So pflegte mein alter Buchbinde-Guru Karl-Heinz Krons leise nachzufragen, wenn wir gelegentlich im Kurs etwas ‚eigenes’, kreatives oder sonstwie ungewöhnliches produziert hatten, welches dann aus uns gehobenen Anfängern unerfindlichen Gründen schiefgegangen war. Akzent liegt hierbei auf ‚schief’!
Als Mitglied einer Arbeitsgruppe habe ich mitgeholfen, das nachgelassene Oeuvre meines verstorbenen Künstlerfreundes Jörg Czischke in seinen Grundzügen aufzuarbeiten, um es einem breiteren Publikum bekannt zu machen. Czischkes wichtigste Werke und einige Ephemera wurden reproduziert, als Digitaldrucke auf kartonstarkem Bilderdruck produziert und in einer interessanten, neugierig machenden Archivmappe für Freunde, Journalisten, Galeristen, Archive zusammengestellt. Schließlich war der Mann, zusammen mit seiner Lebensgefährtin und späteren Ehefrau, Margarethe Sabata, in der Kölner Kunstgemeinde der 60er und 70er Jahre aktiv unterwegs. Danach zog Jörg sich wegen einer schweren Erkrankung fast völlig aus der Öffentlichkeit zurück. (Anmerkung: Die Website wird im Laufe des Jahres aktualisiert.)
Weil ich a) ein Sturkopf und b) ein Buchbinder bin, habe ich mir (jetzt kommt das Colophon) die Seiten der Info-Mappe auf 120 g Bilderdruck ausprinten lassen, gelumbeckt, mit 3F-Gaze stabilisiert, Römerturm-Vorsatz geklebt, den Einband mit geradem Rücken aus 2mm-BuBi-Pappe und Kraftpapier gebaut und mit Original-Malertuch (von boesner) bezogen, das ich vor dem Kaschieren einmal mit einem matten Akryllack überpinselt habe.
Dann bekam der Einband eine identische Blindprägung wie die Original-Archiv-Info-Mappe, was keine Kunst war, denn ich habe nur diese eine Groteske. Ich hätte keine andere Type nehmen können, war Czischke doch in seinem beruflichen Vorleben ein präziser Typograph, gelernter Setzer.
Kopf durch die Wand, zum Ersten? Ja, ich musste feststellen, dass Malertuch (Leinwand) sich als Bezug nicht gut eignet, denn das Material zieht sich wie Strudelteig, trocken ebenso wie nass, das Zeug reagiert unberechenbar. Mein 2. Exemplar ist so verzogen, das gehört in die Tonne. Es taugt gerade mal dazu, das handgefertigte Kapitalbändch zu zeigen.
Kopf durch die Wand, zum Zweiten? Ja, dieses technisch hochbrilliante Bilderdruckmaterial für die Digitalkopien wird im Lumbeckrücken ziemlich steif und es knirscht hörbar, wenn man den Block zum ersten Mal öffnet. Da muss ich also bei weiterem Vorkommen noch üben.
Kopf durch die Wand, zum Dritten? Ja, mit einer zusammengestoppelten Fotoausrüstung eine Blindprägung auf einer fast weissen Fläche zu dokumentieren, ist auch kein wirkliches Vergnügen.
Aber schauen Sie selbst.
Sonntag, 6. Februar 2011
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3 Kommentare:
Ha, hab den Fehler beim Rückenmachen gefunden: Falsche Laufrichtung, deshalb zickt das Teil so rum. Und jetzt? Zurück auf Start und beim Bestellen der Kopien ein grimmiges Gesicht aufsetzen.
Ich schick Dir demnächst den alten Preussen.
Da freut sich der Buchreparateur schon heute.
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