Sonntag, 23. Dezember 2012

Happy Holidays - will singen und sagen: Fröhliche Feiertage!

Kleisterpapier als Vorsatz in „Biblia Sacra Vulgatae Editionis, Sixti V. Pont. M. Jussu Recognita, et Clementis VIII. Auctoritate edita. Col: Agggripppinae. Sumpt. Bath. ab Egmont & Sociorum.
Fr. Leonard, Paris 1670. 4 Volumes in-16, 120 x 65, plein vélin doré du temps, dos lisse, titre, décoret fleurons dorés, fermoirs de laiton aux trois premiers, édition publiée à Cologne  en 1638 -1639. Belles gardes de papier décoré.

Mit diesem begeisternd schönen und unglaublich gut erhaltenen Vorsatz aus Kleisterpapier möchte ich allen meinen Freunden ein ruhiges, friedvolles Weihnachtsfest wünschen. Nutzt die Zeit und seid fleissig faul. Der nächste Stress kommt von ganz alleine.

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Das verschwundene „girdle book”

Das „Gürtelbuch/girdle book” als solches ist einerseits kunsthistorisch bestens dokumentiert und in vielfältiger Ausführung auf Abbildungen zu sehen. Andererseits ist es ein Buchbinde-Mythos. Denn Gürtelbücher braucht eigentlich niemand mehr, aber jeder Buchbinder hat gerne mal eines gemacht.
Und das Machen hat allen, die am book-arts-book-swap vor ein paar Jahren teilnahmen, eine Menge Spaß gebracht. Mir vor allem, nachdem ich von einem Freund einen ordentlichen Packen feines - nä, nicht Rehleder - sondern gut eingesessenes Sofaleder vom unbekannte Tier geschenkt bekam. Wir hatten damals unter Freunden diesen book swap organisiert und mein Exemplar ging für viel Geld und eine Wochen dauernde Fracht nach New Zealand zu Rachel. Und da, so hoffe ich, hängt es noch heute am Gürtel der Dame.
Als Pendant für mein nach mittelalterlichen Vorbildern (Szirmai!) geschaffenes Gürtelbuch bekam ich von meiner Buchbinde-Freundin Hilke aus Bonn ein beispielhaft kreatives Exemplar zugeschickt. Sie hatte den Buchblock aus Ikea-Drucksachen geheftet und die Deckenpappen in eine der dort käuflich zu erwerbenden unkaputtbaren Tragetaschen kaschiert. Den notwendigen Knoten, der dem baumelnden Büchlein Halt hinter dem Gürtel gibt, flocht sie aus einem der Taschentragebänder.


Mein girdle book = old fashioned

Hilkes girdle book = little bit of punk
Zwei Beispiele für erfolgreiches, kostenbewusstes Buchbinden unter dem Recycling-Stern :D

Donnerstag, 29. November 2012

Buchbinden : Historische Fotos online


Peter Verheyen, Buchbinder und Großkommunikator, verbindendes Element zwischen Old Handwerker Europe und den Vereinigten Buchbinderstaaten von Amerika, hat die neue, seit gestern freigeschaltete Deutsche Digitale Bibliothek (an-)getestet und unter dem Suchbegriff » buchbind*» feine Bilder gefunden. Das sind Dokumente einer schon versunkenen Welt, in der konzentrierte Menschen beste Qualitätswaren herstellten. 

Der Sprungrücken: Hörst du mein heimliches Knirschen?
Peters Lieblingsbild sei hier vorgestellt. Es zeigt einen Mythos der Buchbindekunst, den Sprungrücken. 
Dabei fiel mir mein neues deutsches Lieblingswort ins Auge: „Nachseherei”. Herrlich. Finde ich. Und woran erkannte man früher den unbestechlichen Qualitätskontrolleur? Jawoll, an den blitzeblank gewienerten Schuhen.

Mittwoch, 21. November 2012

Wirb oder stirb — Nützliches anempfohlen für Buchbinder und Anverwandte

Heute möchte ich das lobenswerte publizistische Engagement von ein paar Individualisten mit ein wenig Werbung für ihre Projekte unterstützen.
Erstens: Mit eigener guter Erfahrung möchte ich auf einen wichtigen Autoren aus dem Bereich des Buchbindens und der Restaurierung hinweisen. Der Mann ist ein erfahrener Buchbinder und ein begnadeter Systematiker.

Wörterbuch des Buchbinders, Buchrestaurators und -konservators 
http://rw-verlag.de/woerterbuch-des-buchbinders/  ]
Deutsch-Französisch Dictionaire de relieur, restaurateur et conservateur du livre … français-allemand
Claus Maywald-Pitellos, 2004
Wendeband: 64 + 62 Seiten, kartoniert, 20 cm x 14 cm
ISBN-10  3-931775-08-9
ISBN-13  978-3-931775-08-7

EUR 19,80 b / 18,50 n [D]

Schreibtinten [ http://rw-verlag.de/schreibtinten/ ]
Einführung und Übersicht
2., überarb. und erw. Ausg.
Claus Maywald, 2010
99 Seiten, kartoniert, 20 cm x 14 cm
ISBN 978-3-931775-15-5
EUR 16,80 b / 15,70 n [D]

Zweitens: Volle Deckung, Opa erzählt vom Krieg! Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal in die Lage komme, jungen Menschen zu erzählen, wie „früher”, also vor dem PC, ein grafisches Atelier, ein freier Gestalter oder auch ein Reinzeichner gearbeitet hat. Ungläubiges Staunen allenthalben. Deshalb ist Ralf Zeigermanns Buch so wichtig. Ohne falsches Sentiment, ohne verklärenden Kitsch zeigt er eine versunkene Arbeitskultur in einem schönen großformatigen Bildband mit vielen interessanten Hintergrundinformationen.

Werkzeuge des Graphikers [ http://rw-verlag.de/werkzeuge-des-graphikers/ ]
[vor Einführung der Computer]
Ralf Zeigermann, 2012 [ http://zeigermann.com/Die_Werkzeuge_des_Graphikers/Das_Buch.html ]
188 Seiten, Fadenheftung, 28 cm x 25 cm
ISBN 978-3-931775-17-9
EUR 39,90 b / 37,29 n [D]

Wenn Sie mehr wissen wollen oder wenn Sie gleich beim Ein-Mann-Verlag bestellen wollen, hier bitte geht's lang:
Robert Wiegner [ post@rw-verlag.de ]
Grabenstraße 15
53639 Königswinter


Sonntag, 18. November 2012

Status : Recherchieren und Schreiben und gelegentlich Bücher reparieren

Ein zufälliger Blick auf das Datum meines letzten Posts sagt mir, dass die Zeitspanne zwischen da und jetzt viel zu lange ist. Der Grund dafür ist ein Auftrag, den ich angenommen habe, der nichts mit Buchbinden zu tun hat und aus meinem verflossenen Erwerbsleben auf mich übergekommen ist. Ich hätte „nein” sagen können, habe ich aber nicht, weil einerseits der Auftraggeber ein ausgesprochen positiver Mensch ist, dem ich nichts abschlagen kann. Und andererseits ist das Honorar für mich als Rentner auch nicht zu verachten. Also schreibe ich, undiszipliniert wie in alten Business-Zeiten, mal viel, mal weniger, aber eigentlich täglich.
Um handwerklich nicht ganz zu verblöden, repariere ich momentan für einen Freund zwei voluminöse Bücher aus den frühen 60er Jahren. Thema: Oldtimer. Mit Goldschnitt. Hui!
Wie habe ich diese beiden Schwarten schon verflucht. Das damals so gerne durch die Druckmaschine geschickte Offsetapier ist sauschwer und mächtig oberflächenbehandelt. Die Pappe in den Buchdecken ist Müll und stinkt jämmerlich, wenn sie angefeuchtet wird. Die buchbinderische Verarbeitung verdient nicht die Bezeichnung. Die kiloschweren Buchblöcke sind noch nicht einmal gelumbeckt worden, sondern lediglich mit einem Hauch von Schmelzkleber zusammengeklatscht. Keine Spur von einer Hülse, die das Öffnen und Schließen schwerer Bücher unterstützen sollte. Kein Wunder, dass die Bücher auseinander brechen. Buch 2 braucht darüber hinaus einen neuen Rücken.
Nun gut, ich habe die Blöcke sauber (wg. Goldschnitt) ausgerichtet, am Rücken eingesägt, ordentlich gelumbeckt, Fäden eingelegt und mit 3F-Gaze stabilisiert. Die Hülse aus Kraftpapier ist auch schon drauf. Das sollte für die nächsten Jahre halten und der Besitzer kann wieder genäschig darin blättern. Was der Mann, der ein begnadeter Mechaniker ist, gerne tut, denn computern mag er gar nicht.
Noch nicht ganz fertig: Der Rücken fehlt noch und die 3F-Gaze lässt sich nur ungern abbilden.
Was mich aber wirklich wurmt ist, dass ich meine neu erworbenen Kenntnisse vom Franzbandln aus dem Sommer (noch) nicht richtig vertiefen konnte. :D

Montag, 24. September 2012

Buchbinden : Ein Hammer ist immer dabei

My nice new «VIH»
Dies ist die kurze Geschichten meines neuen VIH (Very Importand Hammer).
Nach dem Kurs in Montefiascone, wo ich gelernt habe, mit einem Hammer bestimmte Buchbindeprobleme mit gezielten, kontrollierten Schlägen zu beheben, musste ich meinen alten, treudeutschen Schusterhammer in Rente schicken. Auch vor Monte hatte ich mit dem Ding nicht wirklich gerne Rücken geklopft.
In Monte habe ich dann die angelsächsischen „cobbler hammer”, im englischsprachigen Raum verbreiteten Schuster-/Lederbearbeitungs-Hämmer, kennen- und schätzen gelernt. Die sind wirklich besser geeignet, weil anders austariert. Darüber hinaus ist es völlig illusorisch, zu glauben, einen der raren alten „beating hammer”, also (Papier)-Schlag-Hämmer, irgendwo zu kaufen. Kurs-Leiter Jeff hat auch nicht verraten, wie es ihm gelungen ist, seinen 7-8 Pfund schweren „Buchbinder-Papier-Schläger-Motteck” zu ergattern.
Ich habe dann gegoogelt und einen nach dem anderen der aufgelisteten Anbieter angefragt. Übereinstimmende Antwort: Nicht lieferbar. Eine freundliche Anbieterin in Düsseldorf wusste auch keinen Rat, der letzte erreichbare Hersteller (in den USA, der mit den leuchtend blau lackierten Finnen) antwortete nicht auf eine Anfrage.
Nächste Station war dann ebay. 14 mal habe ich mitgeboten und wurde massiv überboten. Kann ein gebrauchter, teilweise sogar heftig rostiger, stielloser Hammer, auch ein spezialisierter Cobbler-Hammer, bis zu 50 $, einer brachte sogar 58 $, wert sein? Mag ja sein, ich zahle das nicht, denn es kommen ja noch die nicht unbedeutenden Versandkosten hinzu (USA= 20-30$). Also, finde ich, privat-betriebswirtschaftlich ist das nicht zu vertreten.
Dann war ich endlich erfolgreich. Versuch Nr. 15 war ein Treffer. Das Hämmerle von 475 g ist in einem gutem (vintage) Zustand; kleine Kratzer an und auf der Schlagfläche habe ich wegpoliert, der Stiel sitzt hammerfest, es kann losgehen. Für alles in allem 14,85 € lag er heute im Postkasten.

Sonntag, 16. September 2012

Von Büchern auf Papier


«Umbrüche haben eben auch ihr Gutes. Vom Buch auf Papier allerdings ist Unseld auch weiterhin überzeugt: „Es ist das ausgereifteste technische Produkt der Menschheit.“ Auch wenn er Manuskripte mittlerweile auf dem iPad liest.» Zitat aus dem FAZ-Artikel „Gedanken auf der Trainerbank” vom 15. 09. 2012; Autor Florian Balke. => Link zum Original-Artikel funktioniert nicht. 

Samstag, 15. September 2012

Buchbinden - wie in vor-revolutionären Zeiten


Diesen Kurs hatte ich mir schon lange gewünscht: „18th century French Binding Structures in Montefiascone”, von und mit Jeff Peachey. Alles in allem war und bin ich von meinem Sommerabenteuer total begeistert. Selbst als alter Hase konnte ich vieles lernen. Das lag nicht zuletzt an dem interessanten Thema und dem gestrengen Kursleiter, der aber keine Frage unbeantwortet ließ.
Buchbindetechnik in vorrevolutionären Zeiten bedeutete auch, vorbereitend die ‚einschlägige’ Literatur zu lesen, mich während des Kurses auf 12–13 individuelle englischen Sprachmelodien und -denkweisen einzustellen und, zurück in Köln, mir einen Hammer zu besorgen.
Jeff Peachey, hatte den Teilnehmern neben einer Liste für das mitzubringende Buchbindewerkzeug auch eine liebevoll zusammengestellte Literaturliste zugeschickt, die, logisch, englischsprachige Titel enthielt. Einiges besitze ich schon seit längerem im Original, bzw. in englischsprachigen Nachdrucken (Dudin etc.). Auch mein Diderot ist ein Nachdruck, der die wunderschönen Tafeln großformatig zeigt. Die Tafeln im englischen Dudin-Nachdruck sind dagegen grässlich, geradezu eine Zumutung. 
Weil mein Englisch ist nicht so gut ist, dass ich die vorgeschlagene (semi-)wissenschaftliche Literatur locker abarbeiten könnte, musste ich mich durch die einschlägigen deutschsprachigen Autoren und die deutschen Übersetzungen googeln. Ich wurde schnell fündig. Eine meiner amüsanten Lesefrüchte habe ich bereits :: hier :: gepostet. Darüber hinaus ist der eine oder andere Literaturhinweis nur mit großen Schwierigkeiten zu beschaffen oder nur teuer zu erwerben. 
Zum Kursgeschehen  bleibt mir zu sagen, dass ich mich richtig wohl gefühlt habe. Die Atmosphäre in dem alten Gemäuer am Rande dieser ehrwürdigen Stadt war einfach herrlich. Meine Mitstreiterinnen und -Mitstreiter waren alle durchwegs eine Generation jünger als ich. Was ich von Jeff und von ihnen gelernt habe, ist für meine weitere Arbeit interessant und wichtig. Fast alle waren sie gut ausgebildete Profis an der Schwelle ihrer beruflichen Karriere oder auf dem Sprung in die Welt der Restaurierung und des Buchbindens. 
Und jetzt zum Hammer, oder das, was ich dafür gehalten habe. Wie bereits erwähnt, ist Jeff ein gestrenger Lehrer, auch was das Werkzeug anlangt. Die Qualität seiner restauratorischen und buchbinderischen Arbeiten ist über jeden Zweifel erhaben, technisch und ästhetisch. Seine selbst entwickelten oder optimierten Werkzeuge, beispielsweise seine Lederschärfmesser, sind legendär. 
Im Kurs demonstrierte er, auch an Hand von historischen Büchern, wie und mit welchem Effekt Bücher mit dem Hammer zu bearbeiten sind: Die gefalzte einzelne Lage, der  zusammengetragene Stapel und, nicht zu vergessen, die Pappen für den Einband. 
Wer Diderot und Dudin und ihrem Protagonisten, Jeff Peachey, nicht recht Glauben schenken mag, dem zitiere ich den Herrn Dr. H. Leng nach seinem Lehrbuch der Gewerbskunde, erschienen 1834: „ … ein Buch, das 20 Minuten zum schlagen erfordert …”.
Zum Vergleich: Vor und nach dem Schlagen der Lagen http://tinyurl.com/995gtc9
Leider gibt es beim Nachempfinden der Schlagtechnik ein Problem, denn solche „beating hammer” gibt es nicht mehr, selbst in Museen sind sie rar. Also behilft sich der flexible Buchbinder mit einem Schusterhammer, so wie ich. Dieses Teil deutsch/französischer Herkunft wurde misstrauisch beäugt und wg. verschiedener Gebrechen verworfen. Der in Ehren gealterte englische Schusterhammer von 545 g, wie ihn mein Tischnachbar von der Oxford-Library benutzte, stand nun ganz oben auf meiner Wunschliste. Mit diesem Hammer ließe sich ganz wunderbar arbeiten.
Mir einen solchen zu beschaffen entpuppte sich als ein nahezu aussichtsloses Unterfangen. Wo immer ich angefragt habe, hieß es: Nicht lieferbar! Nachlieferung ungewiss. Eine Quelle in den USA könnte liefern, doch scheue ich die fast 30 $ Versandgebühr. Gestern Nacht war ich dann mit meinem 14. Versuch auf ebay endlich erfolgreich. Für  £14,72, einschl. Versand, gehört der Hammer jetzt mir. Und für das Schlagen im gröberen Umfang (mit großer runder, balligen Schlagfläche usw.) habe ich auch schon eine japanische Lösung in Aussicht. Nun denn: „Aufwärts zur vor-revolutionären Buchbindetechnik”! 

Dienstag, 11. September 2012

Untrennbar: Buchbinden & Buntpapier

Kleisterpapier von Tanja, Bucheinband und schiefes Foto von  mir


Bei meiner Buchbinde-Freundin Tanja Karipidis kommen zwei Komponenten zusammen, die mich mutig machen, ihre Arbeit, sprich ihr Produkt Buntpapier nach wie vor uneingeschränkt weiterzuempfehlen. Können und Erfahrung, das ist Komponente Nr. 1; Komponente Nr. 2 ist ihre nimmermüde Bereitschaft, auch über ihren Sprengel Erlangen hinaus, ihr Wissen und - so es geht - ihr Können weiterzugeben.
Leider ist es - nach Aussage von Tanja und nach meiner persönlichen Erfahrung - schwierig, Teilnehmer an Workshops zum Thema Kleisterpapier zu aktivieren. Liegt es an den Entfernungen, an den Kosten oder gar daran, dass „Kleisterpapier” eh ein jeder schon kann?  Oder liegt es daran, dass die Bereitschaft, Neues zu erlernen oder Gekonntes zu vertiefen, gar zu verfeinern, in unseren Breiten nicht sehr verbreitet ist?
Bisher war der hohe Norden von zwei in Hamburg ansässigen, wohlbekannten Buntpapiererinnen bestens versorgt; die Mitte und der Süden blieben überwiegend Diaspora.
Tanja Karipidis bietet nun für Buntpapier-Freundinnen und -Freunde oder solche, die es noch werden wollen, eine Reihe von Kursen an, die ich wärmstens empfehlen kann. Doch lesen Sie selbst:

=> Workshops 2012

22. und 23. September 2012
Buntpapier-Manufaktur
W335002
Sa 10–16 Uhr und So 10–16 Uhr
Altstädter Kirchenplatz 6, 91054 Erlangen
Anmeldung unter vhs-erlangen.de

3. und 4. November 2012
Buntpapier-Manufaktur
Workshop - Nr. 44.2012
Sa 10–18 Uhr und So 9–16 Uhr

Papiermühle Homburg, Gartenstraße 7, 97855 Homburg/Main
Anmeldeformular anfordern bei manufaktur@buntpapier.eu

10. und 11. November
Kleisterpapier – nach Herrnhuter Art bis modern
Workshop - Nr. 45.2012
Sa 10–18 Uhr und So 9–16 Uhr

Papiermühle Homburg, Gartenstraße 7, 97855 Homburg/Main
Anmeldeformular anfordern bei manufaktur@buntpapier.eu

=> Workshops 2013

12. Januar 2013
Kleisterpapier nach Herrnhuter Art
W335003
Sa 10–17.15 Uhr

Altstädter Kirchenplatz 6, 91054 Erlangen
Anmeldung unter vhs-erlangen.de

13. Januar 2013
Buntpapier frei gestalten
W335004
So 10–17.15 Uhr

Altstädter Kirchenplatz 6, 91054 Erlangen
Anmeldung unter vhs-erlangen.de

Wenn ich Ihr Interesse geweckt haben sollte, wenden Sie sich bitte direkt per eMail an die Erlanger Buntpapiermanufaktur (aka Tanja Karipidis)! Und wenn Sie schöne Blätter geschaffen haben, dann würde ich mich über ein Foto für mein Blog riesig freuen.

P.S.: Ich werd' mal das Ohr an die Schiene legen und versuchen herauszuhorchen, ob es sich nicht lohnen würde, 2013 im Rheinland, in Köln, ein schönes Kleisterpapierwochenende anzubieten.

Samstag, 11. August 2012

Buchbinden ohne Nadel und Faden : Historische Fundsache



Das Suchwort „lumbecken” wird im deutschen Sprachraum gerne synonym benutzt für Klebebindungen und bringt bei google ungefähr 8.890 Ergebnisse (in 0,22 Sekunden). Ohne den Sauerländer Emil Lumbeck gäbe es keine Taschenbücher und auch keine schnell eingebundenen Papierbündel. Herr Lumbeck war Buchhändler und ein begeisterter Büchersammler. Ihm haben wir zu verdanken, dass zartfließenden, edel duftenden Kunstharz-Klebern der Weg weltweit in die Grafische Industrie geebnet wurde. Nach eigenen Worten war ihm das Geknarrze der mit durchgetrockneten Knochen- oder Fischleim stabilisierten Buchrücken ein Graus. Und erst der Gestank beim Erhitzen und Verarbeiten, grauslich. Dann also Kaltleim auf Kunstharzbasis, welche Erleichterung. 
Aber, Freunde, erfunden hat der Herr Lumbeck das nadel- und fadenlose Heften von Papierbögen zu Büchern nicht. Wer wirklich und eigentlich der Schöpfer der peniblen Bindearbeit war, lässt sich nicht mehr dokumentieren. Diese Buchbindetechnik hat viele Mütter, Väter, Tanten und Onkel. Es gibt da divergierende Versionen in national unterschiedlichen Buchbinde-Schulen. Und nun entziffere ich in der digitalisierten Version eines Buches von 1834, erschienen in Ilmenau bei Bern. Friedr. Voigt, dass es schon in den bewegten Zeiten der Aufklärung ernsthafte Versuche gegeben haben muss. In diesem hunderte Seiten starken Werk ist alles zusammengefasst, was sich zum Thema Handwerk - im weitesten Sinne - seit den 50er und 60er Jahre des 18. Jahrhunderts darstellen ließ.
Der Titel lautet: Neuer Schauplatz der Künste und Handwerke. Mit Berücksichtigung der neuesten Erfindungen. Herausgegeben von einer Gesellschaft von Künstlern, Technologen und Professionisten. Mit vielen Abbildungen. Dr. H. (Heinrich) Leng, Lehrbuch der Gewerbskunde.
Auf Seite 341, unter der Rubrik Buchbinden, lese ich amüsierliches:
„Zu den neuern Erfindungen gehört das wohl nicht sehr zweckmäßige Einbinden ohne Nadel und Faden; der Rücken wird etwas tiefer als sonst eingesägt, mit dünnem Leimwasser getränkt, in jeden Einschnitt eine mit starkem Leim bestrichene Schnur gelegt und der Rücken nochmals mit dickem Leimwasser übergangen.” (Anm. pz: Mit Leimwasser meint der Autor Kleister, oder damals auch „Papp” genannt, der in verschiedenen Viskositäten zu unterschiedlichsten Arbeiten benutzt wurde.)
Wer sich für das Original-Werk interessiert, sollte googeln. Entweder beim google kostenlos & digital oder in Echt, dann aber antiquarisch-teuer. Viel Spaß!

Freitag, 10. August 2012

Buchschmuck

Was soll uns dieser blöde Schnörkelkohl?
‚Ich bin der BUCHSCHMUCK, Esel; wirst du wohl!’

Christian Morgenstern - Epigramme und Sprüche, S. 66. Vierte Auflage, 1920, R. Piper & Co. Verlag/München. Herausgegeben von Margareta Morgenstern.
Mit einem eingeklebten Lichtdruck als Frontispiz.
Buchdruck vom Blei. 168 (4) S. Marineblauer Pappband, Titel und Rücken Goldprägung, Beschnitt allseitig graublau gefärbt, Kapitalband. Deshalb innen bestens, Einband bestoßen und lichtrandig.
Ha! Das wird Buchbinders Nachtlektüre ( … und grausig gutzt der Golz”). Das Buch stammt aus dem Nachlass des Großvaters meiner Frau.

Sonntag, 29. Juli 2012

Buchbinders Lamento

Verworfener Bucheinband,Original-Muster, Abrieb auf Küchenkrepp


Wer von uns Liebhaberbuchbindern (die Damen sind nicht ausgeschlossen!) macht schon seine Flops öffentlich? Nein, eigentlich tu ich das auch nicht wirklich gerne. Aber vielleicht hilft's doch. Meine daraus resultierende Frage kommt zum Schluss. Hier also das große ”Lamento furioso.” Meine verstorbene Buchbinder-Freundin Inken und ich haben uns vor gut 12 Jahren bei einer bekannten, nein, bei einer berühmten schottischen Profi-Marmoriererin (mittlerweile auch verstorben) für VIEL Geld einen ordentlichen Packen Marmorpapier bestellt. Ich habe diese herrlichen Papiere schon häufig zum Kaschieren und auch als Vorsatz verwendet, ohne jeden Anlass zum Meckern. 
Also habe ich dem Sujet folgend in einer Lederrestekiste ein schönes, hell-gelbes Schafleder gefunden, das bestens mit dem mormorierten Trägerpapier harmonierte. Dazu kam dann der kühle, großflächige Grauton und ein paar minimale braune Ockerspuren, ich war begeistert. Wer's kennt, weiss, dass es nicht ganz einfach ist, Bekleidungsleder zu schärfen. Es ist mir gut gelungen, dank meinem Schärf-fix und einer neuen Klinge. Auch das Aufpappen des Rückens und der Ecken machte keine Probleme. 
Beim Ausrichten und Zuschneiden des Bezuges bemerkte ich dann (siehe weisser Schnipsel oben), dass das Papier abfärbte, was für mich eine völlig neue Erfahrung war, schließlich besitze ich Marmorpapier von mindestens einem Dutzend Marmorier-Werkstätten, teilweise noch länger (und sachgerecht!) gelagert als dieses hier. Und keines der anderen Papier färbt ab.
Ich habe also die Zuschnitte - wider besserwisserisches Bauchgrimmen - auf besten 2-mm-Buchbinderkarton (wie immer) kaschiert und war nach dem Abtrocknen entsetzt über das Ergebnis. Dann habe ich noch versucht, mit einem Hauch von Bienenwachs (damit habe ich bisher meine Erfahrungen gemacht) zu retten, was zu retten ich gedachte. Es wurde nur noch schlimmer. Wo die Flecken und die Streifen herkommen, k.A. Das ursprünglich schöne Grau ist verblasst und hat durch die Bienenwachspolitur auch noch das helle Gelb überdeckt, geradezu verdreckt. Wie intensiv das graue Pigment (?) abfärbt, lässt sich auch am Etikett ablesen, das ist ursprünglich handgeschöpft-hellgrau in den Tintendrucker gewandert. Egal: Die Decke muss neu, die ist Schrott. Weil jede Buchdecke doch auch ein Hinterteil hat, habe ich da mit einem Hauch von farblosem, mattem Akryllack den Rettungsversuch gestartet und habe ein ähnliches schlechtes Ergebnis erzielt wie mit den Bienchen.
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Meine abschließende Frage: Weiss jemand da draußen, ob man marmoriertes Papier evtl. nachträglich fixieren kann und, wenn ja, wie? 
Ach, ihr würdet mir eine Freude machen, denn was sollte ich sonst mit dem teueren Marmorpapier anstellen?

Freitag, 27. Juli 2012

Bücher reparieren: It's fun, you know …

Und wie der Mann Recht hat. Made my day, really. It's fun man, you know.

Samstag, 7. Juli 2012

Georg Stefan Troller: Mein Leben als Buchbinder

Wann steht schon mal was lesenswertes über das Buchbinden in einer ordentlichen Zeitung? Heute. In der Samstagsbeilage der FAZ „Bilder und Zeiten”, schreibt einer meiner Junged-Heroen, die Reporter-Legende Georg Stefan Troller, über sein Leben als Buchbinder. Mit Bild auf 2 Seiten. Wahnsinn. Schon eigentümlich, dass der Mann, der mit seinem „Pariser Journal”, um ein Beispiel zu nennen, absolute Qualität im Deutschen Fernsehen abgeliefert hat, in Wien Buchbinder gelernt hat. Nach eigenem Bekunden ist ihm davon die Liebe zum schön gebundenen Buch geblieben.
Leider kann ich nicht verlinken, der Beitrag steht noch nicht online. Aber vielleicht investieren Sie mal - zur Feier des heutigen Beitrages - ein bisschen Geld und kaufen sich die FAZ. Wann liest man schon einmal etwas authentisches (wenn auch nicht fehlerfreies) über unsere Leidenschaft vom Buchbinden?
Zitat Perlentaucher-Pressespiegel:
»Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.07.2012

In Bilder und Zeiten schildert der Autor und Filmemacher Georg Stefan Troller seine Buchbinder-Ausbildung in Wien kurz nach dem Anschluss Österreichs ans Dritte Reich und wie die Leidenschaft für schöne Bücher sein Leben und Schaffen geprägt hat: "Ich liebte es, ich liebte das ganze selige Metier. Lebenslang bin ich nicht von schön gebundenen Büchern losgekommen, bis heute. Hatte sogar einst davon geträumt, nach meiner Pensionierung als Filmemacher wieder zur Buchbinderei zurückzukehren, vielleicht als Volontär bei einem Pariser 'Relieur'. Nur dass es eben kaum mehr kleine Pariser Relieurs gibt, nicht einmal im Quartier Latin, ihrem Stammsitz über Jahrhunderte."«

Mittwoch, 4. Juli 2012

Also, liebe Leute, es ist so: Die französische Sprache, mit Ausnahme der Textschnipsel auf Speisen- u. Weinkarten mittelpreisiger Restaurants, ist mir ein Rätsel. Aber die Bilder in diesem mächtigen Katalogband sprechen ihre eigene Sprache. Künstlerbücher, Bücher von Künstlern, und, wie das Ende des letzten Absatzes zeigt, sind es nicht die unbekannten, die dort vereint wurden. Darüber hinaus genießt die Dame Moeglin-Delcroix in Kunstkreisen einen Ruf wie Donnerhall. Auf-auf, machen Sie es wie ich, killen Sie Ihr Sparschwein und legen mutig 65 € auf die Theke des Buchhändlers Ihres Vertrauens. Wenn ich soweit bin, werde ich berichten. Dauert aber noch ein wenig. Hier eine  Verlagsinformation im Wortlaut.

Esthétique du livre d'artiste
Une introduction à l'art contemporain
Anne Mœglin-Delcroix

Cet ouvrage rend compte de la naissance et du développement du livre d'artiste aux États-Unis et en Europe en relation étroite avec les avant-gardes des années soixante et soixante-dix : poésie concrète et visuelle, Fluxus, Art minimal, Art conceptuel,
Arte povera, Art narratif, Land Art, art de la performance ou du happening, notamment. Parce qu'il est inséparable de l'émergence de ces formes inédites de la création qui vont constituer l'art dit « contemporain », le livre d'artiste est une excellente introduction à la compréhension de ses principaux enjeux comme à la diversité de ses manifestations.
Chaque chapitre aborde ainsi le livre d'artiste à la lumière d'un mouvement ou d'une orientation caractéristiques de l'art contemporain dont il éclaire en retour l'originalité. En ressort le statut paradoxal du livre, medium traditionnel mis au service d'une conception radicalement nouvelle de l'art. Ainsi cette Esthétique du livre d'artiste invite-t-elle autant à découvrir le livre comme forme artistique spécifique qu'à réfléchir à la possibilité d'une autre façon de faire de l'art.
Ce livre constitue la synthèse la plus large à ce jour de la production internationale. Depuis sa première édition en 1997, il s'est imposé en France et à l'étranger comme l'étude de référence sur le sujet. Pour cette nouvelle édition, le texte, mis à jour et augmenté, s'est enrichi de nombreuses reproductions.
Plus de sept cents livres y sont analysés, par près de quatre cents artistes dont les pionniers Ben, Robert Barry, Christian Boltanski, Marcel Broodthaers, Herman de Vries, Robert Filliou, Ian Hamilton Finlay, Allan Kaprow, Sol LeWitt, Richard Long, Maurizio Nannucci, Dieter Roth, Edward Ruscha, Daniel Spoerri, Wolf Vostell, ou Lawrence Weiner.

Sonntag, 3. Juni 2012

Buchbinderwerkzeug hausgemacht

Zugegeben, meine Blog-Aktivität ist momentan äusserst dürftig. Das liegt daran, dass ich von einem alten Freund gebeten wurde, für ihn eine komplexe Recherche durchzuführen und einen umfangreichen Text dazu zu schreiben. Dieser soll bis Ende des Jahres fertiggestellt sein.
Zur Entspannung wird natürlich weiter buchgebunden.
Darüber hinaus bereite ich mich auf einen lang gehegten, schon einmal verschobenen Traum vor, an einer summerschool in Montefiascone teilzunehmen. Thema ist die Buchbinderei im vorrevolutionären Paris, also vor Einführung der Guilliotine. Die damalige Buchbinder-Technik im allgemeinen und die verwendeten Werkzeuge und Geräte im speziellen interessieren mich schon viele Jahre.
lks: Diderot, mitte: Jeff Peachey, re: Audra Loyal
Das Detail einer der Bildtafeln der Diderot'schen Encyclopädie, oben links, zeigt eine „laying press”, oder auf deutsch eine „Klotzpresse” (Was für ein klotziges Wort für eine so filigrane Presse.). Das besondere daran ist die asymetrischen Anordnung der „Bohrungen”, deren Zweck gleich im Stich mitgeliefert wurde. Allerdings brachte mich erst Jeff Peacheys technisch und ästhetisch einwandfreier Nachbau (oben Mitte) darauf, dass ich für ein Gerät dieser Art schon lange Bedarf habe.
Allerdings waren meine Nachforschungen zum Kauf ohne Erfolg. Eine Presse dieser Art findet sich nicht im globalen Buchbinderbedarf. Ich hätte unter den Stichworten „woodworker” oder „woodturner” in den USA oder in GB weitersuchen können. Mich schreckten halt die horrenden Übersee-Versandkosten im Erfolgsfall ab.
Alle (!) Anfragen bei deutschsprachigen Drechslern, großen wie kleinen, wurden negativ beschieden, man fürchtete grundsätzlich das „Risiko”. Ein alter Business-Spruch weissagt: „make oder buy”. Kaufen war nicht, es blieb nur die Alternative, die mir meine Buchbinde-Freunde Audra Loyal und Klaus von Mirbach voraus hatten. Mein Ehrgeiz war geweckt.
Die Beschaffung der Buchenholz-Kanteln (50 x 5 x 5 cm) kosteten mich ca. 20 €, die Eisenteile wurden nach Gewicht bezahlt (ca. 8 €) zuzüglich der nur schwer zu beschaffenden fetten Flügelmuttern (M 18 Gewinde) mit 3,50 € pro Stück. Bohrer, Sandpapier und Acyllack waren vorhanden, Zeit zählt bei mir nicht mehr wirklich … voila, hier ist meine Presse nach Diderot, nicht so schön, aber preiswert, nützlich und voll funktionstüchtig.

Vorbild Diderot in eigener Interprätation

Wenn ich dann bei passender Gelegenheit in einen Baumarkt komme, kaufe ich mir einen passenden „Topfbohrer” für 5 €, dann kann ich auch noch die aufliegenden Sechskantköpfe  versenken.

Samstag, 5. Mai 2012

Wellige Zeichnung glätten

Jörg Czischke 1972.
Farbzeichnung (preussischblau) Mischtechnik,
70x100 cm, signiert, datiert

Aufruf an meine Freunde: Diese Original-Farbzeichnung meines verstorbenen Freundes Jörg Czischke hat einen Makel - sie wellt sich. Ich möchte sie gerne „entfalten”, da sie als Rarität ordentlich fotografiert werden muss. Einer meiner Vorbesitzer hat leider getan, was vor 20 oder gar 30 Jahren (fast) jeder getan hat, der Zugriff auf die verdammte Gummilösung hatte. Er hat das Blatt (Schoeller Hammer Zeichenkarton 70 x 100 cm) mit dem Teufelszeug irgendwo vollflächig aufgebappt. Vorne ist das signierte Blatt makellos; hinten allerdings k***braun und fleckig. An einer winzigen Ecke habe ich mit Wattestäbchen und versch. Lösungsmitteln versucht, das Zeug zu entfernen. Rührt sich nichts, der alte Kleber ist wie versteinert.
Wegen der überaus delikaten (Misch-)Technik Czischkes, der mit hauchdünnen Schichten von feinsten Pigmenten und dem Abrieb von Künstlerkreiden und Wachskreiden gearbeitet hat, kann ich das Blatt nicht einfach in ein Bad stecken (lassen). Was also tun? Meine finanziellen Möglichkeiten sind halt begrenzt, so dass der Auftrag an einen Papierrestaurator entfallen muss.
Bleibt die Eigeninitiative.
a) Ich könnte mit BuBi-Kleister auf eine maßhaltige Platte Museumspappe aufkaschieren und unter Gewicht trocknen lassen. Frage ist nur, ob der hinterwärtige Rubbercement-Auftrag das ordentliche, glatte Abtrocknen nicht verhindert?
b) Eine, mittlerweile verpönte Technik, Grafik zu rahmen, könnte in diesem Fall ausnahmsweise angewendet werden. Man klebt die Arbeit allseitig mit säurefreiem, weissem Nassklebeband von hinten auf die sorgfältig gereinigte Frontglasscheibe. Der Klebefalz ragt höchstens 5 - 6 mm in die Rückseite hinein und zieht das Blatt beim Abtrocknen glatt.

Was meint Ihr dazu?

Montag, 9. April 2012

Louets Vertical Plough is in da house

Es ist eigentlich nicht meine Art, mit neu Gekauftem anzugeben. Diesmal mach ich mal die Ausnahme, es geht um eines der fundamentalen Hobby-BuBi-Probleme, den Beschnitt des Buchblocks. Ich hatte mich gelegentlich gefragt, warum von Hobby-BuchbinderInnen lange und qualvoll nach Druckereien oder Copyshops gesucht wird, die die mühsam gehefteten Buchblocks zuschneiden können.
Wollen tun das die wenigsten Profidrucker, diese Erfahrung macht man schnell, der Amateur mit seinem Büchlein stört halt den stressigen Arbeitsablauf in der Weiterverarbeitung. Eine weitere Erfahrung ist die, dass in kleinen Copyshops die Messer der Stapelschneider oft in erbärmlichen Zustand sind. Riefen auf dem Beschnitt sind dann die Folge. Oder die Messer sind abgearbeitet, will sagen nicht geschliffen. Der Beschnitt sieht dann entsprechend unästhetisch aus; schiefgedrückter Beschnitt ist auch nicht selten.
Mein alter Blockschneider im Keller, ein gusseisernes Gerät pharaonischen Ausmaßes von 1905,  schwächelte in letzter Zeit gar sehr, nötige Ersatzteile werden richtig teuer. Und ich bin nicht bereit, dieses Aufwand zu betreiben. Also habe ich nach einer Alternative gesucht und diese gefunden: Louet's Bescheidehobel ist eine solche und bestens für Amateure bzw. Einzelanfertiger geeignet. Die anderen Alternativen aus Frankreich, England und Griechenland (ja, ja!) hab ich mir online angeschaut und nach Erfahrungen bei den Freunden gefragt. Selbst aus den USA kamen nur gute Noten für Louet, auch von anerkannten Profis. Also, Entscheidung gefallen: Osterurlaub adé. Bescheidhobel gekauft.
Heute früh habe ich dann einen richtigen Klotz von Buchblock in Form gebracht: Hans Fürstenbergs 3,6 mm dickes, über 30 cm langes und 23 cm breites Buch, Titel: „Das französische Buch im achtzehnten Jahrhundert und in der Empirezeit”, rein wissenschaftlich aufgemacht (ohne Abbildungen) und edel gedruckt auf Zerkall-Bütten. Gekauft hatte ich mir die Rohbögen (54 Lagen á 8 Seiten) von 1929, zusammengehalten von einem schnellen Aktenstich und ein wenig Knochenleim. Sie kamen in einem einfachen Broschur-Einschlag und bettelten nach einem angemessenen festen Einband. Das Buch selbst war die Jahresgabe eines ehedem legendären Vereins von Buchsammlern und entsprechend edel typografiert. Nun stell ich mir halt in aller Demut vor, wie ein solch großformatiges Buch 1930 ausgesehen haben könnte, Ich möchte es im Stile der Zeit einbinden.
Zurück zum „Hobel”: Der funktioniert hervorragend, wenn man bestimmte, auch in der Bedienungsanleitung kurzgefasste Hinweise wirklich beherzigt. Das wichtigste ist, sage ich, bloß keine Hektik, es herrsche Ruhe und Gemütlichkeit, wenn sich das sichelförmige Messer Blatt-für-Blatt durch den Block frisst und eine ab-so-lut glatte Oberfläche hinterlässt. Da muss nicht mehr viel geschabt oder geschliffen werden, die Fläche kann sofort gefärbt oder gar bemalt werden.  Morgen (oder so) wird gerundet und der  Rücken stabilisiert, usw. usw. Ich werde berichten.


Heftung vorbereiten: „Fäden ziehen” 

Bescheidhobel in Aktion, Teil 3: Kopfschnitt


Donnerstag, 5. April 2012

Direkt vor meiner Nase …

… in Deutz-Mühlheim. „in der alten Gasfabrik”, werden - neben vielen anderen feinen Dingen - auch Buchbinderpressen, Klotzpressen, wie immer man die Dinger taufen möchte, gebaut. Einfach so. Einfach Klasse. Da muss ich hin.

http://www.flickr.com/photos/dingfabrik/sets/72157625765030863/with/5381684753/

Sonntag, 1. April 2012

Leseempfehlung: „Bücher riechen”

Einen Titel wie diesen kann sich nur ein wirklicher Bücherliebhaber ausdenken. Bücher riechen? Ja, wenn sie nicht gerade unsachgemäß in einem düsteren, feuchten Loch muffig geworden sind oder wenn sie nicht auf hochsäurehaltigen Holzschliff gedruckt wurden, ja, dann können Bücher recht heimelig riechen. Nur Mut, lesen Sie doch selbst. Es lohnt sich, der Berliner Antiquar Rainer Friedrich Meyer kann schreiben und vom Buchbinden versteht er auch eine Menge!

http://meyerbuch.wordpress.com/2012/01/27/bucher-riechen/

Mittwoch, 18. Januar 2012

Und was kommt im Neuen Jahr?

Kurz und knapp: Ich habe da ein paar alte Buchschätze, die darauf warten, individuell zu standfesten, lesefähigen Büchern gemacht zu werden. Beispielsweise:

a) Wilhelm Worringer: „Die altdeutsche Buchillustration” (1919, 2. Aufl., zahlreiche frühe s/w-Wiegendrucke, auch von noch früheren Blockbüchern). Der Text ist vor allem Kunsthistorikern bekannt. Alles im Buchdruck auf Maschinenbütten, beraufter Beschnitt, oben Reste von Färbung; Umschlag (bis auf das abzulösende Titelschildchen) unbrauchbar, großes Fehlteil hinten. Beide Scharniere größtenteils gebrochen. Der Rücken Lederimitat, nitrolackiertes, geprägtes Papier mit unlesbarer Titelprägung. Die Heftung ist für mich etwas neues, hab noch nie ein Buch ohne Fitzbünde gebunden. Da ich die vorhandenen Löcher nutze, muss ich mir noch das richtige Heftschema in der Literatur suchen. 3 Lagen sind im Falz ausgerissen, die sich aber gut reparieren lassen. Geheftet war das Buch mit doppelt gelegtem, sehr dünnem Faden. Von den Kapitalbändern fand ich nur noch winzige Reste, ebenso von der Hülse. Geklebt war alles mit Knochenleim über einer dünnen Kleisterschicht.

Gefunden in der dunklen Ecke eines Dresdner Antiquariats.
Wichtig war mir der Hinweis, es sei beschädigt und deshalb günstig zu haben. 

b) „Shakespeare Sonette in der Übersetzung von Karl Lachmann”, Berlin 1820.
Im Januar kann man in Bonn-Beuel, im sog. Brückenforum gut Geld loswerden, dort findet eine kleine, feine Antiquariatsmesse statt. Für BuBis gab es diesmal nicht viel zu holen, ausser völlig überteuerten, gut gebrauchten Exemplaren der bekannten Jahrbücher von Designer Bookbinders. Meinem Freund Werner [ http://www.buch-und-kunst.de/ ] habe ich dann ein merkwürdiges, kleinformatiges Büchlein abgekauft, eben diesen Shakespeare. Leider fehlt ihm fast die gesamte Titelei, aber sonst ist alles dran. Der Buchblock (oben beschnitten und rechts und unten  Originalränder vom handgeschöpften Bütten, leider sehr gedunkelt), macht aber generell einen soliden Eindruck. Eingebunden wurde der Block vor noch nicht allzu langer Zeit von einem typisch deutschen (Liebhaber-?)Buchbinder: Schöner, sorgfältig gemachter Halbledereinband, wenig schief nur, braun genarbtes Leder mit passendem Römerturm-Bütten bezogen, goldgeprägter Rückentitel und echte (!) handgestochene Kapitel. Der Pferdefuß: Als Ersatz für den fehlenden Titel nebst Frontispiz hat ein Vorbesitzer mit Füller und blauer Schultinte alles auf den vorderen Vorsatz geschrieben. Sieht nicht wirklich gut aus. Was würden Sie tun? Alles neu, alles lassen? Versuchen, vorderen Vorsatz zu lösen, zu erneuern, dann wieder einhängen? Vorher versuchen, eine Kopie der Original-Titelei suchen und vorkleben?




Ach und da wäre noch c), der Hans Fürstenberg: „Das französische Buch im 18. Jahrhundert und in der Empirezeit”. Dazu gestatte ich mir einen kurzen Tagtraum und stelle mir vor, wie sich einer der Mitglieder der erlesenen Bibliophilenrunde „Maximilian-Gesellschaft” beim Überreichen seiner Rohbögen in der Bibliothek des Autors (1929/1930) im Geiste ausgemalt hat, wie sein Buchbinder dieses großformatige Werk einbinden wird. Fürstenberg, 1890 in Berlin geboren, war Bankier, Schöngeist, Sammler u. profunder Kunsthistoriker, der vor den Nazis nach Paris emigrierte und später im Schloß Beaumesnil residierte. Ich glaube da sind auch Teile seiner legendären Buchsammlung zu bewundern.
Mein „Stück” ist nicht nummeriert.