Freitag, 10. April 2020

Walter Ziegler; Hartwig Preuschl - Vielfaches Gedenken an 2 geniale Drucker

Heute habe ich einen (authorisierten) Nachdruck von der Originalplatte dieser beeindruckenden Grafik gescannt, weil ich sie posten möchte. Gleichzeitig werde ich ihre Geschichte in aller gebotenen Kürze erzählen.

Walter Ziegler - Selbstprotrait
Nachdruck, Radierung ca- 1900 
Dies ist ein Selbstportrait (ca. 1900) des Malers, Grafikers, Lehrers und Schriftstellers Walter Ziegler aus Oberösterreich. Walter Ziegler (*23. März 1859 in Debrnik/Markt Eisenstein— † 17. Juni 1932 auf Schloss Wanghausen in Ach/Innviertel)  war nicht nur wegen seiner zahlreichen Talente und Fähigkeiten als Künstler bemerkenswert.
Er war auch ein genialer Kommunikator mit einer klaren Vision. Er beschrieb im Vorwort zu seinem 2bändigen Werk „Die manuellen grafischen Techniken …” alle um 1900  bekannten grafischen Techniken. Wichtig für ihn, wichtig für mich und meinen Grafiker-Sohn war vor allem, dass er  Künstler und Grafiker unterschieden  hat. Ziegler, sinngemäß: „Der Künstler erschafft Unikate, der Grafiker ist für die Vervielfältigung zuständig.” Das klingt heute schon ein wenig eigentümlich, vor allem, weil uns die digitale Welt beides locker ermöglicht.
Ziegler publizierte seine Meinung unwidersprochen, seine Bücher erreichten hohe Auflagen, wurden vielfach nachgedruckt und dienen heute noch Dozenten weltweit zur Unterweisung von Studierenden, die sich für die grafischen Techniken interessieren, beispielsweise in Australien. Die Bücher sind nur noch antiquarisch zu haben.
In der Familie meiner Frau wurde berichtet, dass Ziegler einigen später sehr bekannten Künstlerinnen und Künstlern das Radieren und Drucken beigebracht hat. Bekannt wurde er auch als Lehrer von Paul Klee, der in Zieglers Münchner Kunstschule auch das Radieren erlernte.
Arbeitet man sich durch das erwähnte Zieglersche Werk, stößt man leicht an die aktuellen Grenzen dessen, was überhaupt noch im Handel erhältlich ist. Er beschreibt minutiös die Herstellung von diversen Druckfarben. Analysiert man das eine oder andere Originalrezept von 1900 muss man spätestens dann passen, wenn er gelbes und weisses Waalfett verlangt. Danach sollte man besser industriell gefertigte Farben im einschlägigen Fachhandel bestellen. Auch das Kochen von Leinöl und anderen Farbinhaltsstoffen sollte man vielleicht doch den Fachbetrieben überlassen, wenn man seine private Werkstatt liebt. Der Gestank und die Feuergefahr ist schon nicht unerheblich, schreibt Ziegler in seinem Buch, das sehr viele altmodische Rezepte enthält.
Doch Ziegler schrieb viele gute Hinweise und Ratschläge für Anfänger und Fortgeschrittene in sein Buch, die zu beherzigen leicht fällt, stammen sie doch von einem absoluten Profi mit jahrzehntelanger Erfahrung.
Schließlich möchte ich meinem verstorbenen Schwager Prof. Hartwig Preuschl (1939 - 2012). Danke sagen, weil er von der Erbengemeinschaft autorisiert,  Ziegler'sche Radierungen und Heliogravüren nachgedruckt hat, die in einer Gedächtnisausstellung auf Schloss Wanghausen ausgestellt wurden. Hartwig Preuschl war Lehrer an der „Grafischen” in Wien, ein bekannter Gestalter und kenntnisreicher Drucker fast aller Edeldruckverfahren.



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