das progressive Betriebssystem Firefox (Bravo Rachel!), jede Menge ‚space for notes’, zeigt ‚cat content’ und ist bescheiden ausgepreist. Also mir persönlich fehlt eigentlich nur dieses ‚Boing’ oder ‚Pling’ wenn Mails einlaufen und, natürlich, eine hauchzartes Duftwölkchen von Schwarzen Johannisbeeren, weil das keine iPod-App auch nicht kann. Aber sonst, have fun. Hinweis für Rachel; Hipster-PDA in Deutschland nicht als Buch verschicken, das darf nicht, es ist ja nicht an einer Seite fest gebunden, gelle. :-D

Mittwoch, 6. Mai 2009

Back again & in english words: Bookbinder's tools - than and now

Sending the further down mentioned Nuremberg-Link to Jeff Peachey, pricipal of the NYC based studio for book conservation, creator of finest bookbinding tools and blog author, I had only a slight idea about his interest in medieval personalities from Nuremberg ;–)
His blogged reaction was a big surprise for me and I am very thankfull. Because of the german text I wrote on the subject I was a bit amazed about what the computer translates from my words. So, today I tried to shorten my lines and transfer my thoughts in a decent english vocabulary.
« Looking at this picture :: Link :: I am really delighted to discover an medieval bookbinder at work. I am not an academic dyed historian and with my rusty english knowledges I should not be somewhat ‚know-it-all’. But let me point to some details under the prefix ‚IMHO’. The german text describes a ‚Spannrahmen’ which is known as a ‚Klotzpresse’ or ‚Pressbengel’ ( (lying press, finishing press). And I see instead of two, one book between (backing) boards. The ’weight’ ment in the description is a so called ‚Glätthammer’. In medieval times bookbinders have had two technics for smoothing down the rawness of the common (rag) paper: Lots of soft rubbing with a (agate) stone or sensitive beating with a heavy hammer on a stone after sprinkling with a mixture of glue and water. Using the hammer as a weight makes sense to me with its weight of 5 to 8 kilograms.
Most of all I like these little things in foreground: little hammers, a small bowl with glue (I wrote ‚Leimpöttchen’ i.e. a tender diminution for ‚glue pot’. And I find that the description ignored my one and only bookbinding tool - the ‚Falzbein’, in english speaking countries known as ‚bone folder’. »

For more information please enjoy Jeff's post :: Link ::


Montag, 27. April 2009

Buchbinders Werkzeug - einst und jetzt

Schau ich mir dieses Bild an :: Link :: freu ich mich sehr, einen mittelalterlichen Buchbinder bei der Arbeit zu sehen. Zitat des begleitenden Textes: Nicasius Florer - … ist gerade dabei, eine Buchschließe festzunageln. Hierzu liegen verschiedene Utensilien bereit: ein weiterer Hammer, eine Ahle, Nägel, Buchschließen und eine Schale mit Leimwasser und Pinsel. Auf dem Ablagetisch unterhalb des Fensters werden zwei Bücher in einem Spannrahmen fixiert, weitere Bücher von einem Gewicht beschwert. Verschiedene Werkzeuge zur Holz- und Papierbearbeitung wie Beitel und Ahle stecken in der Wandhalterung. Links im Hintergrund steht eine große Truhe.”
Nun gut, ich will nicht naseweis erscheinen und lediglich anmerken, dass eine Handpresse mit Pressbengel durchaus auch zum allgemeinen Verständnis als „Spannrahmen” bezeichnet werden kann. Allerdings sind dort nicht zwei Bücher eingespannt, sondern nur eines zwischen zwei Pressbrettern. Dann entdecke ich in der Wandhalterung die kreisrunde Klinge zum Beschneiden der Buchblocks neben Schärfmessern und Graviersticheln. Nicht zu übersehen ist der Plätthammer, mit dem der Buchbinder ungeleimte Papiere nach dem Leimen auf einem Glättstein zu bearbeiten hatte, um sie beschreibbar zu machen. Ein solcher Klotz von 5 - 8 kg lässt sich elegant als Gewicht nutzen.
Was mich freut, sind die kleinen Dingerchen im Vordergrund: Hämmerchen, Leimpöttchen, Ahle, Falzbein (das hatte der beschreibende Text ignoriert). Auch ein schneller Rundumblick in Bruder Florers Werkstatt sagt mir, auch ohne den ganzen neuzeitlichen Schnick und Schnack kann man Bücher binden - eine Erkenntnis, die ich mir gelegentlich in Erinnerung rufen werde, wenn ich wieder in Versuchung geraten sollte, teures Gerät zu kaufen, das dann nach einmalig-frustrierendem Mißgebrauch im Keller verstaubt oder bei ebay keinen Käufer findet.

Donnerstag, 16. April 2009

Edeldruckverfahren - Der Umdruck

Bücherfüchse blättern in den üppig illustrierten Lexikas des vorvergangenen Jahrhunderts mit großer Andacht. Insbesondere haben es ihnen die wunderschönen Bilder angetan, wohingegen manche Textstrecke nur noch Schmunzeln auslöst. Warum sind die Buchillustrationen von heute nicht ähnlich edel, zart und wohlkoloriert? Nun finde ich in einer aktuellen Ausgabe der Zeitschrift ‚Deutscher Drucker’ die Antwort in einer Artikel-Reihe mit der Überschrift ‚Vergessene Techniken’. Deren Folge 7 habe ich mit Genuss gelesen. Mein Fazit: Edeldrucke sind ja was feines, schönes, erhaltenswertes, aber wie sie gemacht werden, bleiben sie eine elitäre Randerscheinung.
Ganz kurz nur - es geht um den Steindruck und um die Druckformherstellung der Lithografen, die die Aufgabe hatten, das Motiv vom Originalstein auf einen größeren Maschinenstein (zwecks schnellen Massendrucks) zu, äh, ja, zaubern. Abgesehen von dem eigentlichen, überaus diffizilen Druckvorgang, der eher ein Reibevorgang war, wurden sog. Umdruckpapiere zwingend benötigt. Die sind heute nahezu unbekannt, weil sie niemand mehr braucht: Graufeuchtes oder gelbes feucht bleibendes (immerfeuchtes) Umdruckpapier mit einer Schicht aus Weizenstärke, Wasser, Gummiarabicum, Chromgelb und Glyzerin; Berliner Umdruckpapier mit einer Kreideschicht, transparentes Umdruckpapier, Florpostpapier mit einer Eiweißschicht, Kornpapier, Autografisches Umdruckpapier. Dies ist alles verschwunden und muss heute vom Liebhaberdrucker selbst hergestellt werden.
Nun, für die Herstellung der Umdruckabzüge muss der Originalstein mit einer stark fettigen Umdruckfarbe eingewalzt werden, bei dem die Beimischung von tierischen Fetten wohl das wichtigste ist. Hier zitiere ich mal locker und mengenangabefrei die Inhaltsstoffe des berühmten ‚Pariser Rezepts’: venetianische Seife, Hirschtalg, gelbes Wachs, Walrat, also Wachs aus den Kopfhöhlen des Pottwals, Mastix, venetianisches Terpentin, Karbolineum, Kolophonium, sxrischer Asphalt, Storax/Styrax (orientalisches Gummiharz). Und damit der Drucker nicht allein schon vom Geruch der Ingredienzien ohnmächtig wurde, viel Lavendelöl. Diese Mischung wurde zu bestimmten Teilen mit Federfarbe, einer strengen (trennstarken), körperreichen schwarzen Druckfarbe speziell für den Druck von Federzeichnungen gemischt.
Der Abzug, der mit diesem, heute eher allchemistisch anmutenden Mixtum hergestellt wurde, konnte dann endlich auf das Auflagemedium Großstein, Alu-Platte (Offsetvorläufer) oder Zinko übertragen werden. Ich staune beim Lesen und werde versuchen, gelegentlich mal einem der letzten Liebhaberdrucker von Ferne über die Schulter zu schauen.

Samstag, 21. März 2009

Noriko Ambe: Bücher, durchlöchert & zerschnitten



Für einen Buchliebhaber wie mich ist der Gedanke an durchlöcherte, gar zerschnittene Bücher nur schwer erträglich. Es gibt allerdings einige wenige KünsterInnen, die sich von solch ängstlich-bewahrenden Gedanken nicht davon abhalten lassen, ihr Oevre mit Buch/Kunst/Objekten ständig zu erweitern. So auch diese Dame: Noriko Ambe :: Link_1 :: :: Link_2_Bildquelle ::
Das neueste Werk, gerade in den USA bekanntgemacht :: Link ::
Jason - thanks for the pointer.

Donnerstag, 19. März 2009

Zitat zum Thema Buch

Das muss jetzt sein, ein Zitat, Oskar Pastior zugeschrieben:
«Dies Buch ist also: beredsam, empfindsam, Sesam.
Es ist einpräg, bieg, schmieg, reg, vergnügsam. Sowohl Bisam als auch Balsam (u.a. Leber, Wasser, Peru), mit anderen Worten mitteil, wunder, ungehor bis unterhalt und ziemlich seltsam.»
Quelle

Mittwoch, 18. März 2009

Die Archivkatastrophe von Köln

Dem heiligen Severin ist eine der schönsten Kirchen im Kölner Süden geweiht. Leider konnte er trotz seiner exponierten Stellung in dieser „Sache” auch nicht helfen. Leider, denn genau an seiner Straße, die seit über zwei Jahrtausenden aus der Kölner Mitte direkt nach Rom weist, versank nur wenige hundert Meter vor seiner Kirche entfernt unser einzigartiges historisches Archiv in einem grässlichen Loch: Pfusch, Ignoranz, Klüngel - keiner weiss es, keiner will es gewesen sein. Der Total-Einsturz dieses ca. 30 Jahre alten, einstmals richtungweisenden Archivbaues hat auch noch, zu aller Schrecken, zwei Menschen, die in angrenzenden Häusern lebten, in den Tod gerissen.
Heute erhielt ich über einen Mitteilnehmer an einem in den Vereinigten Staaten gegründeten Internetforum für freies Buchbinden „bookartsforum” die Information, dass es in den USA ein Interesse daran gäbe, die Kölner dabei zu unterstützen, die kostbaren Archivalien von Schutt und Staub zu befreien und für notwendige Restaurierungen vorzubereiten. Zitat: „Die stellen sich das wie Florenz '68 vor... ”. So wird das Unglück in Übersee eingeschätzt! In Köln streiten sich die Großfürsten der Stadt um die Schuldfrage. Ein erster tastender Anruf bei einer sehr aufgeschlossenen Dame des Historischen Archivs brachte freundliche Resonnanz auf das Angebot.
Es wäre zu wünschen, dass die Aktion Erfolg hat. Wenn es etwas zu berichten gibt, dann werde ich das hier tun. Ich drücke die Daumen, oder auch „I'll cross my fingers.”

Dienstag, 10. März 2009

Schreibbuch zu Maikes Geburtstag


Unsere Nachbarstochter hat in diesen Tagen Geburtstag und zählt dann stattliche 18 Jahre. Zu diesem Großereignis habe ich ihr ein ordentlich daumendickes A5-Schreibbuch gebunden und hoffe, dass sie es auch nutzen wird. Ich habe einen der schönen aber mühsam zu beschaffenden Fertigblocks aus Italien verarbeitet, dem Anlass und der Emfängerin entsprechend in Elfenfarbe. Den Rücken habe ich mit einem kräftigroten, glatten Schafleder und die Decke mit einem höchstselbst kolorierten Kleisterpapier auf 65 g Bukra bezogen. Also mir gefällt's, warten wir ab, ob es auch der Demoiselle Spaß macht. =:)

Freitag, 27. Februar 2009

Buch, Bücher, Hahnebüchen —

Da schwirrt momentan - neben den allfälligen Krankheitskeimen für Husten und Schnupfen - ein Virus durch die buchkünstlerisch tätige Bloggerszene, den der buechertiger :: Link :: an mich weitergereicht hat. Also, wohlerzogener Mensch, als der ich mich nun gerne mal sehe, habe ich etwas länger darüber nachgedacht und liste nun meine „7 willkürlich gewählten Tatsachen über mich und meine Bücher” auf. Viel Spass damit.
1)
Zu manchen Büchern (Doderer, Proust, Musil) habe ich ein erotisches Verhältnis; zu anderen ein gestörtes (Goethe, Mann. Paul beispielsweise).
2)
Ich kaufe nichts nach den Bestenlisten, weil Arno Schmidt nie auf einer solchen Liste stand.
3)
Mein Lieblingsbuch wechselt wöchentlich mindestens einmal. Heute ist es Krakauers Offenbach-Biografie.
4)
Ich kaufe nur noch Bücher über Bücher.
5)
Meine aktuellen HeldInnen sind die ProvenienzforscherInnen, die sich um die Nazi-Raub-Bibliotheken kümmern.
6)
Mit 12 Jahren war ich wg. „Gelbsucht” kaserniert. Niemals mehr wieder ging es mir so gut – bei geschätzter 20stündiger Lesezeit täglich bei Dickemilch und Kartoffelpü.
7)
Meine mühevoll und für viel Geld zusammengekaufte Handbibliothek über Typografie steht nur noch „für Schön” herum.

_ Schließlich mein Buchmotto, Groucho Marx zugeschrieben: „Outside of a dog, a book is man's best friend. Inside of a dog it's too dark to read.”

=:D

Sonntag, 15. Februar 2009

Ein Award? Ein Award! Wer? Ich?

Meine Buchbindefreundin Astrid :: tulibri :: hat mich in die Reihe derer aufgenommen, die sie als Inspirationsquellen aufgelistet hat. «Peter, analytic-creative head of VUSCOR». Nach anfänglicher Skepsis (als Kind gewann ich einen Warengutschein über 10 Mark und sonst noch niemals jemals irgendetwas) bemerkte ich bei mir eine gewisse stille Freude. Mir war klar geworden, dass es mir gelungen ist, mein schrecklich großes Maul beim Thema Buchbinden im Zaum zu halten. Es freut mich natürlich auch, dass meine kleinen Beiträge zum Thema, seien sie egoistisch-polemisch oder auch ernsthaft-inhaltlich mit dazu beigetragen haben, die krustige Informationslage bei den buchbinderisch bewegten Mitmenschen ein wenig aufzuweichen.
Was habe ich also zu den berühmten Award-Rules auszusagen?
«The rules are these:
 List six things that inspire my creativity
- Pass the award on to 6 more kreativ bloggers
- Link back to the person who gave you the award
- Link to the people you are passing it on to and leave them a comment to let them know.»
I) 1. Ich bin ein visuell denkender Mensch. Zwar lese ich viel, blogge noch mehr, diskutiere ganz gerne, aber am liebsten beobachte ich alles um mich herum und picke auf, was mir ‚ins Auge fällt’, ganz real. Als ganz kleiner Pfadfinder bekam ich deshalb den Spitznamen „Sammeltasse” verpasst. Doch am allerliebsten sammele ich heute rein virtuell.
2. Handwerker beobachten, egal welche. Besonders Buchbinder, Buchkünstler, Papierenthusiasten, Grafiker, Zeichner, Sezzer, Fotografen - alles wirkliche Inspirationsquellen.
3.Ich geh zum Schrecken mancher Menschen in Museen spazieren, ohne Pause, so wie andere durch den Forstbotanischen Garten marschieren. Und versuche dann Monate später dieses eine spezielle Grün von dem frühmittelalterlichen Tafelbildchen der Kölner Schule nachzukleistern.
4. Meine Neugier äußert sich in einem drängenden Gefühl, etwas Lernen zu wollen. Es gibt keinen Kurs, bei dem ich nichts gelernt hätte; Diskurse mit den Lehrenden, milde Nachsicht mit den Mitlernenden, auch das bringt mich weiter.
5. Noch mehr lernen wollen. Ich liebe den Gedankenaustausch mit gleichgesinnten und mit denen, die Infos und Hintergrundwissen vermitteln können. Verfechter des ‚Herrschaftswissens’ sind mir zuwider, die meide ich.
6. Völlig unbeleckte Mitmenschen, denen ich eines meiner Bücherlein in die Hand drücke und dann fragend angucke. Was die spontan sagen, das fließt in die Arbeit ein.

II) Ich reiche weiter an
- Carmencho Arregui, eine der innovativsten Buchbinderinnen unserer Tage :: Link ::
- Erin Zamrzla, „designer, bookbinder and artist, she loves paper, glue, acrylic paint and thrift store finds. :: Link ::
- Jeff Peachey, der Mann der so viel weiss und darüber so schön schreibt und viele nützliche Werkzeuge entwickelt:: Link ::
- BibliOdyssey, das grandiose Weblog mit den traumhaften Buchillustrationen :: Link ::
- Edward Tufte, der die unreflektierte Nutzung von PowerPoint unverblümt als gestalterischen Stalinismus bezeichnet :: Link ::
- und alle die, mit denen ich befreundet bin und die ich nun nicht aufzähle, weil ich niemand verletzten möchte, denn ich vergesse bestimmt jemand. xoxo

Anmerkung pz: Ja, ist das denn zu fassen, so ein bodenständiger Papiertiger wie ich orientiert sich weltweit! Woran das wohl liegen mag? Daran: http://www.bookartsforum.com/forum/index.php

Samstag, 14. Februar 2009

Buchtip: Alexander Braun - Jahrhundert der Comics


Bei diesem Buch musste ich einfach schwach werden: «Alexander Braun, Jahrhundert der Comics - Die Zeitungs-Strip-Jahre» (243 S, 25 x 31,5 cm), farbig gestalteter Hardcover-Einband mit wunderschönen Vor- u. Nachsätzen, sauber typografiert und klasse layoutet, bestens gedruckt und, ja, sehr gut eingebunden. Alles in allem ein Ausstellungskatalog, der in vielen Handbibliotheken seinen Dauerplatz bekommen wird. 
In kleinen Bildern und auf ganzen Seiten oder in den berühmten ‚Strips’ der Wochenendbeilagen, die Comics hatten es bei uns  nie besonders leicht, als eigenständige Kunstform anerkannt zu werden. Und was haben sich (ich bin Jahrgang 46 und weiss wovon ich schreibe) meine Altvorderen in Familie, Schule und Pfarrgemeine aufgeregt, wenn es um Comics ging. Wie haben Lehrer, Bibliothekarinnen und ähnliche voll beamtete Kulturträger meiner Kindheit hasserfüllt gegen die „Groschenhefte” vulgo Comics gewettert. 
Tatsache ist, dass meine Eltern kein Geld für ‚Drucksachen’ hatten, also wurden Bücher in öffentlichen Bibliotheken ausgeliehen. Natürlich gab es dort keine Comics, da konnte der allgegenwärtige Bedenkenträger sicher sein. Dafür aber gab es in der Pfarrbücherei Bücherserien, die nach dem Motto ‚search & find” ediert worden waren: „Suche Hitlerjugend & Bund Deutscher Mädchen und ersetze durch Pfadfinder, Wandervögel, Messdiener etc.” Diese und ähnlich piefig-miefige Buchreihen, erstanden aus Nazi-Stehsatz, haben mir schon als Pennäler manchen Büchereibesuch verleidet. 
Doch es gab auch Lichtblicke, denn im Kölner Amerikahaus (mittlerweile geschlossen) lagen all die streng verbotenen Druckwerke herum, frei verfügbar, herrlich. 
Die inzwischen tröpfelnd auf den Markt gekommenen deutschen Comics konnten dem Material im Amerikahaus nicht wirklich das Wasser reichen. Nick Knatterton, Sigurd, Tarzan, ne, ne, die fand ich überhaupt nicht lustig und sie waren viel zu akademisch gezeichnet. Reinhold das Nashorn vielleicht, und Lurchi Salamander, die machten Spass. Über den Mecki hinten auf der Hör-Zu konnte ich überhaupt nicht lachen. Donald-Duck und Mickey Maus kosteten viel Geld, sie wurden deshalb als abgewrackte, eselsohrige Ruinen heimlich weiterverliehen - es durfte ja von den Alten niemand wissen. 
Lange Rede kurzer Sinn, greifen Sie zu, das Buch kostet kein Vermögen (34,50 € incl. Versand) und ist im Museum Huelsmann/Bielefeld zu haben. Die Ausstellung läuft dort bis Anfang April, dann wandert sie bis Juni 2009 nach Dortmund in den RWE Tower und ist von Januar bis März 2010 in der Galerie der Stadt Remscheid zu besuchen. Vielleicht treffen wir uns da? Bis dahin tröstet mich das neue dicke Buch, für das ich mein Gelübte gebrochen habe, nur noch Bücher über Bücher zu kaufen. Ich habe den Entschluss, ein Buch über Comics zu kaufen, nicht bereut.
Bildquelle: Klaus Schwerwinsky

Mittwoch, 28. Januar 2009

Tacket

„tacket”  in alter amerikanischer Gebärdensprache. Quelle: Webster online

Das, was ich in diesem Post etwas schnodderig als „Schlöppchen” bezeichnet habe, scheint wohl im Deutschen keine tragende Rolle zu spielen, auch nicht in der heimischen Buchbindersprache. Jedenfalls finde ich bis jetzt keine Entsprechung oder zielführende Übersetzung. Eigentlich nicht sehr verwunderlich, denn welcher ‚ordentliche Buchbinder’ macht bei uns in aller Öffentlichkeit „Limp Bindings” oder auch „Longstich-Heftungen”? 
Im angelsächsischen Sprachbereich bezeichnet man die Halterungen im inneren einer Lage als  „Tacket”. Der Begriff lässt sich - neben anderen Deutungen - auf den „tack”, also einen kleinen Nagel/Stift zurückführen, der in deutscher Fachsprache als „Zwecke” bezeichnet wird. Unsereiner nennt die Dinger ”Heftzwecke” und zweckte damit in stürmischeren Zeiten Poster auf Türen und Wände. 
Im Oxford Dictionary finde ich dann noch einen interessanten Hinweis darauf, dass tack(et)s „long stitches as temporary fastening in needlework, sails …”  etc. seien. Der Buchbinde-Kollege, Dennis Yuen, in NYC, zeigt ein sehr schönes Beispiel für eine weiterentwickelte asiatische Bindung mit sichtbarer, verzierter Langstich-Heftung
Hinweis an mich: Sehr zum Nachbau zu empfehlen, denn was soll ich sonst mit den gestern beim Gang zum Postschalter (mit Erlaubnis der Eigentümer) erbeuteten herrlich weichen Lederstücke anfangen, die ich in der Nachbarschaft vor dem Sperrmüll gerettet habe – chirurgenmäßig mit scharfer Klinge von der Polsterung heruntergefieselt.

Dienstag, 27. Januar 2009

Book Swap - Nag Hammadi Interpretation





Seit einigen Monaten ‚spiele’ ich in einem Internet-Portal mit, in dem sich buchbinderisch gesinnte Damen und Herren online  - wie sagt man so schön - tummeln. Das ist eine feine Sache, dort kann man eine Menge lernen, neben vielem anderem auch eine andere Sicht auf die eigene Arbeit gewinnen. Eine ‚feine Sache’ ist beispielsweile der ‚book swap’. Wer will, schafft nach einem vorgegebenen Thema ein Buch(-objekt), ad lib, jede(r) nach seiner/ihrer Fasson. 
Nach der Lektüre dieses berühmten Szirmai-Buches machte ich im Forum den Vorschlag, als nächstes Thema im Swap eine aktuelle Interpretation der von Szirmai beschriebenen Nag Hammadi Codices anzufertigen. Das Thema wurde ankzeptiert, Einsendeschluss ist am Wochenende. Die ersten schöne Arbeiten werden bereits präsentiert :: Link :: 
Nun bin ich mal gespannt, wie meine Total-Reduktion auf das Aller-Allernotwendigste bei den Teilnehmer/innen ankommt, denn die meisten von ihnen gestalten ihre Bücher mit viel Lust am edlen Material und ebensolcher Liebe zum üppigen Dekor. 
Colophon: Buchbinderpappe (50 % Recycling), japanisches Knitterpapier, handgeschöpft und handgefärbt, Gmundener Bütten, Gelenke und, hm, „tackets” (das sind die Befestigungsschlöppchen im Innern) mit Tyvek verstärkt, Buchbinderzwirn (3F), Magnet, Wachsfinish. 

Montag, 19. Januar 2009

Mann lernt nie aus: Franzband




Ach, was musste Mann lernen, denken, stöhnen, falzen, raufen, heften, leimen, schneiden, schärfen, pressen, prägen, staunen, um dieses Buch zu binden, das den Ehrentitel „Franzband” wohl zurecht verdient. Im vollen Bewusstsein, dass das Binden eines Buches nach „alter Art” die Königsdisziplin für einen Hobby-Buchbinder darstellt, bin ich nach Wuppertal zu Roger Green gefahren. Als langjähriger Bradel-Binder war ich nicht ganz unbeleckt, als fleissiger Leser einschlägiger Bücher nicht ganz unvorgebildet  … und spätestens nach den Begrüßungsworten in Greens Werkstatt allerdings froh, keinem Handwerkskammer-Tribunal mein Wissen/Können vorführen zu müssen. Also band ich am vergangenen Wochenende meinen ersten ‚Franzband nach Roger Green”. Wer ihn kennt, weiss, dass er noch lange nicht alles nachbetet, was die Traditionalisten seit Jahrzehnten glauben vorschreiben zu müssen: Überflüssiges wird weggelassen, lästiges vereinfacht, bewährtes sorgfältig analysiert und überprüft, keine Frage bleibt unbeantwortet. Lange Stunden des Lernens und des Arbeitens werden durch bestens zu verwertende Tipps aufgelockert. Es war ein ebenso anstrengendes wie vergnügliches Wochenende, nicht zuletzt auch deshalb, weil die Gruppe klein war und aus lauter lieben Menschen bestand. 
Technische Info: Block aus naturweissem, handgeschöpftem, berauftem ‚Himalaya-Papier’ ca. 180 gr/qm, auf 2 Bänder geheftet, Vorsätze aus Original Roger-Green-Kleisterpapier, gewachst und poliert, handgefertigte 2-F-Kapitalbänder, oberer Beschnitt gesprenkelt, Einband aus Ziegenspaltleder, hochrot, ganz dezent mit einem Punkt in ‚green’ und einer Linie blind geprägt. 
Mehr Detail-Infos und bessere Bilder finden Sie hier :: Link ::