Donnerstag, 13. Dezember 2012

Das verschwundene „girdle book”

Das „Gürtelbuch/girdle book” als solches ist einerseits kunsthistorisch bestens dokumentiert und in vielfältiger Ausführung auf Abbildungen zu sehen. Andererseits ist es ein Buchbinde-Mythos. Denn Gürtelbücher braucht eigentlich niemand mehr, aber jeder Buchbinder hat gerne mal eines gemacht.
Und das Machen hat allen, die am book-arts-book-swap vor ein paar Jahren teilnahmen, eine Menge Spaß gebracht. Mir vor allem, nachdem ich von einem Freund einen ordentlichen Packen feines - nä, nicht Rehleder - sondern gut eingesessenes Sofaleder vom unbekannte Tier geschenkt bekam. Wir hatten damals unter Freunden diesen book swap organisiert und mein Exemplar ging für viel Geld und eine Wochen dauernde Fracht nach New Zealand zu Rachel. Und da, so hoffe ich, hängt es noch heute am Gürtel der Dame.
Als Pendant für mein nach mittelalterlichen Vorbildern (Szirmai!) geschaffenes Gürtelbuch bekam ich von meiner Buchbinde-Freundin Hilke aus Bonn ein beispielhaft kreatives Exemplar zugeschickt. Sie hatte den Buchblock aus Ikea-Drucksachen geheftet und die Deckenpappen in eine der dort käuflich zu erwerbenden unkaputtbaren Tragetaschen kaschiert. Den notwendigen Knoten, der dem baumelnden Büchlein Halt hinter dem Gürtel gibt, flocht sie aus einem der Taschentragebänder.


Mein girdle book = old fashioned

Hilkes girdle book = little bit of punk
Zwei Beispiele für erfolgreiches, kostenbewusstes Buchbinden unter dem Recycling-Stern :D