Samstag, 15. Juni 2013

Buch-Revitalisierung : Aus verdammt alt mach ziemlich neu

Wenn ein Text über früh-mittelalterliche Buchillustrationen, bebildert mit zahlreichen putzigen Holzschnitten der Zeit, so anfängt: „Die naive Sinnlichkeit des Auges ist dem Deutschen nicht gegeben, er muß sie sich immer erst erwerben. Er ist sachlich zu stark interessiert, um mit unbefangener Optik die Dinge in sich aufzunehmen.”, dann muss ich das lesen. Dann kann ich  richtig was lernen oder mich köstlich amüsieren - oder gar beides.
Wenn das Buch eine Ruine ist, bin ich noch mehr versucht, zu kaufen und mich an die Arbeitsplatte zu stellen, um zu retten was noch zu retten ist. Allen Unkenrufen vom ‚Zerstören historischer Buchsubstanz durch Neueinbinden’ halte ich mein Foto mit den übrig gebliebenen Einbandteilen und dem fertigen Neueinband entgegen; der Originalpappeinband war eine Ruine, ihm fehlte hinten ein ganzes Stück, vorne war er ziemlich eingedrückt. Von Bindung keine Spur. Die Lagen habe ich im Falz geklebt und durch die alten Löcher neu auf Köperband geheftet. Ursprünglich war das Buch auf Streifen von Gaze geheftet, aber da versteh ich nix von. 
Das ursprüngliche Titelschildchen habe ich abgelöst. Das ging ganz einfach, da es mit einem leicht zu lösenden Kleber aufgebracht war, der beim Anfeuchten jämmerlich nach billiger Zigarre stank. Aber sonst ist alles paletti, einschließlich Kapitale und Lesebändchen. Und nun konnte ich auch endlich mal einen Rücken mit dem feinen, zweifarbig-gefinkelten Eidechsenpapier machen. Der Ur-Rücken war so ähnlich geprägt, allerdings einfarbig braun.




WorringerWilhelm:
Die altdeutsche Buchillustration
Mit 105 Abbildungen nach Holzschnitten.
München: R. Piper & Co., 1919, 1. Aufl. 152 S. gr. 8°.  einfarbiger Buchdruck auf Maschinenbütten.
(Gekauft für 4.– €, ohne zu handeln).

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