Montag, 20. Juni 2011

Mühsam bewegt sich der Igel …

Hanns Iglers Radieschen futternder Igel













Des Hobby-Buchbinders zugewachsener Arbeitsplatz 
plus Geh-, Sitz- und Greifhilfen.




Mit dem Foto meines ‚Arbeitsplatzes’ und diesem amüsanten Detail aus der von mir antiquarisch erworbenen und reparierten Buchschmuck-Mappe habe ich mich heute ins Buchbinderleben zurückgeschlichen. Dabei müssen noch für rund 10 Wochen die Krücken (aka Gehhilfen) immer griffbereit sein,  ebenso wie eine Greifhilfe und ein lange ignorierter „Stitz”, der mir mein rückenoperationsbedingtes Arbeitsleben vor dem Stehpult über viele Jahre erträglicher machte. Also: » Martin Gerlach: Das alte Buch und seine Ausstattung vom XV. bis zum XIX. Jahrhundert, Buchdruck, Buchschmuck und Einbände, mit einem Vorwort von Heinrich Röttinger, in: Die Quelle, Mappe XIII, 1. Auflage (ca. 1910); «  mit 1376 ein-/zweifarbigen Abbildungen auf 74 doppelseitigen Buch- und Lichtdrucktafeln (ca. (30,5 x 26 cm).
Von der Original-Halbleinenmappe war nur noch die Rückenpappe mit einem winzigen Stück Bändchen vorhanden. Die Blätter waren teils gedunkelt und im Schnitt etwas unsauber (Gebrauchsspuren). Ein kritischer Blick durch die wunderschönen Abbildungen sagte mir, dass alle Blätter im Buchdruck einwandfrei, alle im Lichtdruck gedruckten stark gedunkelt sind, vor allem in der Druckfläche. Liegt das nun am Papier oder am Druckverfahren? Sei's drum. Ich habe die dringend benötigte Sammelmappe aus 2,5 mm Buchbinderpappe rekonstruiert und mit einem Regentleinenrücken versehen. Die Mappe habe ich mit einem hausgemachten Kleisterpapierbezug kaschiert; die Blätter der Schönheit wegen allseitig um 1/2 mm eingekürzt.

Und so sieht das Schätzchen jetzt aus.


Ein weiteres Detail aus der Mappe





6 Kommentare:

Papierfrau hat gesagt…

"....die Blätter der Schönheit wegen allseitig um 1/2 mm eingekürzt."
Schluck!:-(

LG Papierfrau

pzillig | vuscor hat gesagt…

Ach. liebe Papierfrau, ich habe lange gezögert, aber die Blätter hatten einen wirklich fettigen, braun-schwarzen Schmodder auf dem Schnitt (falsche Lagerung?). Und der wirklich sachkundige Peter Verheyen riet mir zum Rasierschnitt.

Papierfrau hat gesagt…

Puh, dann sind die "heiligen Regeln" der Restaurierung auch nicht mehr das, was sie einmal waren.
Ich muß dann sagen: ich habe sie überlebt ;-)

pzillig | vuscor hat gesagt…

Nein, ich möchte keinen akademischen Diskurs darüber beginnen, was BuBi dürfen oder was nicht. Ich bin Amateur & sehe ich mich NICHT als Restaurator, beherzige jedoch die meisten Grundsätze dieses hochspezialisierten Gewerbes. Mir geht es darum, (OZitat) „Zeugs”, das normalerweise im Koller landet, nach den Regeln der Buchbinderei für mein persönliches Bücherregal verfügbar zu machen. Eine „chemische Reinigung” des verranzten Schnitts hätte ich mir einfach nicht leisten können. Mit der lässlichen Sünde des „Rasierschnitts” kann ich leben.

Papierfrau hat gesagt…

Lieber Vuscor,
ich wollte dich nicht auf irgendeine Weise angegreifen. Auch als Restaurator im BuBi-Handwerk sitzt man des öfteren zwischen zwei Stühlen. Der wo zahlt schafft an - heißt es so schön und so sammeln sich bei mir leider auch diverse "ungeliebte" Fundstücke, die ich nicht wegwerfen kann, schon alleine aus buchhistorischer Sicht.

Deine Arbeiten sind sehr schön und das Buntpapier der Mappe finde ich ausgesprochen hübsch! Ich bin gerne auf deinem Blog unterwegs :-)

Lg Papierfrau

pzillig | vuscor hat gesagt…

Liebe Papierfrau: Du hast mich NICHT angegriffen! Ich habe deinen Faden aufgegriffen, weil ich dachte, vielleicht eine Diskussion über das Thema anzustoßen. Das scheint aber nicht funktioniert zu haben. Immerhin haben wir beide uns ausgetauscht, was ich sehr hoch schätze. Das sollten wir bei Gelegenheit wieder tun. Mir fällt schon was ein … ;-)