Als relativ neues Mitglied der Bibliophilen-Vereinigung „Maximilian-Gesellschaft” habe ich natürlich die diesjährige Hauptversammlung des Vereins in Köln als einmalige Chance genutzt, meinen ziemlich beschädigten Patriotismus als Kölner Bürgen aufzupolieren. Auf dem Maximilian-Ticket unterwegs, konnte ich - zusammen mit den Gleichgesinnten - einige von den Kölner Bibliotheken besichtigen, was schreibe ich, bewundern, die sich sonst hinter strenger Wissenschaftlichkeit und unüberwindlichen Panzertüren ins Dunkel der Serösität zurückziehen. Aus der Arbeit, die in diesen Instituten der unterschiedlichsten Ausrichtung geleistet wird, ernährt sich zu einem noch zu bestimmenden Teil das restliche positive kölnische Image.
Donnerstag, 3. April: Am Nachmittag folgten wir der Einladung in die Kölner Diözesan-Bibliothek. Der Direktor, Prof. Finger, präsentierte einige seiner Schätze. Das waren, bis auf eine Ausnahme, Handschriften, Bücher von unvorstellbarem kulturellen Wert für Köln, das Rheinland und weit darüber hinaus.
Freitag, 4. April, Vormittag: Prof. Schmitz. Leiter der Universitäts- und Stadtbibliothek berichtete zur Geschichte, zum Status und zu den Perspektiven seines „Bücher-Universums”, unterstützt von seinen wissenschaftlichen Mitstreitern. Mich persönlich haben natürlich, naheliegend für einen Buchbinder und mittelmäßig Buchbekloppten, die Vorträge der leitenden Einbandforscherin und eines Wissenschaftlichen Mitarbeiters der Handschriftenabteilung begeistert.
Freitag, 4. April, Nachmittag: Einladung in das „Haus ohne Eigenschaften” im Kölner Vorort Müngersdorf. Das Haus, ursprünglich als 3. Wohnhaus des weltberühmten Architekten Ungers erbaut, wurde von dem nicht weniger berühmten Kölner Sammler Dr. Speck erworben und beherbergt nun seine Büchersammlungen «Proust» und «Petrarca». Dr. Speck erläuterte seine bemerkenswerten Sammlungen mit dem ihm eigenen Understatement.
Die sich anschließende Besichtigung der Bibliothek Ungers musste ich aus gesundheitlichen Gründen schwänzen.
Samstag, 5. April, Vormittag: Besuch und Besichtigung eines der originellsten Instituten der Kölner Universität, dem Theaterwissenschaftlichen Institut/Philosophische Fakultät. Auch hier, ich darf das mal vorsichtig ironisieren, war allerbeste Ware von großem kulturhistorischem Interesse zu besichtigen. Die Sammlungen sind untergebracht in einem historischen Gemäuer feinster barocker Bauart. Riesige, beeindruckende nicht endenwollende Raumabfolgen und trotzdem Raummangel, denn der Zulauf der angebotenen Archivalien will nicht versiegen, wie der Direktor, Prof. Marx, den staunenden Maximilianern mitteilte.
Samstag, 5. April, Nachmittag: Der bekannte Buchauktionator, Venator & Hanstein hatte zu einem ausgesprochen interessanten Kurz-Seminar zum Thema „Auktionen/Buchauktionen” eingeladen. An der Stelle zu schreiben, dies sei lehrreich gewesen, klingt platter als es in Wirklichkeit war. Das war ein flott gemachter Vortrag von Dr. Knupfer zu einem für Büchersammler einerseits knochentrockenen Thema in bester kapitalistischer Ausprägung, das andererseits für diese Klientel sehr stark emotional beladen ist.
Schlussbemerkung: ich habe vieles gesehen und genossen, ich habe vieles dazugelernt und bin nun wieder ein großes Stück weit mit der kulturellen Szene meiner Heimatstadt Köln versöhnt. Nicht alles ist in diesem gruseligen Loch an der Severinstrasse verschwunden.
Ich werde, so es meine bescheidenen Möglichkeiten erlauben, darauf hinwirken, dass mehr über die global herausragenden kulturellen Werte, die in dieser Stadt existieren, berichtet wird. Was wir allein an Büchern, an Bibliotheken unser Eigen nennen, das sind veritable Leuchttürme, im wahrsten Sinne des Wortes: Leucht-Türme!
Sonntag, 6. April 2014
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