Sonntag, 29. Juli 2012

Buchbinders Lamento

Verworfener Bucheinband,Original-Muster, Abrieb auf Küchenkrepp


Wer von uns Liebhaberbuchbindern (die Damen sind nicht ausgeschlossen!) macht schon seine Flops öffentlich? Nein, eigentlich tu ich das auch nicht wirklich gerne. Aber vielleicht hilft's doch. Meine daraus resultierende Frage kommt zum Schluss. Hier also das große ”Lamento furioso.” Meine verstorbene Buchbinder-Freundin Inken und ich haben uns vor gut 12 Jahren bei einer bekannten, nein, bei einer berühmten schottischen Profi-Marmoriererin (mittlerweile auch verstorben) für VIEL Geld einen ordentlichen Packen Marmorpapier bestellt. Ich habe diese herrlichen Papiere schon häufig zum Kaschieren und auch als Vorsatz verwendet, ohne jeden Anlass zum Meckern. 
Also habe ich dem Sujet folgend in einer Lederrestekiste ein schönes, hell-gelbes Schafleder gefunden, das bestens mit dem mormorierten Trägerpapier harmonierte. Dazu kam dann der kühle, großflächige Grauton und ein paar minimale braune Ockerspuren, ich war begeistert. Wer's kennt, weiss, dass es nicht ganz einfach ist, Bekleidungsleder zu schärfen. Es ist mir gut gelungen, dank meinem Schärf-fix und einer neuen Klinge. Auch das Aufpappen des Rückens und der Ecken machte keine Probleme. 
Beim Ausrichten und Zuschneiden des Bezuges bemerkte ich dann (siehe weisser Schnipsel oben), dass das Papier abfärbte, was für mich eine völlig neue Erfahrung war, schließlich besitze ich Marmorpapier von mindestens einem Dutzend Marmorier-Werkstätten, teilweise noch länger (und sachgerecht!) gelagert als dieses hier. Und keines der anderen Papier färbt ab.
Ich habe also die Zuschnitte - wider besserwisserisches Bauchgrimmen - auf besten 2-mm-Buchbinderkarton (wie immer) kaschiert und war nach dem Abtrocknen entsetzt über das Ergebnis. Dann habe ich noch versucht, mit einem Hauch von Bienenwachs (damit habe ich bisher meine Erfahrungen gemacht) zu retten, was zu retten ich gedachte. Es wurde nur noch schlimmer. Wo die Flecken und die Streifen herkommen, k.A. Das ursprünglich schöne Grau ist verblasst und hat durch die Bienenwachspolitur auch noch das helle Gelb überdeckt, geradezu verdreckt. Wie intensiv das graue Pigment (?) abfärbt, lässt sich auch am Etikett ablesen, das ist ursprünglich handgeschöpft-hellgrau in den Tintendrucker gewandert. Egal: Die Decke muss neu, die ist Schrott. Weil jede Buchdecke doch auch ein Hinterteil hat, habe ich da mit einem Hauch von farblosem, mattem Akryllack den Rettungsversuch gestartet und habe ein ähnliches schlechtes Ergebnis erzielt wie mit den Bienchen.
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Meine abschließende Frage: Weiss jemand da draußen, ob man marmoriertes Papier evtl. nachträglich fixieren kann und, wenn ja, wie? 
Ach, ihr würdet mir eine Freude machen, denn was sollte ich sonst mit dem teueren Marmorpapier anstellen?

8 Kommentare:

Made-by-may hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Made-by-may hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Made-by-may hat gesagt…

Meine Kommentare haben sich leider erledigt. Wer lesen kann ist halt im Vorteil.
Vielleicht hat unsere Christine (Papier-Frau) einen Tipp!

LG Heike

Papierfrau hat gesagt…

Das Problem taucht leider bei mir auch immer wieder mal auf. Man hat mir einmal den Tipp gegeben das Blatt rückseitig mit Dampfbügeleisen zu bearbeiten, aber bei mir hat das nie funktioniert. Mit Wachs arbeite ich da auch nicht mehr, denn das bedeutet ja wieder eine mechanische Belastung der eh schon empfindlichen Oberfläche mit ihren losen Farbpartikelchen.
Fixativ- Spray und ähnliches ist viel zu teuer. Haarspray als Fixativ ist günstiger, aber am besten geht es meiner Meinung nach mit einer stark verdünnten Lösung von Tapetenlack. Das ist ein wasserverdünnbarer Acrylatlack- leicht milchig - im Handel (Obi oder so) auch Tapeten- Anstrich- Schutzlack genannt. 1 Liter kostet etwa 6,- bis 7,- € und reicht unverdünnnt für ca. 8m².Wasch- und scheuerbeständig.
Meine derzeitige Lösung hat das Verhältnis 1:4 und ist mir fast noch zu stark. Du kannst diese Lösung mit einem ganz weichen Pinsel auftragen - ja nicht mit einem BuBi- Leimpinsel, der nimmt dir die lose Farbe mit! Ich habe den EBAKE (www.gmw-shop.de). So ähnliche Pinsel hat auch Fa Gerstäcker und ich nehme an auch Fa.Bösner, aber vorsicht sie sollten nicht haaren. Also lieber etwas mehr Geld investieren.
Natürlich kann man die Lösung auch mit der Sprühflasche vor dem Verarbeiten des Papiers auftragen :-). Zum Trocknen dann ein wenig aufhängen und beobachten, damit sich keine Leimnasen entwickeln.
So, ich hoffe geholfen zu haben und verschwinde jetzt erstmal ein paar Tage im Bay. Wald.
LG Papierfrau

pzillig | vuscor hat gesagt…

Irgendwie mach ich da was falsch, denn seit der Umstellung auf das neue Design, werden die Kommentare nicht mehr sichtbar. Deshalb trickse ich über eMail, copy&paste den wichtigen Kommentar von papierfrau doch noch ins Bild, hoffe ich jedenfalls.
Das Problem taucht leider bei mir auch immer wieder mal auf. Man hat mir einmal den Tipp gegeben das Blatt rückseitig mit Dampfbügeleisen zu bearbeiten, aber bei mir hat das nie funktioniert. Mit Wachs arbeite ich da auch nicht mehr, denn das bedeutet ja wieder eine mechanische Belastung der eh schon empfindlichen Oberfläche mit ihren losen Farbpartikelchen.
Fixativ- Spray und ähnliches ist viel zu teuer. Haarspray als Fixativ ist günstiger, aber am besten geht es meiner Meinung nach mit einer stark verdünnten Lösung von Tapetenlack. Das ist ein wasserverdünnbarer Acrylatlack- leicht milchig - im Handel (Obi oder so) auch Tapeten- Anstrich- Schutzlack genannt. 1 Liter kostet etwa 6,- bis 7,- € und reicht unverdünnnt für ca. 8m².Wasch- und scheuerbeständig.
Meine derzeitige Lösung hat das Verhältnis 1:4 und ist mir fast noch zu stark. Du kannst diese Lösung mit einem ganz weichen Pinsel auftragen - ja nicht mit einem BuBi- Leimpinsel, der nimmt dir die lose Farbe mit! Ich habe den EBAKE (www.gmw-shop.de). So ähnliche Pinsel hat auch Fa Gerstäcker und ich nehme an auch Fa.Bösner, aber vorsicht sie sollten nicht haaren. Also lieber etwas mehr Geld investieren.
Natürlich kann man die Lösung auch mit der Sprühflasche vor dem Verarbeiten des Papiers auftragen :-). Zum Trocknen dann ein wenig aufhängen und beobachten, damit sich keine Leimnasen entwickeln.
So, ich hoffe geholfen zu haben und verschwinde jetzt erstmal ein paar Tage im Bay. Wald.
LG Papierfrau

pzillig | vuscor hat gesagt…

Jetzt hab ich's kapiert. Die Kommentare wurden ins visuelle Hinterland berlagert. Trotzdem ist papierfraus post nur in der eMail, nicht aber auf der Seite gelandet. Weitersuchen.

Klaus hat gesagt…

Lieber Peter, ich habe dir einen Kommentar geschickt auf den FAZ Artikel Stefan Troller. Den haste dann wohl auch nicht gesehen, oder? Ich dachte ja schon, du bist nicht mehr mein Freund. Marmorpapier wird ja mit Aquarellfarben gemacht. Ja , ich weiß auch mit Ölfarben, aber das is ja nicht klassisch. Die Farbe haftet am Papier , weil das Papier mit Alaun behandelt wurde. Ich habe in einem Buch gelesen, wenn das nicht richtig gemacht wurde, löst sich die Farbe, wenn man das Papier benutzt. Es gibt bei Schmincke ein AEROSPRAY Aquarell Fixativ : "Aquarell Schlussfixativ schützt Aquarelle vor Fingerabdrücken, Feuchtigkeit, Staub. ...fast ohne Farbtonveränderung. Kann Aqarellpapiere transparenter machen." Ich habe das noch nie benutzt, ich weiß nicht, aber vielleicht haste Lust ein bisschen zu experimentieren, kostet 10,77 , 300 ml. Viel Glück, wäre ja zu schade. Bis bald. Klaus.

pzillig | vuscor hat gesagt…

Inzwischen hab ich das Projektlein beiseite gelegt, das hole ich im Herbst wieder vor.
Ich habe einiges gelernt. Weil ich vor dem Preise der herrlich weichen japanischen Ebake-Pinsel vorerst zurückgeschreckt bin, habe ich bei boesner einen deutschen, ähnlich weichen Pinsel (Lammhaar, weiss, sehr weich, 5€) gefunden. Mit dem habe ich bereits geübt und hauchfein homöopathisch verdünnten Tapetenlack übungshalber aufgetragen. Wunderbar. Geht viel besser als mit den üblichen Pinseln. Es funktionierte auch mit einem hochverdünnten Akryllack. Ha. Danke für euere wertvollen Tips.
Das Aerosol war mir dann doch ein wenig zu teuer, das muss noch warten.