Sonntag, 26. September 2010

Buchbinders Flohmarktfund: Sprungrückenbuch

In Buchbinderkreisen, vor allem unter Amateuren, werden einzelne Fachbegriffe mit einer gewissen Ehrfurcht in die Gesprächsrunden eingeworfen. Der „Sprungrücken” ist so einer: Viele wissen, was er bedeutet, wenige haben je einen in der Hand gehabt, kaum jemand hat je einen gebaut. Siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Sprungrückenbuch 
Das schöne daran ist, dass eines der meist massigen Sprungrückenbücher immer flach aufliegt, wenn die Seite umgeklappt wird. Man blättert halt nicht einfach um und hält die Steile mit der flachen Hand unten, nein, die aktuell genutzte Buchhälfte liegt zum Schreiben flach auf.
Ich habe meinen Band auf dem Flohmarkt sehr günstig kaufen können, und ich dachte, dass ich aus dem schönen klangharten, hellblauen Papier mit seiner wunderbar glatten Oberfläche ein paar neue Notizbücher mit Ledereinband binden könnte. 
Doch nach näherer Betrachtung erkannte ich, was ich mir da für ein paar Euros angeschafft hatte: Ein Sprungrückenbuch in fast 4 mm starker Pappe und rotbraunem Buckram eingebunden, Titelseite mit goldgeprägtem, 2-zeiligem Titel „Correspondence Register”, zweifarbigem, doppeltem Vor- und Nachsatz (Heftvorsatz / sewn endsheets), Format ca. 32 x 33 x 2,5 cm), 88 Blatt Maschinenbütten, glatt, Wasserzeichen von Wiggins, Teape & Co, wahrscheinlich frühe 50er Jahre. Alles in bester Verfassung, Titel und Rücken sind ausgeblichen, der gesprenkelte Schnitt ist einwandfrei. Det janze müffelt altersgemäß, aber Katzenstreu wartet schon.



6 Kommentare:

Made-by-may hat gesagt…

Wo findet man denn solche tollen Flohmärkte?
Herzlichen Glückwunsch zu diesem Schätzchen. Man muss auch einfach einmal Glück haben.
LG Heike
von made-by-May

Wilfried hat gesagt…

Die meisten Besucher von Flohmärkten erkennen solche Schätzchen garnicht. Ich habe selbst schon mehrere Sprungrückenbücher angefertigt. Meist als Gästebücher zum teil mit Goldschnitt in Halb Leder und Moleskinbezug. Wenn man weis wies gemacht wird ist es garnicht schwer.

pzillig | vuscor hat gesagt…

@ Heike: Schwer zu sagen, dieses Teil und anderes fand ich auf dem Flohmarkt am Rheinufer, anderes in der Südstadt. Meist ist es aber frustrierend, in dem 70 Jahre-Müll zu baggern.

pzillig | vuscor hat gesagt…

@ Wilfried: Schon wahr, ich habe das Sprungrückenbuch auch erst nach dem 2. Hingucker identifiziert. Für Profis ist der Sprungrücken kein Problem, für Amateure - mangels Übung - schon. ;-)

Peter D. Verheyen hat gesagt…

08/15 Sprungrücken in englischer Art, ein schöner Fund. Der Englische unterscheidet sich dadurch das die "Feder" beim Deutschen am Buch aufgebaut wird, und beim Englischen nach dem Messen... nicht. Ich habe eine Beschreibung der englischen Art (in English) bei http://www.philobiblon.com/springback-eng/index.html habe. Der Deutsche wird gut in Wiese... beschrieben, und Florian Wolper hat eine der deutschen Art im Downloadbereich des Pressbengel Forums bei http://www.pressbengel.de.

buechertiger hat gesagt…

Glückwunsch, so ein schöner Fund!