Freitag, 8. Januar 2010

Buchbinden - Einige neue Vorsätze in 2010 bereits erledigt

Blankbücher (Schreib-, Skizzen-, Aquarellbücher) binden, langweilt nach einer gewissen Zeit. Bedruckte Bögen müssen her. Leider sind wir nicht in Frankreich, wo es noch viele interessante alte und neue Literaturen in Form dieser unaufgeschnittenen Paperbacks zu kaufen gibt, die sich so schön individuell einbinden lassen.
Auf der Suche nach Rohbögen wird unsereiner gelegentlich fündig, beim Antiquar oder auch beim Fachverlag, wo Buchbinder-Azubis sich das Rohmaterial für ihre Zwischen- oder Gesellenprüfung beschaffen können. Neu, in Augenhöhe, stehen nun auf meinem Brett für Buchbindebücher:
_ Gerhard Zahn, Grundwissen für Buchbinder, Schwerpunkt Einzelfertigung, Verlag Beruf + Schule, Itzehoe, 2. verb. Aufl. 1992, 324 S, zahlreiche SW- u. einige farbige Abb.
»Fazit nach einmal Schnell-/Querlesen: Viel Theorie, einschl. einer Menge didaktischer Hilfen. Verbunden mit der praktischen Arbeit in der Werkstatt sicherlich eine feine Sache.
»» Ich hab's bradelmäßig auf drei 10mm-Bänder geheftet, Zerkall-Vorsätze geklebt, Kapitalbänder handgemacht, den Rücken schön gerundet und in türkisfarbenes Iris eingebunden.
_ Karl Dratva, Fachkunde für Buchbinder, Österreichischer Gewerbeverlag, Wien, 2. Auflage, 1966; 277 Seiten, durchgehend sw-illustriert.
»Fazit ähnlich wie beim Zahn; allerdings gibt es noch eine Menge zusätzlicher Tips aus ‚alter Zeit’ für Lederverarbeitung und Finish zu entdecken, die mir bisher noch nicht begegnet sind. Hinzu kommen die unumgänglichen Austriazismen der BuBi-Fachsprache, die mich gelegentlich schmunzeln lassen.
»» Den Dratva-Buchblock, schön gerundet aber falsch geheftet und schon kräftig abgeleimt, habe ich als Ruine dem Antiquar in Wien für ein paar Netsch (österr. für ‚kleines Geld’) abschwatzen können. Da sich der Leim nicht lösen ließ, musste ich damit in den Keller und den Rücken wieder geradeklopfen und unter dem Blockschneider radikal entfernen sowie den vorderen Schnitt angleichen. Ich habe neue Vorsätze angepappt, den Rücken mehrfach eingesägt und zur Stabilisierung Fäden eingezogen, den Block neu gerundet und ordentlich gelumbeckt. Auch diesmal habe ich einen extrem schmalen dunkelbraunen Lederrücken (aus einem Stück Möbelleder) gemacht und die Decke mit Rohleinen bezogen.
»»» Da beide Bücher ohne jegliche äußere/typografische Gestaltung geblieben sind, warte ich noch mit Fotos. Doch der Beschluss ist gefasst, mir eine kleine Elektroplatte mit Thermostat zu kaufen, um meine schönen alten Prägewerkzeuge einzusetzen. Der zaghafte Versuch, über der Gasflamme in der Küche musste schnell abgebrochen werden, weil die Stempel schwarz verrußten und der Gestank den Protest der Ehegattin provoziert hat.

2 Kommentare:

Peter D. Verheyen hat gesagt…

Peter,
Fines Mudi Verlag hat viele der klassischen Buchbindetexte als Rohbogen zu erschwinglichen Preisen. Preisliste bei http://www.fines-mundi.de/katalog.pdf. Dann nach Autor suchen, z.B. Adam, Wiese, ... Viel Spaß.

peter verheyen

pzillig | vuscor hat gesagt…

Danke, danke, lieber Peter, für den tip. Und was die sonst noch alles im Angebot haben … Heiha Safari!