Kurzer Beutel-Exkurs, 10 Jahre zurück. Als Mitglied eines Buchart-Portals nahm ich gelegentlich, wenn es mein damals sehr angespanntes Zeitmanagement erlaubte, an den sog. „book swaps” teil. Eines der Themen war „girdle book”. Mein Exemplar (Bild 1) ging nach Neuseeland und ich bekam aus Bonn von meiner Buchbinde-Mitstreiterin Hilke Büchertiger ein völlig neu gedachtes Exemplar (Bild 3), für das ein bekanntes Möbelhaus sein unkaputtbares Transportmaterial opfern musste.
Die meisten Swaps waren recht spaßig und - typisch für Amateure und Buchkünstler_innen - von abgedreht bis technisch hochfein. Ich habe damals zum ersten Mal einen großen Lederlappen geschärft. Dabei habe ich gelernt, dass schärfen eine ganz schöne Sauerei sein kann (Bild 2).
(1) Zilligs girdle book für Neuseeland,
mit „Sicherheitsverschluss” und Fake-Bernstein-Schließe
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(2) Wer „ins Leder machen” will muss schärfen, vor allem wenn es kein „richtiges” Buchbinderleder ist. |
(3) Hilke Büchertigers mutiges, unkaputtbares girdle-book. Es hängt seit dem an meinem Papierregal. |
Scherzlein am Ende: Ich wurde gefragt, ob das schöne, weiche Leder Rehleder sei. Ich habe wahrheitsgemäß geantwortet, nein, das sei Sofaleder. Ich hätte es von einem solchen heruntergeschnitten bevor es zum Sperrmüll kam. Das hat sich gelohnt, pekuniär gesehen, auch wenn das Schärfen eine Schinderei war.
1 Kommentar:
Tolle Idee,so ein modernes Ikeabeutelbuch.traut sich nicht jeder...Die Sauerei mit Schärfen kann ich nachvollziehen.Und "Sofaleder"verarbeite ich auch gerne ,gutes Upcycling,seltsame Blicke inclusive,wenn man am Sperrmüllfund auf der Straße beim Häuten eines Sofas gesehen wird...LGKatja
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