Sonntag, 14. Februar 2010

Revitalisierung : Stefan Kruckenhauser - Verborgene Schönheit

Gestatte mir, lieber Leser, liebe Leserin, dass ich tief durchatme und trotzdem seufze, denn die Darstellung des heute früh endlich fertiggestellten, revitalisierten Buchs hat eigentümlich viele braune Facetten - historische und technische. Der Autor, Stefan Kruckenhauser, ein in Österreich und Süddeutschland in den 30er Jahren emsig tätiger Fotograf, war auch, ja, Skiläufer. Letzteres ist für mich als Winterunsportling schnell abgehandelt, er gilt als der Erfinder des „Wedelns”.
Als Fotograf gehörte er zu den frühen Leica-Großkönnern. Seine kontraststarken Bilder sind Legende. Weil sie auch in ihrer knallharten, herben Bildauffassung hervorragend in das „Bild” der Nazis passten, die in Österreich, also in der Ostmark, nach dem „Anschluss” ein paar Jahre das Sagen hatten, konnte Kruckenhauser für seine Foto-Publikationen aussergewöhnlich hohe Auflagen verzeichnen: 1937 „Du schöner Winter in Tirol“, 1938 „Das Bergbild mit der Leica“, 1938 - 1964 "Verborgene Schönheit“ (7 Auflagen!), 1938 „Altdeutsche Bildschnitzer der Ostmark“, 1941 „Das Meisterwerk von Kefermarkt“. Seine Nachkriegspublikationen lass ich mal unerwähnt, sie sind mir dann doch zu „braun”.
Mein Exemplar ist eine frühe Ausgabe (1938) des Bestsellers ”Verborgene Schönheit”, die ich in erbärmlichem Zustand vor dem Reisswolf gerettet habe, weil mich die gezeigte Auffassung von Fotografie faszinierte. Der Einband war schwer beschädigt, wellig, hatte Wasserflecken, beide Gelenke waren defekt, zwei Lagen im Inneren gelöst, der Schutzumschlag fehlte. Dennoch, ein solches Buch, mit diesen Fotos, komplett im Tiefdruck, im Sepiaton der ganz alten Meister gedruckt, konnte ich nicht dem Kompost lassen.
Also: Klammern gezogen, vollständig zerlegt, den alten Heisskleber entfernt, vom Rückenschild den Titel abgelöst. Dann: Neue Vorsätze angepappt, auf vier 12mm-Bänder und mit dünnem Garn geheftet. Dabei habe ich alte Tackerlöcher nutzen können und musste nicht neu stechen. Lediglich die Fitzbünde habe ich vorsichtig eingesägt. So wurde die Heftung ein wenig nach aussen verlagert, aber mich stört es nicht. Insgesamt ist das Papier altersbedingt gebräunt, aber das passt ja gut zum Gesamteindruck des Buches (Ahem!). Eingebunden habe ich in ein schönes weinrotes Buchleinen, das mir die Annegret Dick (bei Kumetat) aus der Restekiste herausgekitzelt hatte. Mit dem zwar beschädigten, aber gut lesbaren Rückentitel und den handgemachten Kapitalbändchen ist es nun vollständig und steht selbstbewusst inmitten meiner anderen Fotobücher.